Elefant beim Baden in Kerala | Foto: Artimohan, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DEED

World Animal Protection: Entlarvender Fehler bei Propaganda

Exklusiv für zoos.media – 08.11.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Pseudo-Tierschutz-NGO World Animal Protection hat ein Bild geteilt, dass bemerkenswert falsch ist. Es ist ein perfektes Beispiel, um zu zeigen, warum diese Organisation unseriös ist.

World Animal Protection: Entlarvender Fehler bei Propaganda

Social Media giert nach Bildern. Sie transportieren eine Message oft schneller und effektiver als ein Text. Die Social Media Arbeit der Tierrechtsorganisation World Animal Protection (WAP) basiert im Wesentlichen auf solchen Bildnachrichten. Fotos werden mit seichten Sprüchen kombiniert, die besonders ein Ziel haben: das Ende von Tierhaltung. Die Agenda der selbsternannten, weltweit agierenden Beschützer der Tiere ist dabei klar: die Bilder sollen von anderen geteilt werden. Mit so genanntem “sharable content” wollen sie ihrer tierfeindlichen Agenda einen schönen Anstrich geben.

Die Zielgruppe sind dabei wohlmeinende Tierfreunde ohne jede Ambition, diese Propaganda zu hinterfragen. Wenn man nämlich mit einigermaßen kritischem Geist an solche Inhalte rangeht, hat World Animal Protection schon verloren. Einer Überprüfung halten solche Inhalte schlicht nicht stand. Das gilt zum Beispiel für dieses Sharepic von einem Elefanten:

Offensichtlicher Fail

Man muss kein Meisterdetektiv sein, damit einem etwas komisch vorkommt. Das “Halsband” ist schon ziemlich offensichtlich. Wenn man wissen möchte, woher so ein Foto kommt, dann hilft die Google-Bildersuche. Dort wird man dann schlicht überflutet von diesem Bild. Es ist nämlich ein beliebtes Foto für Kalender, die man online kaufen kann (zum Beispiel hier, hier und hier). Ironischerweise findet man es auch bei Werbung für Touristen. Woran liegt das? Es ist ein Stock-Foto.

Für rund 64€ kann man sich das Bild zum Beispiel bei Adobe kaufen. In der dazugehörigen Serie sieht man zum Beispiel das Halsband nochmal besser. Natürlich merkt man auch schnell, wofür das Halsband ist. Man sieht nämlich auch einen Mahut mit dem Tier interagieren. Ebenso sieht man auch das Waschen des Tieres. “Just an elephant enjoying life”? Ja, aber in Menschenobhut und im Freikontakt. Es handelt sich nicht, wie man offenbar aber im Sharepic den Anschein erwecken will, um einen wilden Asiatischen Elefanten.

Touristenattraktion in Kerala

Über die Schlagwörter im Adobe-Stock erfährt man auch, dass die Fotos in Kerala gemacht worden sind. Dort ist das Elefanten-Baden eine Touristenattraktion, die unter anderem von Thomas Cook (Indien) beworben wird. Laut dem Reiseveranstalter steht es im Zusammenhang mit dem so bezeichneten “Kodanad Elephant Sanctuary”. Gemeint ist damit wohl das Kodanad Abhayaranyam Tierheim und Elefantentrainingszentrum. An diesem Ort werden seit 1895 Elefanten ausgebildet und mit der Zeit entwickelte sich ein kleiner Zoo.

Vergleichbare Angebote gibt es vor Ort zu Hauf – mal mehr und mal weniger seriös. In Kerala leben weniger als 3.000 wilde Elefanten, aber keines dieser Tiere trägt wohl so ein Halsband. Die Population hat sich in rund sechs Jahren mehr als halbiert. Ein “schönes” Leben, wie es World Animal Protection hier erscheinen lassen will, haben die wilden Tiere vor Ort nicht. Wie man es dreht und wendet, hier wird der Rezipient dieses Bildes massiv betrogen. Das Leben der wilden Elefanten in Kerala ist also wohl kaum “as it should be”.

Elefanten als Nutztiere

Junge Besucher reiten auf einem Elefanten im Bangabandhu Sheikh Mujib Safari Park. | Foto: Iftekhar Rahman, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Dass Elefanten gezähmt wurden, datiert sich – übrigens so wie bei Pferden – zurück in die Bronzezeit. Gerade in Asien ist die Nutzung dieser Tiere ein Garant für ihr Überleben. Seitdem zum Beispiel die großen Landmaschinen ihren Arbeitsnutzen fast gänzlich zunichte gemacht haben, werden sie vorwiegend touristisch genutzt. Der Elefant als Nutztier ist Teil der dortigen Kultur. Die Indischen Elefanten, die dort leben, gelten als Söhne Westghats und sind Teil des Lebens der Menschen. Eine Nutzung der Tiere ist dort so normal wie die Nutzung der Pferde in Deutschland.

Die Touristen sind am Ende der Grund, warum die Elefanten in Kerala wahrscheinlich niemals aussterben werden. Zumindest in Menschenobhut werden sie überleben. Gäbe es die Haltung nicht, gingen sie vermutlich für immer verloren. Während aber Pseudo-Tierschützer von WAP von einer Idylle schwafeln, arbeiten seriösen Natur- und Artenschützer gemeinsam mit Zoos an einer Zukunft der wilden, dort ansässigen Unterart der Asiatischen Elefanten. Hier kann die besondere Beziehung von Mensch und Elefant ein Schlüssel zum Erfolg sein.

Elefanten-Nutzung ist nicht per se schlimm

Elefant in Kabini ermöglicht einen Blick auf seine Zähne. | Foto: PramodCL, Lizenz: CC BY-SA 4.0

World Animal Protection verkauft das Märchen, dass die Nutzung von Elefanten generell schlecht für die Tiere sei. Das ist so nicht richtig. Elefanten in seriöser touristischer Nutzung im Freikontakt geht es teils sogar besser als “nur” gehaltene Elefanten, die keinen so engen Kontakt zu Menschen haben. Diese “Arbeit” tut den Tieren also gut. Das gilt aber immer nur unter der Prämisse, dass sie seriös mit den Wohl der Tiere im Blick geschieht. Die generelle Verteufelung, für die WAP, PETA und andere Teile sowie Kollaborateure der Tierrechtsindustrie stehen, ist falsch.

In Europa sehen wir, dass bei domestizierten Rassen, die Nutzung auch der Schlüssel dazu ist, dass sie überleben. Vom Asiatischen Elefanten gibt es quasi keine Population, die nicht genutzt wird. Die Idee naturbelassener Populationen ist romantisch, aber kaum bis gar nicht mehr der Realität entsprechend – je nach dem, wie man “wild” oder ähnliche Begriffe definiert. Ohne diese Nutzung, die die Elefanten auf einer Ebene der Verbundenheit zu den Menschen bringt, wäre der Elefant in Asien verhasst, weil die Menschen sie nur als den Konflikten kennen würden, die auch Menschenleben gefährden und teils auch beenden.

Elefanten sind aber nicht per se menschenfeindlich. Im Zoo kann man nachweisen, dass sie die Präsenz von Besuchern genießen. Freundschaftliche Interaktion zwischen Mensch und Elefant sind also möglich. Die Möglichkeit, partnerschaftlich im Tourismus zusammen zu arbeiten, ist ein Gewinn für beide Seiten. Das schlechte Bild, dass Pseudo-Tierschützer unterstützt von westlichen Medien also immer gerne zeichnen, ist falsch. Dass die Tiere genutzt werden, ist sogar sehr gut. So wird ihr Überleben erst möglich.

Hat World Animal Protection doch irgendwie Recht?

Würde man sich dieses Foto ohne die Schrift und das Logo darauf anschauen, könnte man den Tweet-Text (“As it should be”) sogar abnicken. Ein Elefant, dem es in Menschenobhut sichtlich gut geht, der liebevoll gepflegt wird und gerade einen schönen Moment beim Baden erlebt – ja, so sollte es tatsächlich sein, wenn man die Tiere hält. Erst durch die Lügen und den Hintergrund, den die radikale Organisation mitbringt, wird es wirklich falsch.

Die Organisation selbst zählt zu einem Kreis inkompetenter, unwissenschaftlicher und kulturimperialistischer Organisationen. Kampagnen voller Lügen sind typisch für World Animal Protection. Es gibt kein Szenario, in dem so eine Organisation im Recht sein kann, weil ja schon die Basis falsch ist. Es gibt keine gemeinsame Basis zwischen Wissenschaftlern und seriösen Experten im Bereich Tier-, Natur- und Artenschutz mit Organisationen, die Tierhaltung generell verteufeln. Tierhaltung ist oft der Schlüssel für Überleben individueller Tiere, ihrer Arten sowie ihrer Lebensräume. Das gilt nicht zuletzt für Elefanten.

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