Waldbrand in Brasilien im Jahre 2016 | Foto: Arthur de Magalhães Goulart, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Amazonas-Waldbrände: Echte Gefahr und Panikmache

Exklusiv für zoos.media – 24.08.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Bezüglich der Waldbrände im Amazonas sind gerade viele Fake News unterwegs. Im Artikel wird denen auf den Grund gegangen und so versucht, ein authentisches Bild zu vermitteln.

Amazonas-Waldbrände: Echte Gefahr und Panikmache

Die vielzitierte “grüne Lunge der Erde” atmet noch. In der Presse klingt das anders, oder? NGOs verbreiten auch Nachrichten, die in eine andere Richtung gehen, nicht wahr? Zu schnell fällt man auf die Unkenntnis oder Panikmache herein, wenn man nicht weiß, was da aktuell überhaupt brennt. Schaut man sich die mediale Berichterstattung an, ist diese bezüglich der Feuer vor allem durch Fake News und Schockmeldungen geprägt. Deshalb hilft es auch die Bilder kritisch zu hinterfragen, die man sieht. Beides wird dieser Artikel tun.

Was brennt da überhaupt?

Waldbrand auf der Insel Zakynthos, Griechenland, am 25. Juli 2007 | Foto: Carl Osbourn, Lizenz: CC BY 2.0

Aktuell brennt der Regenwald, nicht wahr? Falsch! Hauptsächlich brennt gerade Farmland. “Ein Großteil des brennenden Landes bestand nicht aus altem Regenwald, sondern aus Land, das bereits von Bäumen befreit und für landwirtschaftliche Zwecke genutzt worden war”, stellt die New York Times klar. Auch die NASA berichtet entsprechend. Was wir brennen sehen – zumindest auf den wirklich zutreffenden Bildern – ist Agrarland. Es ist für die Natur bereits verlorene Fläche. Natürlich ist es nicht schön oder gut, dass sie brennt, aber es ist eben auch nicht die “grüne Lunge der Erde”. Da muss man schon differenzieren, denn vielleicht gute Absichten legitimieren keine Fake News.

Entwaldung ist ein Problem in Brasilien und man muss versuchen, weitere Zerstörung zu verhindern, aber selbst unter Jair Bolsonaro, sind die Entwaldungsraten, laut dem Nationalen Brasilianischen Institut für Weltraumforschung, das quasi von oben auf das Land blickt, deutlich geringer als in den letzten Jahrzehnten. Aktuell steigen sie wieder leicht an, was man definitiv kritisieren sollte, aber sie sind geben auch deutlich unter den Raten aus den 2000er und 1990er Jahren. Das sind wichtige Erfolge von vernunftbasierter Naturschutzpolitik und nicht von Panikmache.

Waldbrände entstehen durch (übrigens temperaturunabhängiger) Trockenheit und einem Auslöser – der ist in rund 95% der Fälle der Mensch durch Absicht oder Fahrlässigkeit. Diese Brände, die wir sehen, sind Ergebnis von Brandstiftung. Weder hohe Temperaturen (Temperaturen, in denen es zur Selbstentzündung von Holz kommt, sind ohnehin weit über Temperaturen, die Menschen überleben können), noch der Klimawandel sind an diesen Feuern Schuld, sondern Menschen tragen dafür die Verantwortung. Ohne Brandstifter, ob nun vorsätzlich oder fahrlässig, gäbe es diese Brände nicht.

Dass alles soll uns aber nicht davon ablenken, dass im richtigen Regenwald es für viele Arten nicht gut aussieht. Es sind eben nur zwei weitgehend unterschiedliche Paar Schuhe, die man nicht vermischen sollte. Solche Fake News helfen langfristig niemandem. Selbst wenn die Panikmache jetzt zu einem höheren Spendenaufkommen führen würde, so haftet diesem doch eine gewisse Fragwürdigkeit an. Der Umstand, dass eine, wie auch immer definierte, Gegenseite Fake News bemüht, sollte nicht Legitimation dafür sein, diese Taktik zu übernehmen. Eine Schlacht der Fake News ist definitiv nicht der Weisheit letzter Schluss.

Bilder, die das Feuer gar nicht zeigen

Aber es werden doch massenhaft Foto von brennendem Regenwald auf den sozialen Netzwerken und von allen geteilt? Ja, aber das sind ganz häufig Symbolbilder und keine authentischen Aufnahmen der aktuellen Feuer – darüber wurde bereits in verschiedenen Medien berichtet. Ein falsches Foto twitterte zum Beispiel der französische Präsident:


Das Bild wurde von Loren McIntyre geschossen. Die Fotojournalistin starb 2003. Wer sucht, findet leicht viele andere Beispiele – auch weitere Prominente:


Aber auch weniger prominente Personen zeigen fragwürdige Fotos:


Das Bild oben links stammt von einem Feuer in Kalifornien. Das Foto oben rechts zeigt dann zwar ein Feuer in der Amazonas-Region allerdings eines im Jahre 1989 genau wie das Bild unten links nicht aktuell ist. Zum Foto unten rechts ist zu sagen, dass daran dreist manipuliert wurde: “[Es handelt sich um eine] eine digitale Karte südamerikanischer Brände von der Nachrichten-Website InfoAmazonia, die angeblich die Orte und die Häufigkeit von Waldbränden im Amazonasgebiet darstellt. Sie wird jedoch so abgeschnitten, dass die Aufschlüsselung nicht zu sehen ist, die anzeigt, dass die schattierten Bereiche die Frequenz der Feuer darstellen zwischen 2000 und 2012, und die gelben Bereiche stehen für Brände von 2000 bis 2014.” Dieser Post ist kein Einzelfall. Ganz dreist wird zum Beispiel hier ein Foto von einem Waldbrand in den USA gezeigt:


Es gibt zahlreiche weitere Beispiele. Für Laien sind sie meist nicht so offensichtlich wie das letzte Beispiel als Fake zu enttarnen. Interessant ist meist, wer die Fotos hauptsächlich und ursprünglich verbreitet. Philipp Hummel vom Deutschen GeoForschungsZentrum in Potsdam fiel da etwas auf:


Das wäre tatsächlich typisch für solche falschen Fotos, die erst von dubiosen Accounts geteilt werden, die darauf aufmerksam machen, dass die “Mainstream-Presse” dem nicht genug Aufmerksamkeit geben würden. Was diese Bilder eint ist aber nicht nur, dass sie nicht das aktuelle Feuer zeigen, sondern, dass sie auch sehr emotional sind. Vielleicht geschah das ja mit durchaus guten Intentionen, wie man es auch im oben beschrieben Fall vermuten könnte, aber es bleibt eben trotzdem nicht die Wahrheit. Zudem schürt es Panik – etwas, das man schlicht nicht brauchen kann und das übrigens auch, wenn es so wäre wie beschrieben.

Was tun?

Jaguar Gulliver zeigt im Loro Parque sein beeindruckendes Raubtier-Gebiss. | Foto: zoos.media

Erstmal sollte man aufhören die kursierenden Fake News zu teilen und sich an der Panikmache zu beteiligen. Die hilft keinem außer den fragwürdigen Quellen, die sie teilen. Zur Rettung des Regenwalds kann allerdings tatsächlich jeder etwas beitragen. Moderne Zoos und Aquarien führen zahlreiche Projekte durch oder arbeiten mit ihnen zusammen – hier kann man also nachfragen und seriöse NGOs finden, die auch wirklich etwas erreichen. Jenseits von solchen Projekten ist absolute Vorsicht geboten. Sehr viele halbseidene Organisationen, die jetzt das große Geld vermuten, werden sicherlich versuchen an Spenden gutgläubiger Naturfreunde zu kommen. Dieses Geld aber wird die wirklich ankommen.

Gerade einer Zeit, in der man mit Fake News nur so bombardiert wird, ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Moderne Zoos und Aquarien arbeiten schon seit vielen Jahren erfolgreich in diesem Bereich. Das sind die Kräfte, auf die man vertrauen kann, denn die Forschung hat ohnehin belegt, dass das Aufforsten von zerstörten Wald-Habitaten die beste Form des Klimaschutzes ist. Jeder kann übrigens ein Foto überprüfen: die Bildersuche von Google ermöglicht einem, die Fotos zurück zu verfolgen. All diese Fake News sollen aber nicht davon ablenken, dass der Regenwald unser aller Schutz braucht. Zudem sind die Feuer natürlich auch eine echte und völlig reale Gefahr für die betroffenen Menschen und Tiere.

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