Exklusiv für zoos.media – 12.11.2025. Autor: Philipp J. Kroiß
Großen Worten folgt bei der REWE-Tochter DERTOUR aktuell betretendes Schweigen. Fragen zur fehlerhaften Pressemitteilung zur Pseudo-Tierschutz-Verkündung in Bezug auf Delfine und andere Wale werden nicht beantwortet. Doch das ist nicht alles.

DERTOUR schweigt zu Pseudo-Tierschutz
Wenn die Tierrechtsindustrie eine Entscheidung beklatscht, ist das zumeist das Zeichen, dass sie falsch war. Das war schon bei Thomas Cook, TripAdvisor und anderen Unternehmen so. Thomas Cook ging in die Insolvenz, TripAdvisor versucht das Ende aktuell mit Job-Kahlschlag und völliger Umstrukturierung zu bekämpfen – die Liste ließe sich fortsetzen. So richtig gut lief es für Unternehmen nie, die vor der Tierrechtsindustrie in die Knie gingen.
Für DERTOUR wird ein ähnlicher Move nun auch aktuell zum Desaster. Schon in der Pressemitteilung dazu lief Einiges schief. Fragen dazu wollte der Reisekonzern dann aber nicht beantworten. Riskiert das Unternehmen auch Angestellte oder sogar die eigene Existenz? Im letzten Jahr kurbelten die Reisebüros das Wachstum der REWE-Tochter an. Die Pseudo-Tierschutz-Entscheidung gegen Zoos und Aquarien ist ein Messerstich in den Rücken dieser Büros, aber auch in den der Reiseleiter vor Ort.
Beaching-Peinlichkeit
Es ist durchaus ein Novum, dass eine Pressemitteilung so sehr zur Bankrotterklärung wird. Der von Anja Bacher verfasste Text hält einer Überprüfung hinlänglich der Fakten nicht stand. Ein zentrales Thema ist hierbei etwa „Beaching“. Dabei handelt es sich um ein natürliches Verhalten von Walen wie Delfinen. Es ist in der Natur hinlänglich beschrieben und beobachtet. Das zeigen die Tiere eben auch in Menschenobhut. Darüber wurde ausführlich berichtet. Auch zoos.media hat Videos dazu veröffentlicht.
Es ist also völlig abstrus, dass DERTOUR aus einem völlig normalen Verhalten, das die Tiere freiwillig zeigen, ein Problem machen will. Orcas und Große Tümmler sind bekannt für dieses Verhalten. Lopez & Lopez (1985) haben es bei Orcas der Valdés-Halbinsel und Guinet (1991) für Orcas des Crozet-Archipels beschrieben. Es ist ein Spielverhalten, dass international als Social Beaching Play bekannt ist. Es ist immer wieder auch wissenschaftlich betrachtet worden. Somit ist es gut erforscht. DERTOUR scheint sich aber für die Forschung gar nicht interessiert zu haben.
Pressemitteilung mit Kompetenz-Problemen?

Von zoos.media aus gab es eine Presseanfrage zu dieser Falschdarstellung von Beaching. Wir wiesen dabei auch auf Guinet & Bouvier (1995) sowie wie Paulos et al. (2010) hin. Eine Antwort darauf gab es nicht. Wortführerin in der Pressemitteilung war Laura Steden, Director Corporate Responsibility der DERTOUR Group. Sie behauptete, dass die Haltung von Delfinen durch unabhängig im Bereich Tierschutz zertifizierte, akkreditierte und ausgezeichnete Zoos und Aquarien, wie den Loro Parque, den DERTOUR aus dem Programm nehmen will, „den Bedürfnissen dieser Tiere widersprechen“ würden.
Das ist schlicht falsch. Belege dafür bringt sie nicht vor. Also wurde in der Presseanfrage auch entsprechend auf sie geschaut: „Wie oft hat Frau Steden im Vorfeld die Angebote selbst besucht? Welches Bild hat sie sich persönlich gemacht?“ und „Welches im Bereich des Tierschutzes relevante Studium oder welche in diesem Bereich relevante Ausbildung hat sie abgeschlossen?“ Die Fragen versahen wir mit dem Hinweis, dass sie ausgelassen werden könnten, wenn es da nichts gäbe. Beantwortet wurden auch sie nicht.
Was man aus öffentlichen Informationen ableiten kann, ist ein Duales Studium im Bereich Handel bei REWE selbst. Ihre aktuelle Position bei DERTOUR ist ihre erste in der REWE-Tochter, nachdem ihre Vorgängerin Ulrike Braun das Unternehmen „auf eigenen Wunsch“ verlassen hatte. Dieser Wechsel sei „überraschend“ gewesen. Steden übernahm die Position zum 15. März 2022.
DERTOUR lässt sich mit „Ökoterroristen“ ein
World Animal Protection ist eine Organisation der Tierrechtsindustrie. Gemeinsam mit PETA wurde sie schon zu Ökoterroristen gezählt. Sie ist bekannt dafür, schlichte Fehlinformationen über Zoos und Aquarien zu verbreiten. Das gilt nicht nur für Delfine, sondern auch zum Beispiel für Elefanten. Selbst für Laien ist die Propaganda der Organisation eigentlich sehr leicht zu enttarnen, wenn man sie mal nur hinterfragt. Das haben wir in zahlreichen Artikeln schon getan. Hier ein Beispiel:
DERTOUR verkauft mit viel Marketing-Sprech World Animal Protection als „Tierschutzorganisation“ und zeigt sich stolz das Pilotprojekt „Building an Elephant Friendly Future“ gestartet zu haben. Wiederholt wird das ChangChill-Elefantencamp hierbei als Musterbeispiel vorgestellt. Auf dessen Webseite regiert das simple Verkaufen-Wollen und die Intransparenz. Man liest viel Marketing-Sprech und wenig Fakten. Das legt die Vermutung nahe, dass es sich um eines der typischen „Ethical Laundering“-Camps handelt. In solchen sind die Tiere nicht gerettet, sondern von Mahouts gemietet oder gekauft, um ein scheinbar ethisches Bild zu vermitteln.
DERTOUR Foundation & Wal-„Sanctuary“
Ebenfalls in den Bereich der Corporate Responsibility der DERTOUR Group fällt eine Stiftung. Diese DERTOUR Foundation förderte auch ein „Meeressäugerzentrum Griechenland„. Gemein ist damit das Lipsi-„Sanctuary“. Vom krachenden Scheitern, dem untauglichen Konzept und den Problematiken für die Meeressäuger innerhalb sowie außerhalb liest man nichts.
Fast könnte man, wenn man den Beitrag der Stiftung über das Netzkäfig-Projekt liest, auf die Idee kommen, es gäbe es wirklich. Es bemüht sich schon seit 2018 um eine Betriebserlaubnis. Die wird aber nicht gewährt. Seitens der Tierrechtsindustrie gibt es dazu allerlei Verschwörungsmythen. Die Erfahrung aber zeigt, dass solche von der Tierrechtsindustrie gegreenwashten Netzkäfige, die euphemistisch Sanctuaries genannt werden, einfach nicht funktionieren. Ganz aktuell sieht man das in Island.
Aufs falsche Pferd gesetzt

Man merkt also wie DERTOUR seit Jahren gerade in Bezug auf Wale aber auch andere Wildtiere aufs falsche Pferd setzt. So wird die DERTOUR-Stiftung mit ihren doch fragwürdigen Projekten wohl nie so groß werden wie die Loro Parque Stiftung zum Beispiel. Diese hat fast 30.000.000$ in 280 Projekte in über 36 Länder weltweit gesteckt. Damit hat sie nicht nur 12 Arten vor dem Aussterben bewahrt und arbeitet daran, dies für weitere zu erreichen, sondern ermöglicht auch für 20 wissenschaftliche Veröffentlichungen pro Jahr. Die DERTOUR-Stiftung rühmt sich schon für 6 Naturschutzprojekte.
Das kommt dann eben davon, wenn man auf die falschen Partner setzt. DERTOUR hätte im Natur- und Artenschutz mit all den beteiligten Unternehmen an der Stiftung schon viel mehr für Natur- und Artenschutz erreichen können. Mit der Tierrechtsindustrie aber funktioniert das nicht. Erfolg in dem Bereich erzielt man mit Zoos und Aquarien. Die versucht DERTOUR aber nun zu diffamieren, um sich selbst zu nobilitieren.
Bei der Konkurrenz hat das nicht funktioniert, weil es immer nur dem eigenen Unternehmen schadet. Auf Teneriffa muss niemand um sein Ticket in den Loro Parque fürchten. Man kann es bei zahlreichen lizensierten Verkäufern vor Ort bekommen oder auch direkt beim Hotel. Wer richtig verliert, sind die Reiseleiter von DERTOUR, wenn sie sich denn nicht entscheiden, die Tickets trotzdem zu verkaufen. Viele Teneriffa-Urlauber kennen sich mit Delfinen dank der Bildungsarbeit des Loro Parque offenbar viel besser aus als DERTOUR. Ob sie dem Unternehmen überhaupt nochmal Vertrauen schenken, bleibt abzuwarten.
„Denn letztendlich schulden wir den Tieren Ehrlichkeit. Nicht Heuchelei.“
Deutliche Worte fand Christoph Kiessling, Präsident der Loro Parque Stiftung, in einem öffentlichen Beitrag auf Linkedin. Er bedauere, dass die Kooperation ende, weil er dachte, beide Unternehmen befänden sich auf der selben Seite. Er habe aber auch Fragen. Dabei geht er gerade auf den Tierschutz-Aspekt ein, den DERTOUR versucht – allerdings wenig glaubwürdig – so in den Mittelpunkt zu stellen.
„Die DERTOUR Group kündigt nun an, sich auf angeblich „tierfreundlichere“ Erlebnisse wie Whale Watching zu konzentrieren. Ich frage mich: Wie lässt sich diese Behauptung aufrechterhalten, wenn erst letzte Woche ein Buckelwal bei einer Whale-Watching-Tour in Kanada getötet wurde? Wenn das „tierfreundlich“ bedeutet, müssen wir uns fragen: Wo bleibt die Konsequenz? Wo bleibt die Verantwortung?“ – Christoph Kiessling
Die Familie Kiessling selbst und auch mit ihrer Gruppe Loro Parque ist vielfach akkreditiert, zertifiziert und ausgezeichnet, was ihr Engagement im Tierschutz anbelangt. Sie ist offensichtlich und objektiv betrachtet deutlich erfolgreicher im Natur- & Artenschutz als es DERTOUR mit seiner Stiftung und den zahlreichen Unternehmen, die daran beteiligt sind, ist. Während DERTOUR also auf das falsche Pferd setzt, rettet der Loro Parque weiter Tiere, Arten und deren Lebensräume.
