Drill-Nachwuchs im Tierpark Hellabrunn | Foto: Rufus46, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DEED

Ein Buch für Zoos in Bayern

Exklusiv für zoos.media – 09.05.2024. Autor: Philipp J. Kroiß

In seinem neuen Buch eröffnet Hans Helmreich ganz unterschiedliche Perspektiven auf fünf verschiede Zoos im Bundesland Bayern. Dabei gibt es viel zu entdecken.

Ein Buch für Zoos in Bayern

Für Tiere begeisterte sich Autor und Journalist Hans Helmreich in Zoologischen Gärten und auf Reisen. Er war viele Jahre Leiter der zentralen Onlineredaktion des Bayerischen Rundfunks (BR). Nun stellt er in einem Buch fünf Zoos in Bayern vor.

Dank der Kontaktaufnahme durch den Verlag war es zoos.media möglich einen Blick in das Buch zu werfen und den Autor zu interviewen. So kam es zu diesem Artikel. Erscheinen ist das Buch im Allitera-Verlag vor ein paar Tagen. “Der bilderreiche Band macht Lust, Zoos zu besuchen und sie aus anderer Perspektive ganz neu zu entdecken”, heißt es in Produktbeschreibungen.

Fünf Zoologische Gärten

Zahlreiche Besucher genießen die edukative Präsentation der Großen Tümmler im Tiergarten Nürnberg. | Foto: Jed, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Zu Recherche für dieses Buch besuchte Hans Helmreich den Zoologischen Garten Hof, den Tiergarten Nürnberg, den Tiergarten Straubing, den Zoo Augsburg und den Tierpark Hellabrunn. Neben seinen Eindrücken, die auch besonders durch Fotos vermittelt werden, schaut er dabei in die Geschichte der Zoos und spricht mit einzelnen Akteuren.

Durch die Interviews gelangt man einen Einblick in die verschiedenen Betätigungsgebiete in modernen Zoologischen Gärten. Helmreich stellt Direktoren, Pfleger und Tierärzte, aber auch Pädagogen und Förderer sowie weitere wichtige Akteure der jeweiligen Zoos vor. So gelingt es, die Zoos aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.

Diese Herangehensweise ist bisher einzigartig, weil sie einen neuen Blick auf die Zoos ermöglich. Der Rote Faden dabei sind die vier Säulen der modernen Zoos: Artenschutz, Bildung, Forschung und Erholung. Dabei gibt es auch Einblicke in Artenschutzprojekte, wie Plumploris e.V., das zwar im Zoo Dortmund das Licht der Welt erblicke, aber unter anderem auch vom Zoo Augsburg unterstützt wird.

Ein großes Anliegen

Hartmann-Bergzebra (Equus zebra hartmannae) im Tierpark Hellabrunn | Foto: Wikipedia / Tobias Klenze, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Hans Helmreich beschreibt, es sei ihm ein Anliegen gewesen, “die Fachleute in den Zoos in ihren höchst unterschiedlichen Funktionen vorzustellen. Ich habe Ihnen Raum gegeben, ihre Arbeit zu erklären und auch zu konkreter Kritik Stellung zu nehmen.”

Im Interview erklärt er: “In der medialen Berichterstattung und vor allem in den sozialen Medien hat sich in den letzten Jahren aber eine deutlich kritische Haltung etabliert, die sich oft sehr pauschal auf die Meinung von ‚Tierschützern‘ stützt. Wer das genau ist, wird nicht immer deutlich. Der Tenor: die Haltungsbedingungen sind nicht gut genug, die Tiere leiden, Artenschutz sei nur ein Vorwand und man sollte Zoos auflösen, das Geld lieber in den Herkunftsländern investieren.”

Auf seinen Reisen durch Afrika habe er aber selbst gesehen, “dass auch die Lebensverhältnisse für die Tiere dort keinesfalls immer ideal sind”. Das hänge mit der Bedrohung der Tiere zusammen und auch dort sei Tiermanagement nötig. “Wirksamer Artenschutz wäre ohne das internationale Netzwerk qualifizierter Zoos und Aquarien gar nicht mehr möglich”, betont er.

Eine klare Auswahl

“Ich habe mich sehr bewusst auf wissenschaftlich geführte Zoos konzentriert. Sie sind für mich die Garanten dafür, dass die Anforderungen an Tierwohl und Haltungsbedingungen, an wissenschaftliche Arbeit und pädagogische Vermittlung sowie den qualifizierten Einsatz für den Artenschutz gewährleistet sind”, beschreibt Hans Helmreich zur Auswahl genau dieser fünf Zoos.

Dabei war ihm auch eine Diversität der Zoologischen Gärten wichtig. “Die Verteilung der fünf Zoos von ganz klein bis ganz groß über die verschiedenen Regionen Bayerns kam mir sehr entgegen”, schreibt Hans Helmreich. “Im Rahmen von etwas mehr als einem Jahr war es mir möglich, die Zoos mehrfach zu besuchen und mir in vielen ausführlichen Gesprächen und Hintergrundrecherchen ein klares Bild zu machen.”

Wie sieht die Zukunft aus?

Schabrackentapir im Tiergarten Nürnberg | Foto: Rufus46, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DEED

Ausgangspunkt seines Blicks in die Zukunft ist einer Veranstaltung mit der früheren Primatenforscherin, heute umstrittenen Rednerin Jane Goodall. Dass diese “in ihren Aussagen nicht immer konsistent” sei, könne man kritisieren, “aber das ist in diesem Zusammenhang einfach nicht mein Thema”.

Stattdessen nimmt er die richtigen Aussagen von Goodall über die Bedeutung moderner Zoologischer Gärten und wirft einen Blick auf deren Wichtigkeit im Artenschutz. So ist er sich sicher: “In den Zoos von heute steckt ein großes positives Potenzial für uns alle. Wir können es nutzen. Jetzt.”

Hans Helmreich betont aber auch: “Eine kritische Auseinandersetzung zu Funktion und Bedeutung von Zoos in unserer Zeit ist notwendig. Ich hoffe, mit diesem Buch einen Beitrag zu einer differenzierten und vor allem sachlichen Diskussion geleistet zu haben.”

Widmung an eine neue Generation

Schimpanse im Zoo Augsburg | Foto: Rufus46, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Der Autor Hans Helmreich widmet das Buch seinen Enkelkindern. Wie er sich die Zoowelt wünscht, wenn die Vier in seinem Alter sein werden? “Ich wünsche mir, dass sich der Schutz von Wildtieren bis dahin deutlich verbessert hat und ihre Lebensräume wieder größer, vielfältiger und sicherer ​ geworden sind. Ich gehe aber nicht davon aus, dass Zoos damit überflüssig werden.”

Vielmehr hofft er, dass die Zoos der Versuchung widerstehen würden, “sich stärker hin zu Unterhaltungsparks zu entwickeln”. Er nimmt eher an, “dass ihre Bedeutung für die wissenschaftliche Forschung, die Vermittlung von naturkundlichem, ökologischem Wissen noch größer wird und intensiv in der Bevölkerung verankert ist.”

Wichtig ist Hans Helmreich dabei auch der One Plan Approach: “Die Kombination von In-Situ- und Ex-situ-Projekten wird essentiell für den Artenschutz und die Erhaltung der Biodiversität bleiben.” Er hoffe, dass seine Enkelkinder “ein Leben lang viel Freude an der Begegnung mit Wildtieren haben können” – und das sowohl im Zoo, als auch in der Natur.

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