Euroscheine und -münzen | Foto: Christoph Scholz, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Tierheime in Not, Deutscher Tierschutzbund im Reichtum

Exklusiv für zoos.media – 05.10.2022. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Tierheime sind in Not und der Deutsche Tierschutzbund scheffelt Millionen – wie passt das zusammen? Ein Blick auf die Hintergründe des Reichtums.

Tierheime in Not, Deutscher Tierschutzbund im Reichtum

“Tierheime am Limit”, hieß es am Deutschen Tierschutztag 2022. Da wird dann auch ganz schnell staatliche Unterstützung gefordert. Gegenüber dem NDR äußert sich in diese Richtung zum Beispiel Kerstin Lenz, Landesvorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes in Mecklenburg-Vorpommern und – das bleibt beim NDR allerdings aktuell unerwähnt – in der Linkspartei aktiv. Sehr gerne stimmt auch der Deutsche Tierschutzbund (DTB) insgesamt in solche Forderungen ein. Hinterfragt wird das leider medial und auch politisch selten. Das überrascht, gibt es doch allerlei Spannendes dabei zu entdecken.

2021: Über 6.000.000€ Überschuss

Katze in einem Tierheim. | Foto: Lisafern (http://lisa-redfern.artistwebsites.com/), Lizenz: public domain (CC0 1.0)

Schaut man auf die aktuelle Bilanzen des DTB – im Jahre 1881 als Dachorganisation der Tierschutzvereine und Tierheime in Deutschland gegründet – könnten die Zeiten eigentlich nicht rosiger sein. 2021 hatte man Einnahmen von 21.485.377,03€ und gab davon 15.097.815,47€ aus. Daraus ergibt sich im ideellen Bereich ein Überschuss von rund 6.387.561,56€. Das Ächzen der Tierheime ist nicht neu – auch 2021 waren Tierheime schon am Limit, wenn man der Presseberichterstattung Glauben schenken darf.

“In Notsituationen springt der Deutsche Tierschutzbund schnell und unbürokratisch mit einem Zuschuss aus dem Feuerwehrfonds ein. Denn anders könnten viele Tierheime die finanzielle Belastung gar nicht mehr stemmen”, heißt es auf der Webseite des DTB. Diesen Feuerwehrfonds gibt es in der Bilanz 2021 gar nicht. Das liegt daran, dass er über die Jahre eine gewisse Namensänderung erfahren hat: aus dem Feuerwehrfonds wurde als Position auf der Liste der Tierschutzfonds.

Für den gab es 2021 ganze 1.517.446,47€. Von rund 21,5 Millionen € an Einnahmen gingen nur rund 1,5 Millionen € tatsächlich an dieses wichtige, wenn nicht sogar das wichtigste, Projekt des DTB, das eigentlich seine Existenz als Dachorganisation überhaupt erst berechtigt. Zum Vergleich: 2.885.286,44€ flossen in Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Die scheint also sehr viel wichtiger zu sein. Sie scheint auch bitter nötig zu sein, gehen von den Einnahmen somit nicht mal 7% an diesen Fonds.

Deutscher Tierschutzbund: Leben in Reichtum

Mann im Anzug, der Euro in die Jackentasche steckt. | Foto: Kiwiev, Lizenz: CC0 1.0

Aus der eigenen Vermögensverwaltung hat der DTB satte 3.129.239,33€ Einnahmen – also mehr als das Doppelte von dem, was er in den Tierschutzfonds gegeben hat. Aber diese Zahl hat noch eine Dimension: Wie viel Millionen muss man an Vermögen haben, um bei den Zinsen aktuell 3,1 Millionen € plus mit dessen Verwaltung zu erzielen? Das sind beträchtliche Massen. Während Tierheime also am Existenzminimum knabbern müssen, kann man das Vermögen des Dachverbandes vermutlich fürstlich nennen.

Da wirkt der Schrei nach der Politik doch etwas kurios. Es wirkt ganz so, als sollte der Steuerzahler nun dafür aufkommen, dass der Dachverband der Tierheime sein angehäuftes Vermögen nicht weiter antasten muss und es sogar noch vergrößern kann. Wenn 2021 die Tierheime schon am Limit waren und dem DTB die angeblich notwendige Hilfe für diese weniger wert war als etwa die Eigenwerbung, spricht das Bände und torpediert natürlich auch berechtigte Hilferufe aus den Tierheimen.

Spenden, aber richtig!

Haushund | Foto: Filip Maljković, Lizenz: CC BY-SA 2.0

“Ihre Spende ist an kein spezielles Projekt geknüpft – daher hilft sie uns besonders, da wir damit vielfältige Vorhaben im Tierschutz unterstützen können”, heißt es auf der Webseite des Tierschutzbundes schönfärberisch, wenn man auf einen Spenden-Button klickt. Von einer 10€-Spende werden aber nicht mal 1€ im Tierschutzfonds Tierheimen helfen. Das viel größere Vorhaben scheinen, anhand der Zahlen, die Eigenwerbung sowie besonders die Anhäufung von Vermögen zu sein.

Jetzt kann man natürlich versuchen, das Geld zweckgebunden zu Spenden, damit der DTB nicht einfach damit machen kann, was er will. Deutlich besser aber wäre es, den Tierheimen in Not direkt zu spenden. Der Umweg über den Deutschen Tierschutzbund ist unnötig. Wenn es darum geht, als Spender den Tierheimen zu helfen, nimmt man Kontakt zu denen auf und fragt, was sie brauchen. Unterstützung brauchen sie nämlich definitiv und es ist alarmierend, dass der Deutsche Tierschutzbund hier so wenig tut.

So bleibt aber auch die Frage offen: Wenn so wenig für Tierheime getan wird, wofür braucht man den Deutschen Tierschutzbund dann überhaupt noch? Anhand dieser Zahlen scheint der Verein, der auch mit Hetze gegen Zoos immer wieder auffällig wird, völlig überflüssig. Vielmehr bräuchte es einen Dachverband für die Tierheime, der diese Aufgabe auch ernst nimmt und ins Zentrum seiner Tätigkeiten setzt. Was aus dem Deutschen Tierschutzbund geworden ist, ist ein Verrat seiner Wurzeln.

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