Le Le im Memphis Zoo | Foto: O01326, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Billie Eilish: Panda-Blamage in Memphis

Exklusiv für zoos.media – 09.02.2022. Autor: Philipp J. Kroiß

Wiedermal hat sich ein Promi von Pseudo-Tierschützern instrumentalisieren lassen. Billie Eilish hat sich anscheinend aufgrund von ein paar Panda-Bildern verrannt.

Billie Eilish: Panda-Blamage in Memphis

Es passiert immer mal wieder, dass sich Promis von den Karren von Tierrechtsorganisationen spannen lassen und sich damit fürchterlich blamieren. So hat Billie Eilish, eine aktuell gehypte US-Singersongwriterin, “In Defense of Animals” unterstützt, weil es den Großen Pandas im Memphis Zoo angeblich schlecht ginge. Die dort seit 2003 lebenden Tiere sind aber schlicht alt. Für Große Pandas ist in der Natur meist mit 20 Jahren spätestens Schicht im Schacht, aber in Menschenobhut können sie noch bis zu 10 Jahre älter werden, sehen dann aber eben auch im wahrsten Sinne des Worte alt aus. Das wüsste man auch, wenn man nur ein Minimum an Recherchearbeit in das Thema stecken und sich ernsthaft dafür interessieren würde.

Das Statement vom Memphis Zoo

“The Memphis Zoo would like to address the misinformation that has been distributed recently regarding the health and well-being of our Giant Pandas, Le Le and Ya Ya. These pandas have called the Memphis Zoo home since 2003.

Our pandas have been the inspiration for multiple research studies regarding nutrition, reproduction, and forestry habitat restoration, all of which have contributed to the massive success of having the Giant Panda removed from the endangered species list.

We are partnered with the Chinese Association of Zoological Gardens (CAZG) who we are in constant communication with regarding the status of our pandas. We report to CAZG monthly sharing the status of husbandry, reproductive, and nutritional information for both bears. These reports include graphs of the pandas’ weights, amount of food consumed and defecated, as well as the enrichment they receive.

Since their arrival in 2003, both our male and female pandas have had thorough annual physical examinations which have always consisted of extensive diagnostic testing in order to evaluate them internally as well as externally.

These exams have also involved additional input by multiple experts in reproductive physiology, ultrasonography, and dentistry. Per the direction of the CAZG, during these annual exams we have collected semen from our male and performed artificial insemination on our female.

As our bears have entered a geriatric phase of life, we have increased the number of physical exams conducted annually to reassure both our partners and the public that these bears are being vigilantly monitored.

Through voluntary participation, known as operant conditioning, our bears have blood and urine samples examined monthly which are monitored for early indicators of infection or disease, as well as the appropriate functioning of their organ systems. These exams are done both proactively and for diagnostic purposes to ensure our bears are receiving exemplary care.

In addition, there have been many concerns surrounding our female Giant Panda, Ya Ya. Despite annual attempts of natural breeding and artificial insemination as per recommendation and consultation with CAZG, this individual over the last 20 years has had minimal success conceiving and zero success maintaining a pregnancy.

Regarding her stature, people have noted that she is a very small bear. Phenotypically speaking, this does not stem from her nutrition, but her familial genetics. In conclusion, Ya Ya also lives with a chronic skin and fur condition which is inherently related to her immune system and directly impacted by hormonal fluctuations.

This condition does not affect her quality of life but does occasionally make her hair look thin and patchy. The condition is closely monitored by our animal care team and veterinary staff.

With an active research team who is devoted to expanding the conservation impact of our zoo, they have developed methods for artificial insemination that allow for sperm to be frozen, transported across the world to China, then thawed to be evaluated and utilized for artificial insemination around the world.

Our male Giant Panda, Le Le, has sired offspring through this process. Additionally, our teams have been a part of global restoration coalitions to restore forests for the natural populations of Giant Pandas.

We are extremely proud of the work and dedication of our animal care teams, veterinary staff, and research teams. They are devoted to global conservation as well as the animals in their care. We are incredibly grateful to our loyal zoo supporters who have followed Le Le and Ya Ya’s lives over the last two decades. We encourage anyone who wants to learn more about our bears and our mission as a zoo to come visit us.”
– Memphis Zoo

Kurz gesagt: die Tiere sind in der geriatrischen Phase ihres Lebens. Auch, wenn sie nicht mehr so frisch aussehen wie junge Hüpfer, leiden sie deshalb nicht automatisch. Sie nehmen ständig, wie das in den Haltungen auch üblich ist, am medizinischen Monitoring teil und der Memphis Zoo beschert ihren – noch mindestens bis 2023 – einen würdigen Lebensabend. Die unseriöse Organisation “In Defense of Animals” hatte einfach die Unkenntnis von vielen Menschen ausgenutzt, um eine Flamme der Empörung zu entfachen, die sich schnell hätte löschen lassen, wenn man zum Beispiel auf die Webseite des Zoos geschaut hätte. Dort werden nämlich nicht nur die tollen Beiträge der beiden Tiere zum Panda-Schutz gewürdigt, sondern man erfährt auch, dass es offensichtlich Senioren sind.

Wie man an diesem Post oben auch deutlich sieht, informiert der Memphis Zoo ja auch transparent zum Gesundheitszustand der Tiere.

Neue Generation Musik-“Star”

Stars und Sternchen der Musikbranche werden heutzutage als Marke an den Markt gebracht. Die Musik, die eigentlich mal Grund für die Berühmtheit war, gerät eher zu einer Art zentralen Merchandising-Gegenstand der Marke, die meist mit dem Namen der Person identisch ist. Um solche Personal Brands aufzubauen, nutzt man auch Felder jenseits der Musik, um sich bei der Zielgruppe der Produkte zu profilieren. Besonders in den USA ist das seit Jahrzehnten übliche Praxis in der Vermarktung dieser Generation von Stars und Sternchen.

Der Name ist nicht mehr nur der Name irgendeines Künstlers, sondern der Name ist Branding selbst. Dann muss man überlegen, was man mit diesem Namen verbinden will. Weil alle Menschen irgendwie Tiere lieben, nutzt man Organisationen, die behaupten, sie würden sich für Tiere einsetzen, gerne, um da dem Brand ein gutes Standing zu geben. So kommt es zustande, dass Managements von Künstlern auch auf solche unseriösen Organisationen reinfallen. Es ist für sie ja auch nicht groß von großem Belang: Verteidigung der Tiere klingt ja auch gut. Dass die Organisation damit nicht viel am Hut hat – wen soll das interessieren? Das wäre ja nur dann interessant, wenn jemand diese unseriösen Machenschaften aufdeckt und daher ist die Gegenrede auch so wichtig.

Aufgrund dessen ist dieses ausführliche Statement vom Memphis Zoo von so großer Wichtigkeit. Besonders junge, aber auch erwachsene Menschen gehen so genannte parasoziale Beziehungen mit Personal Brands ein und entwickeln ein gewisses Vertrauen, weil ein Management natürlich darauf achtet, dass diese Brands ein massives Identifizierungspotential bieten, eben weil man die Marke weit über die Musik hinaus positioniert. Solche Positionierungen müssen dann nicht notwendigerweise auch die Zustimmung der Person selbst finden, weil die Marke sehr schnell sehr viel größer ist als man selbst. Es entsteht hierbei ein gewisser Kontrollverlust, während man allerdings zeitgleich mantra-artig die eigene Realness beschwört.

Viele junge Menschen verwechseln sehr schnell die Brand und die Person – das ist deshalb auch nachvollziehbar, weil der Name ja meist identisch ist. Zur Medienkompetenz gehört aber auch, hier unterscheiden zu lernen. Denn je bewusster den Rezipienten eine Masche ist, je wirkungsloser wird sie. Es gilt immer zu bedenken, warum so ein Personal Brand betrieben wird: man will damit Geld verdienen. Niemand begibt sich auf diesen Markt, der das nicht will. Das ist ja auch gar nicht verwerflich oder negativ. Falsch wird es eben nur dann, wenn man so tut als sei dem nicht so, um eine gewisse Nahbarkeit auszustrahlen.

Managements, die den falschen Organisationen bei den Vermarktungsaktionen vertrauen, blamieren so mal schnell “ihre” Stars und Sternchen. Ob das nun bei Billie Eilish auch der Fall war oder ob sich die Künstlerin tatsächlich höchstselbst hat blamieren lassen, kann man nicht nachvollziehen. Fest steht nur, dass diese Form von Marketing gefährlich für alle Beteiligten ist – aber auch nicht zuletzt für die Musik selbst. Der BR lieferte jüngst in einem Kommentar einen Erklärungsversuch zu dem Phänomen, warum der Wunsch nach Erfolg der Musik die Seele nimmt. Solche Blamagen, wie jetzt im Falle vom Billie Eilish, sind inzwischen an der Tagesordnung, weil auf dem Markt sehr viel in eine fragwürdige Richtung läuft.

 

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Nicht nur “hübsche” Tiere sind gesund

Es hat sich ein fragwürdiger Trend eingestellt, dass Tiere, die den Beauty-Standards mancher Besucher nicht genügen, gleich als krank oder schlecht gehalten eingestuft werden. Wirkliche Tierfreunde sehen aber auch die Schönheit im Alter. Natürlich haben betagte Tiere ihre Wehwehchen und sehen nicht mehr taufrisch aus, aber auch das gehört dazu, weil – durch die gute Pflege – die Tiere in Menschenobhut in der Regel deutlich älter werden. Auch gerettete Tiere sind manchmal nicht so vorzeigbar wie “Eigengewächse” der Zoos. Sie bringen optische Schäden mit in die Zoologischen Gärten, die manchmal mit der Zeit wieder verschwinden oder eben auch mal nicht.

Es gibt keinen sinnvollen Grund, so etwas nicht zu zeigen. Das gehört dazu: wer Tiere lange pflegt, ihnen ein gutes Leben beschert und etwas für den Artenschutz tut, der hat eben auch über kurz oder lang mal Tiere, die nicht die hübschesten Vertreter ihrer Art sind. Die aber eben auch zu zeigen und nicht nur die Model-Typen, die man etwa in Tierdokus gerne präsentiert bekommt, gehört auch zu einem umfassenden Bild der Natur, das der Zoo vermittelt. Das Privileg einen Panda zu sehen, der im hohen Alter zwar geriatrisch, aber leidfrei lebendig ist, ist eigentlich etwas, das positiv bewertet gehört. Für die Tiere ist es ein Geschenk so alt werden zu dürfen und für die Besucher ist es eines, diese Tiere durch ihr Leben hindurch begleiten zu dürfen.

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