Das vor einer Woche geschlüpfte erste Küken im Jahr 2020 | Bild: Michael Meierhoff, ACCB

Allwetterzoo Münster: Große Spende zur Rettung der Bengaltrappe

Exklusiv für zoos.media – 24.09.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Das unter anderem vom Allwetterzoo Münster betriebene Angkor Centre for Conservation of Biodiversity hat ein Spende zur Rettung der Bengaltrappen erhalten.

Allwetterzoo Münster: Große Spende zur Rettung der Bengaltrappe

Es handelt sich um eine der am stärksten bedrohten Vogelarten der Welt, deren Namen aber trotzdem noch sehr unbekannt ist. Weltweit sind nur noch 1.500 dieser besonderen Trappen übrig. Die Bengaltrappe steht in Südostasien so unter Druck, dass die Chance auszusterben größer ist, als die Chance auf Überleben. Der Allwetterzoo Münster aber hat diese Art noch lange nicht aufgegeben. Er hat das Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB) ins Leben gerufen. Zusammen mit der lokalen Bevölkerung vor Ort schützt man Arten – auch die Bengaltrappe.

Große Spende für bärtige Trappen

Eine der ersten im ACCB geschlüpften Barttrappen. Sie sollen als erste Zuchtgruppe das Fundament für die Erhaltungszucht bilden. | Foto: Philipp Wagner, ACCB

Die Bengaltrappe wird auch Barttrappe genannt und wurde bereits im 18. Jahrhundert zum ersten Mal beschrieben. Wissenschaftlich heißt sie Houbaropsis bengalensis. Für das Projekt zu ihrem Schutz bekam das ACCB eine Spende von den Wildlife Reserves Singapore in Höhe von über 12.465€ und das fließt nun direkt in den Artenschutz. Mit dem Geld soll nämlich die erste Zuchtanlage für die Barttrappen im ACCB entstehen. “Die Planungen hierfür gestalten sich alles andere als leicht”, führt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Forschung und Artenschutz am Allwetterzoo und zuständig für das ACCB, im Rahmen einer Pressemitteilung aus. “Gerade in Corona Zeiten können wir nur mit den Materialien bauen, die wir im Land bekommen. Zudem wurde die Art bisher kaum gehalten und erst recht nicht gezüchtet. Wir betreten hier quasi Neuland. Vor allem aber muss die Anlage so gesichert sein, dass kein Beutegreifer eindringen kann – dafür ist jede einzelne Barttrappe viel zu wichtig. Deutlich wurde das bei meinem vergangenen Besuch im ACCB. Während einer Führung haben wir eine Speikobra im Gehege der ersten Trappen gefunden und konnten sie zum Glück rechtzeitig herausfangen.”

Möglich wird diese Zuchtanlage aber auch durch langjährige Vorarbeit. Zwar gibt es Schutzgebiete inklusive einer Überwachung der Bestände durch die Naturschutzorganisation World Conservation Society (WCS), aber das reicht nicht aus. Daher hat das kambodschanische Umweltministerium 2019 beschlossen, dass die Artenschützer Eier aus der Natur entnehmen sollen, um eine Zuchtpopulation aufzubauen. Man setzt damit den so genannten One Plan Approach der Weltnaturschutzunion (IUCN) in die Tat um. Ohne die erfolgreiche Erhaltungszucht im ACCB würde die Art wohl in Südostasien aussterben. Es handelt sich also um ein enorm wichtiges Projekt.

Ohne Tierhalter generell wäre so ein Projekt niemals möglich gewesen, denn in diesen Einrichtungen wurde durch jahrzehntelange Zucht von Vögeln ein enormer Schatz an Erfahrungen gesammelt. Zwar ist jede Art durchaus unterschiedlich, aber es sind für viele Aspekte der Zucht bereits Erkenntnisse vorhanden, die nun helfen, so eine Zucht einfacher zu optimieren als wenn man diese Erkenntnisse noch sammeln müsste. Haltung rettet Arten ist ein Prinzip, dass das sich auch an diesem Beispiel hervorragend zeigen lässt. Ebenso wird klar, dass Zoos schleunigst erfunden werden müssten, wenn es sie nicht schon längst geben würde, um solche Arten retten zu können. Die WCS ist übrigens aus der 1895 gegründeten Zoologischen Vereinigung der New Yorkers Zoos hervorgegangen, die sich 1993 diesen neuen Namen gab. Wildlife Reserves Singapore ist die Organisation, die den Singapore Zoo, die Night Safari, den Jurong Bird Park and die River Safari in Singapore betreibt. Daran sieht man auch, dass das komplette Projekt in seinen Teilen – also die Aktion in situ und ex situ – ohne Zoos nie möglich geworden wäre und ebenso kann man beobachten wie Zoos sich weltweit vernetzen, um Arten zu retten.

Erste Erfolge gab es schon

Das vor einer Woche geschlüpfte erste Küken im Jahr 2020 | Bild: Michael Meierhoff, ACCB

Sieben Küken konnten schon 2019 erfolgreich aufgezogen werden und auch in diesem Jahr ist bereits das erste Küken geschlüpft. “Umso dankbarer bin ich Wildlife Reserves Singapore, dass sie uns trotz der global angespannten Finanzlage durch Corona die Fördergelder in Höhe von 20000 SGD (Singapur Dollar), rund 12.465 Euro, zu Verfügung stellen um die Zuchtanlage möglichst zügig zu bauen”, freut sich Wagner. Artenschutz muss eben auch finanziert werden. Eine Art rettet man nicht mal eben so im Handumdrehen für einen Apfel und ein Ei, sondern es ist ein Marathon, den man von Anfang bis Ende konzentriert bestreiten muss. Um eine Zuchtanlage zu bauen, ist Geld komplett unabdinglich, obgleich natürlich das wertvollste am Projekt unbezahlbar ist.

Somit ist dieses Projekt nämlich auch ein gutes Beispiel dafür, dass ein Zoo viel mehr liefern kann als nur Geld und nicht-monetäre Beiträge oft viel mehr wiegen. Wie versorgt man Trappen richtig? Wie geht man mit den Eiern um? Was gibt es medizinisch zu beachten? Alls das weiß man heute ganz gut, weil Zoos wie der Allwetterzoo Münster bereits seit Jahrzehnten Vögel halten und das wissenschaftlich von Experten begleiten lassen. Der Wert dieser Expertise lässt sich nicht beziffern, weil er unbezahlbar ist. Solche wichtigen Beiträge tauchen dann aber wiederum in keiner Bilanz auf, weil Zoologische Einrichtungen sich um solche Themen einfach unbürokratisch kümmern.

Daher ist auch der One Plan Approach so abhängig von der Existenz der Zoos und Aquarien – diesen umfassenden Artenschutz gäbe es schlicht nicht ohne solche Zentren von Artenschutz, Forschung und Bildung, die moderne Zoologische Einrichtungen nun mal sind. Daher ist ihr Fortbestand von zentraler Bedeutung.

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