Junges Erdmännchen im Tierpark + Fossilium Bochum | Foto: zoos.media

Deutsche Tierpark-Gesellschaft fordert “ununterbrochene Öffnung”

Erschienen auf der Facebook-Seite der Deutschen Tierpark-Gesellschaft am 16.04.2021.

Die Zoos und Tierparks der Deutschen Tierpark-Gesellschaft e.V. (DTG) fordern eine ununterbrochene Öffnung und eine Korrektur am bundesweiten Lockdown.

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Hinweis: Der Deutsche Wildgehege Verband e.V. hat deutlich gemacht, dass Wildparkluft virenfeindlich sei und der Seele der Menschen gut tut: “Sollte unseren Einrichtungen nun ein neuer Lockdown drohen, werden weder unsere Mitglieder noch die Millionen von Gästen unserer Einrichtungen Verständnis dafür zeigen können.” Auch das ist ein klares Bekenntnis zur Öffnung der Zoologischen Einrichtungen und auch eine entsprechende daraus folgende Forderung. Einzig der VdZ spricht aktuell von “voraussichtlich zu schließenden Zoos”. Es ist sicher begrüßenswert für die Besucher der Zoologischen Institutionen und auch diese selbst, dass sich die DTG und der DWV hier deutlich geäußert haben und entschieden sind, auf Basis von Fakten und Erfahrungswerten aus der ganzen Welt für die Öffnung zu plädieren.

Die Wirkung von Lockdowns ist massiv umstritten. Während in vielen Ländern Lockdown-Befürworter in den Medien dominieren, sieht es in der wissenschaftlichen Literatur anders aus. Zahlreiche Veröffentlichungen belegen anhand von Daten aus zahlreichen Ländern mit unterschiedlichen Ansätzen, dass Lockdowns keine Verbesserung der wirklich relevanten Zahlen herbeiführen konnten – hier sind vier Beispiele:

  • Chaudhry et al. (2020): “[G]overnment actions such as border closures, full lockdowns, and a high rate of COVID-19 testing were not associated with statistically significant reductions in the number of critical cases or overall mortality”. [Deutsch: Maßnahmen der Regierung wie Grenzschließungen, vollständige Lockdowns und eine hohe Zahl an COVID-19-Tests waren nicht mit einer statistisch signifikanten Verringerung der Anzahl kritischer Fälle oder der Gesamtmortalität verbunden.]
  • Loewenthal et al. (2020): “We would have expected to see fewer Covid-19 fatalities in countries with a tighter lockdown, but the data reveals that this is not the case”. [Deutsch: Wir hätten erwartet, dass in Ländern mit härteren Lockdowns weniger Covid-19-Todesfälle zu verzeichnen sind, aber die Daten zeigen, dass dies nicht der Fall ist.]
  • De Larochelambert et al. (2020): “Stringency of the measures settled to fight pandemia, including lockdown, did not appear to be linked with death rate”. [Deutsch: Die Strenge der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, einschließlich Lockdowns, schien nicht mit der Sterblichkeitsrate in Verbindung zu stehen.]
  • Bendavid et al. (2021): “In the framework of this analysis, there is no evidence that more restrictive non-pharmaceutical interventions (“lockdowns”) contributed substantially to bending the curve of new cases in England, France, Germany, Iran, Italy, the Netherlands, Spain, or the United States in early 2020.” [Deutsch: Im Rahmen dieser Analyse gibt es keine Hinweise darauf, dass restriktivere nicht-pharmazeutische Interventionen (“Lockdowns”) wesentlich dazu beigetragen haben, die Kurve neuer Fälle in England, Frankreich, Deutschland, Iran, Italien, den Niederlanden, Spanien oder den USA Anfang 2020 abzuflachen.]

Bereits vor der Corona-Pandemie hatte die Wissenschaft vor solcherlei politischen Maßnahmen gewarnt: “Bei Krankheitserregern, die im Alter eine höhere Morbidität verursachen, können Interventionen, die die Exposition verringern, aber nicht beseitigen, paradoxerweise die Anzahl schwerer Krankheitsfälle erhöhen, indem die Infektionslast auf ältere Personen verlagert wird.” (Cohen et al., 2008). Genau das ist ja im Winter, in der häufig so bezeichneten “zweiten Welle”, etwa in Deutschland passiert: Gestorben wurde vor allem in der Risikogruppe, weil man eben Exposition nie ganz beseitigen kann – besonders etwa in Pflege- und Altersheimen, die zu Hotspots wurden und auch nach wie vor, trotz Impfungen, zu Hotspots werden. Ein geschlossener Zoo hilft keinem Patienten im Pflege- und Altersheim.

Neben diesen generellen wissenschaftliche Erkenntnissen, ist es wichtig zu wissen, dass es keine Hotspots oder Superspreading-Events in Zoos und Aquarien gab, auch als sie geöffnet waren. Deshalb besteht, außer der Vermutung, dass in Zoos etwas passieren könnte, gar keine Grundlage für eine Schließung. Ihre Öffnung funktioniert und ist kein Infektionstreiber. Von der Öffnung unabhängig ist es aber auch wichtig, dass Zoos und Aquarien nun unterstützt werden, um die entstandenen Verluste zu entschädigen und sie für die Zukunft gut aufzustellen. Moderne Zoos und Aquarien sind Zentren von Bildung, Forschung und Artenschutz. Sie müssen für die Zukunft gerüstet sein, denn der Lockdown hat die Probleme im Schutz von Tieren verschärft und nicht beseitigt.

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