Vanessa Mai bei der SWR4 Schlagernacht (2016) | Foto: Sven Mandel. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Vanessa Mai & PETA gegen die Tiermedizin

Exklusiv für zoos.media – 22.08.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

Mit Schock-Fotos ging Schlager-Sternchen Vannesa Mai gemeinsam mit PETA gegen Sezierkurse an Universitäten vor, verbreitete aber in Wahrheit Populismus gegen Tiermedizin und andere Disziplinen.

Vanessa Mai & PETA gegen die Tiermedizin

So genannte Sezierkurse sind elementarer Bestandteil der praktischen Ausbildung von Tiermedizinern etwa für spätere Haustierärzte und Wildtierärzte. Sie lernen am toten Tier die Anatomie der Tiere kennen und werden so unter anderem auf lebensrettende OPs vorbereitet. Solche Präp-Kurse gibt es übrigens auch im Bereich der Humanmedizin mit verstorbenen Menschen.

„Ich sterb für dich“

Vanessa Mai bei der SWR4 Schlagernacht in Speyer im Jahr 2016. | Foto: Sven Mandel, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Unter dem Titel „Ich sterb für dich. Stoppt das Sezieren!“, der an ein von u.a. Dieter Bohlen geschriebenen Titel angelehnt ist, posiert die Schlagersängerin Vanessa Mai, mit einem Skalpell, das sie aufschneidet. Kurioserweise vermischt PETA in der zugehörigen Pressemitteilung das Sezieren, also, laut Definition, eine Leiche im Rahmen anatomischer Studien zu öffnen und zu zerlegen, mit Versuchen an lebendigen Tieren. „Oft werden Studierende durch die Studienordnungen gezwungen, Versuche an lebenden Tieren durchzuführen, obwohl die Ergebnisse längst bekannt sind und in jedem Lehrbuch stehen“, schreibt PETA. Versuche an lebendigen Tieren aber, haben mit Sezieren rein gar nichts zu tun, denn beim Sezieren sind die Tiere bereits tot, denn das ist mit „eine Leiche öffnen und anatomisch zerlegen“ (DUDEN) gemeint.

PETA regt sich auf: „Vor allem in den Studiengängen Biologie, Tiermedizin und Humanmedizin werden Tiere „verbraucht“, also für Übungen und Versuche benutzt.“ Sezieren gehört völlig richtigerweise zur Ausbildung, denn die anatomischen Kenntnisse, die man bei einem Präp-Kurs erlangt, stehen so eben nicht im Lehrbuch, denn hier lernen die angehenden Veterinärmediziner an einem echten Körper. An echten Leichen lernen sie unter anderem zu operieren. Diese sind für die Simulation enorm wichtig, da sie realistischer sind als Plastik-Modelle. Auch ein Fahrschüler lernt schließlich im richtigen Straßenverkehr das Fahren, bevor er einen Führerschein bekommt. Übrigens sind die vielzitierten „Froschversuche“ bereits seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr Usus.

Vanessa Mai redet PETA dabei anscheinend komplett nach dem Mund. Sie wird mit den Worten „Studien zeigen, dass eine Kombination aus modernen, tierfreien Lehrmitteln mit praktischen Übungen der beste Weg ist, junge Mediziner und Naturwissenschaftler gezielt auf ihren Beruf vorzubereiten“ zitiert. Auf der von PETA betriebenen Seite studieren-ohne-tierversuche.de liest man: „Studien zeigen immer wieder, dass eine Kombination aus modernen, tierfreien Lehrmitteln mit praktischen Übungen der beste Weg ist, junge Mediziner und Naturwissenschaftler gezielt auf ihren Beruf vorzubereiten“. Es ist fast 1:1 dieselbe Aussage – da scheint sich ja jemand mächtig viel eigene Gedanken gemacht zu haben, um es mal ironisch pointiert auszudrücken.

Woher kommen die Tiere?

Es ist selten, dass Universitäten Tiere extra zur Tötung ankaufen. Der überwiegende Teil der Übungen findet mit Tieren statt, die aus anderen Gründen verstorben sind oder die eingeschläfert werden mussten und dann vom Besitzer entsprechend zur Forschung freigegeben wurden. Weitere Übungen finden während der diagnostischen Arbeit statt. Nur äußerst selten werden Schlachttiere angekauft, die dann den Unis zur Verfügung gestellt wurden.

Es braucht diese Tiere in der Ausbildung, um die Studenten anatomisch zu schulen – wer würde sein geliebtes Tier schon einem Menschen ohne eine umfassende praktische Ausbildung anvertrauen? Operationen muss man im Interesse der künftigen Patienten eben üben und dies am besten so realitätsnah wie möglich – freilich ohne ein Tier dabei zu quälen. Deshalb werde die Tiere auch vorher schmerzlos getötet, um sie dann sezieren zu können – ohne die Tötung wäre dies, wie bereits erörtert, auch schon rein definitionsgemäß kein Sezieren.

Gute Veterinärmediziner dringend benötigt

Der Tier-, Arten- und Naturschutz braucht gut geschulte Veterinärmediziner, um Leben zu retten. Natürlich wäre es verantwortungslos, wenn junge Tierärzte sozusagen ins kalte Wasser geworfen würden, sodass sie erst im Einsatz auf einen echten Tierkörper treffen. Das Sezieren von Tieren wird von Experten und Praktikern zur Vorbereitung im Interesse des Tierschutzes als unerlässlich betrachtet. Somit sind populistische Kampagnen gegen diesen Berufstand absolut indiskutabel.

Diesem Hund wurde von PETA die Chance auf ein neues Zuhause genommen. Zehntausenden Haustieren ging es ähnlich. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Aber wie ist es eigentlich um die Glaubwürdigkeit von PETA in Sachen Tierschutz bestellt? In den USA hat PETA seit Mitte 1998 bereits über 36.000 Tiere getötet, von denen ein erschreckend großer Anteil gesund und vermittelbar gewesen wäre. Rund 80% dieser Tiere werden laut Untersuchungen der zuständigen Behörde innerhalb der ersten 24 Stunden nach ihrer Ankunft im Tierheim von den angeblichen Tierschützern getötet. Aber auch, wenn sie länger am Leben gelassen werden, haben sie kaum eine Chance auf Vermittlung. Im letzten Jahr wurden weniger als 3% der aufgenommenen Tiere vermittelt. Seit Mitte 1998 starben demgegenüber aber über 85% der Tiere, die von PETA aufgenommen wurden – der Durchschnitt in den USA liegt bei 40%. Während PETA diese Tiere skrupellos tötete konnten in anderen Tierheimen durch umfassend ausgebildete Veterinärmediziner, die auch in ihrem Studium seziert haben dürften, Tiere gerettet werden. So bekamen sie eine zweite Chance im Leben, die die Ideologen PETA zu vielen Tieren verwehrten. Wegen der Wegnahme und des darauffolgenden Tötens des Chihuahua Maya musste PETA jüngst zehntausende Dollar an die Familie zahlen, die den Hund liebevoll umsorgte.

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