Bonobo Bili im November 2018 | Foto: Grüner Zoo Wuppertal

Bonobo Bili: Gute Nachrichten aus dem Grünen Zoo Wuppertal

Exklusiv für zoos.media – 12.02.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Es gibt wunderbare Nachrichten aus dem Grünen Zoo Wuppertal über den Bonobo Bili: ein wichtiger Zwischenerfolg konnte nun vermeldet werden, der Hoffnung gibt.

Bonobo Bili: Gute Nachrichten aus dem Grünen Zoo Wuppertal

Was haben sie nicht alle geunkt: Die Pseudo-Experten, die letztendlich wohl nur sauer darüber waren, dass ihr Disney-Bild von Bonobo-Gruppen durch komplett art-typisches Verhalten zerstört worden ist und die dann übel gegen die echten Experten im Grünen Zoo Wuppertal geschossen haben, haben und hatten Unrecht, denn die Vergesellschaftung ist offenbar doch nicht gescheitert. Aktuell läuft sie noch und nicht nur das: sie läuft sogar noch besser als bisher.

Was ist passiert?

Bonobo Bili kam in den Grünen Zoo Wuppertal und sollte in die dortige Bonobo-Gruppe eingegliedert werden. Dazu gehört auch, dass sich das Tier in die Rangordnung einfinden muss. Die Rangordnung wird aber, übrigens auch in der Natur, bis aufs Blut und manchmal sogar bis in den Tod verteidigt. Das ist bei Bonobos (Pan paniscus) und anderen Vertretern der Gattung Pan nichts Ungewöhnliches – wohl aber offenbar für naturentfremdete Pseudo-Tierfreunde mit fragwürdiger Motivation. Die brachen nämlich gleich eine Kampagne los als der Zoo Wuppertal darüber informierte, dass es keine Bilderbuch-Vergesellschaftung wurde.

Leichtgläubige Tierfreunde und einige Medien fielen auf diese Kampagne herein und die schaukelte sich dann so hoch, dass es zu Todesdrohungen gegen Zoomitarbeitern kam, wegen denen inzwischen die Polizei ermittelt. Es ist also alles komplett eskaliert nur, weil sich Bonobos in Wuppertal so verhalten haben wie Bonobos sich nun mal verhalten können. Hat man je einen Beweis für zunehmende Naturentfremdung bei der Bevölkerung gebraucht, so hat man ihn in dieser Hass-Kampagne gegen den Zoo Wuppertal, die mit Tierliebe, sowie mit Tierkenntnis rein gar nichts zu tun hat und hatte, gefunden. Ein Glück, dass sich moderne Zoos und Aquarien gegen diesen Trend der zunehmenden Naturentfremdung aktiv einsetzen.

Dr. Arne Lawrenz, Veterinärmediziner und aktueller Zoodirektor in Wuppertal, und sein Team aus Experten, die jahrelange Erfahrung im Bereich der Haltung von Bonobos mitbringen, haben im Interesse der Tiere zum Glück einen kühlen Kopf bewahrt und sich nicht von Unkenrufen aus verschiedenen Richtungen in Boxhorn jagen lassen. Sie haben strategisch weiter gearbeitet und immer schon von positiven Zeichen berichtet. Jetzt kam aus dem Zoo eine Erfolgsmeldung:

Natürlich ist damit die Vergesellschaftung noch nicht final erfolgreich, aber es ist ein wichtiger Zwischenerfolg, den es niemals gegeben hätte, wenn man den Pseudo- und Möchtegern-Experten Glauben geschenkt hätte. Jahrelange tiergärtnerische Praxis ist eben nicht durch das Bestehen eines Bewerbungsverfahrens bei einer Tierrechts-NGO zu ersetzen.

Transport in ein “neues Zuhause” sinnlos

Bonobo im Zoo. | Foto: Psych USD, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Ein Hirngespinst dieser Empörungsindustrie aus dahergelaufenen Bonobo-Experten, die gar keine waren und sind, war es, Bili in eine nicht artgemäße Unterkunft zu verfrachten und zwar in eine Einrichtung mit besten Kontakten zur Tierrechtsindustrie – was für ein Zufall! Das kennt man natürlich schon von anderen Fällen, denn unseriöse Tierhalter haben schon lange verstanden, dass sich die Pseudo-Tierfreunde nur allzu gerne zur Tier-Akquisitive instrumentalisieren lassen, wenn man sie mit Desinformationen nur genug für dumm verkauft. Teilweise bestehen jahrelange Partnerschaften zwischen Aktivisten und bestimmten Tierhaltern, die dann rein zufällig immer als ideale Unterbringungen beworben werden, obgleich sie das häufig gar nicht sind – siehe die Elefanten-Sanctuaries in den USA wie zum Beispiel das TES.

Der Verband der Zoologischen Gärten e.V. lehnte deshalb ein von Zoogegnern viel gepriesenes neues Zuhause ab: “Wir verstehen natürlich, dass sich Zoobesucher wegen Bilis Wunden erschrecken und um seine Gesundheit besorgt sind”, sagt Volker Homes, Geschäftsführer des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ). “Allerdings würde sich seine Situation in einem neuen Zuhause nicht verbessern, sondern unter Umständen sogar verschlechtern.” Dies wäre auch beim häufig ins Gespräch gebrachte Wales Ape & Monkey Sanctuary der Fall. “Weder gibt es dort derzeit eine Bonobo-Gruppe, noch sind überhaupt Erfahrungen in der Haltung dieser Menschenaffen vorhanden”, erklärt Volker Homes. “Er würde ganz allein in einem Gehege sitzen und hätte keine Kontakte zu Artgenossen – für sozial veranlagte Tiere wie Bonobos eine absolute Katastrophe!” Die ebenfalls in der Öffentlichkeit häufig diskutierte Frage, ob Bili nicht nach Frankfurt zurückkehren könne, müsse ebenfalls verneint werden. Inzwischen habe sich die Gruppenkonstellation im hessischen Zoo durch den Zuzug von zwei erwachsenen Weibchen derartig geändert, dass eine Reintegration des jungen Bonobos in die Frankfurter Gruppe noch komplizierter sein könnte als in Wuppertal.

Realistisch in die Zukunft blicken

Bonobo im Grünen Zoo Wuppertal | Foto: zoos.media

Natürlich ist die Vergesellschaftung beziehungsweise die Integration von Bili in die Wuppertaler Gruppe noch nicht abgeschlossen, aber die Zeichen, dass dies bald der Fall sein kann, sind da. Dadurch dass Bili durch Handaufzucht das Leben gerettet werden musste, hat das Tier eine besondere Sozialisierungsgeschichte, die in der modernen Zootierhaltung selten geworden ist. Normalerweise werden junge Bonobos mit ihrer Mutter transportiert. Der VdZ dazu: “Um junge Männchen in der matriarchalisch organisierten Bonobo-Gesellschaft vor den arttypischen Attacken der dominanten Weibchen zu bewahren, werden diese Transporte meist zusammen mit dem Muttertier durchgeführt. In diesem Fall wäre Bili durch den Status seiner Mutter geschützt gewesen.” Da dies aber nicht möglich war, kam es zu diesem besonderen Fall.

Bili muss nun lernen, sich in einer Gruppe zu behaupten, denn nur dann kann man ihn tiergerecht beziehungsweise artgemäß halten. Ein Tier, dass die notwendigen sozialen Fähigkeiten dazu noch nicht erworben hat, wird es in jeder Bonobo-Gruppe auf die harte Tour lernen müssen. Diese Chance gibt der Wuppertaler Zoo Bili und diese Chance hat er auch verdient. Bonobos sind sehr robust, weil dieses, für den Menschen vielleicht aggressiv anmutende, Verhalten, in ihrer Natur liegt. Die Zwergschimpansen leben in einem hart geführten Matriarchat mit einer strengen Rangordnung, die mit der menschlichen Gesellschaftsform völlig unvergleichbar ist. Hoffen wir für Bili, das er sich in dieser Welt immer besser zurecht findet.

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