Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis) in der Wachau | Foto: Frank Vassen, Lizenz: CC BY 2.0

EAZA & VdZ: Ukrainische Zoos bekommen rund 1 Million Euro und 150 Tonnen Hilfsgüter

Exklusiv für zoos.media – 04.04.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Zooverbände EAZA & VdZ organisieren in Absprache mit den Zoos vor Ort wichtige und benötigte Unterstützung für die Zoologischen Gärten in der Ukraine.

EAZA & VdZ: Ukrainische Zoos bekommen rund 1 Million € und 150 Tonnen Hilfsgüter

Wenn es Bomben hagelt und Schüsse fallen, leiden die Lebewesen am meisten, die gar nichts dafür können. Diese historische Konstante zeigt sich nun einmal mehr bei dem, was aktuell in der Ukraine über Mensch und Tier hereinbricht. Viele Menschen auf der ganzen Welt sind von diesem Leid bewegt. Da im Krieg bekanntlich die Wahrheit aber zuerst stirbt, setzen Zooverbände auf den direkten Kontakt mit den Zoologischen Gärten vor Ort: Was brauchen sie? Woran herrscht aktuell der größte Mangel? Wie kann man den Tieren wirklich nachhaltig helfen? Das ist wichtig, weil beidseitig in den Medien auch scharf mit der Propaganda-Patrone geschossen wird, wie es normal für einen solchen Zustand ist. Persönlicher, direkter Austausch ist deshalb die beste Art der Kommunikation.

Der europäische Zooverband (EAZA) und der in Deutschland angesiedelte, aber international ausgerichtete, Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) setzen nun darauf, möglichst viele Zootiere in der Ukraine vor Leid und Tod zu bewahren. Der EAZA Ukraine Zoos Emergency Fund hat bereits rund 1.000.000€ an Geldspenden gesammelt – von VdZ-Zoos kamen rund 300.000€. Diese Gelder kommen, laut Angaben der Verbände, ausschließlich den Zoologischen Institutionen und dadurch den Tieren, die sie bewohnen, zu Gute. “Neben Geldspenden haben sich die VdZ-Zoos in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Spanien mittels Sachspenden an Hilfsaktionen für die Ukraine beteiligt”, informiert der VdZ in seiner Pressemitteilung. “So sind bisher mehr als 150 Tonnen Hilfsgüter, darunter auch Tierfutter, in die Region geschickt worden.”

Neues Zuhause für Ukrainische Zootiere?

Jemenchamäleon (Chamaeleo calyptratus) im Zoo Kiew | Foto: Грибюк Руслан Володимирович, Lizenz: CC BY-SA 4.0

“Darüber hinaus ermitteln wir gerade, welche unserer Zoos unter Umständen freie Gehege für die Aufnahme ukrainischer Zootiere zur Verfügung stellen könnte [sic!]”, erklärt Volker Homes, Geschäftsführer des VdZ. “Momentan ist diese Maßnahme noch nicht angeraten, weil Transporte derzeit ein unwägbar hohes, lebensbedrohliches Risiko für Tiere und Menschen bedeuten würden, aber wir wollen vorbereitet sein.” Dazu bieten viele VdZ-Zoos den Flüchtlingen vor Leid und Tod in der Ukraine kostenlosen und unbürokratischen Eintritt an, “damit wenigstens für ein paar Stunden ihre Lage etwas leichter wird”, so der VdZ. So versuchen die Zoos und Aquarien auf der ganze Welt – es beteiligen sich an dem Hilfefond auch Zoologische Gärten aus Australien, Japan, den USA und anderen, nicht-europäischen Ländern – für die Tiere vor Ort das Bestmögliche zu erreichen.

Wichtig ist hierbei der direkte Kontakt zu den Betroffenen. Die mediale Berichterstattung aktuell verzerrt die Situation und so fragen immer wieder Tierfreunde nach der Evakuierung der Tiere – diese ist aber aktuell weder von den Zoos vor Ort gewünscht, noch geboten. Natürlich hält man aber die Lage weiterhin im Blick. Vor dem Hintergrund ist es jetzt aber wichtig, wenn man auch privat die Zoologischen Institutionen der Ukraine unterstützen will, auf die Organisationen mit eben diesem direkten Kontakt, den EAZA und VdZ haben, zu setzen, um nicht unseriösen Trittbrettfahrern aufzusitzen, die Hilfe versprechen, aber am Ende gar nicht fähig sind, diese zu liefern. Es hilft dazu auch nicht, unbestätigte oder einseitige Medienberichte zu teilen. Die EAZA hält ihre Seite diesbezüglich immer aktuell und man kann sich dort entsprechend genau informieren, wer wann und wie geholfen hat.

Artenschutz brauch Kooperation statt Aggression

Für den Artenschutz sind solche Vorgänge natürlich – nicht nur in der Ukraine – katastrophal. Das betrifft auch die Wildtiere: Im letzten Jahr streiften noch 400 Wisente durch die Ukraine, eine Art, die von Zoologischen Gärten gerettet werden konnte, aber wie viel davon übrig sind, wird zu eruieren sein. Die Östliche Smaragdeidechse, die man im Titelbild des Artikel sieht und deren Verbreitungsgebiet Deutschland, Österreich und viele andere Länder mit der Ukraine verbindet, ist zwar nicht bedroht, aber natürlich betreffen die Geschehnisse auch alle Bewohner der dortigen Natur, die freilich keine Staatsgrenzen kennt. Hier kann man jetzt noch gar nicht abschätzen wie groß der Schaden der Wildpopulationen sein wird und es wird dann wieder internationale Anstrengungen geben müssen, den Schaden wieder auszugleichen.

Gleichwohl sind aber auch die Zoologischen Gärten in der Ukraine an internationalen Artenschutzprojekten beteiligt. Der Zoo in Kiew beziehungsweise Kyiv, der zeitweilig sogar mal der flächenmäßig größte Zoo der Sowjetunion war, ist Mitgliedschaftskandidat der EAZA, ebenso wie der in Mykolajiw (international Nikolaev Zoo) und Charkiw (international Kharkiv Zoo). Sie sind Teil eines weltweiten Netzwerkes des Artenschutzes und nehmen natürlich auch an Erhaltungszuchtprojekten teil.

Natürlich ist eine Schwächung einzelner Mitglieder auch immer eine Schwächung des Netzwerkes. Daher ist internationale Zusammenarbeit auch so wichtig, um so etwas dann möglichst abfedern und sich in Zeiten der Not unterstützen zu können. In diesem Video bedankt sich Vladimir Nikolayevich Topchiy, der seit 1974 im Zoo von Mykolajiw arbeitet und dessen Geschicke seit 2002 leitet. Er schildert seine Sicht der Dinge, der genaue Wortlaut lässt sich von uns an dieser Stelle nicht aus Gründen der Sprachbarriere nicht erläutern:

Er ist auch Mitglied des EAZA-Vorstandes und mehrfach ausgezeichnet für sein Engagement für den Erhalt der Biodiversität. Wie viele seiner ukrainischen Kollegen ist natürlich auch seine Arbeit betroffen und leider schon getroffen worden. Der Zoo ist Teil der EARAZA, des eurasiatischen Zooverbands, der eine Brücke schlägt zwischen Ost und West – auch deutsche Zoos sind hier Mitglieder – und auch zwischen der Ukraine und Russland. Artenschutz geht nämlich nur zusammen, wenn Zoos und Aquarien weltweit kooperieren. Daher ist die Arbeit für die Natur auch nicht selten friedensstiftend, aber vor allem ist sie wichtig, weil die Natur selbst keine Grenzen kennt und politische Feindschaften in ihr keine Rolle spielen. Gleichwohl braucht sie ganz dringend die Hilfe von Zoologischen Gärten, denn sie sind “verantwortlich für das zukünftige Zusammenleben von Mensch und Tierwelt”, wie der Zoo Kiew auf seiner Webseite erläutert.

Damit es auch bald wieder so schöne Bilder aus dem Zoo von Charkiw gibt und er seine sich selbst gestellte Hauptaufgabe, “Erhaltung und Wiederherstellung der Artenvielfalt der Erde“, schnell wieder von kriegerischen Handlungen ungestört erfüllen kann, braucht es also Frieden und bis dahin eben die internationale Hilfe, die Zooverbände in hervorragender Art und Weise organisieren. Bezeichnenderweise hört man von den Zoogegnern in dieser Frage nichts. Sie beteiligen sich nicht an der so wichtigen Hilfe, was erneut zeigt, dass das Interesse am Wohl der Tiere geheuchelt ist und man sieht, wer Tierwohl hier wirklich ernstnimmt: Zoodirektoren, Tierpfleger, Veterinäre sowie viele andere Mitarbeiter und Führungskräfte von Zoos und Aquarien auf der ganzen Welt. Das zeigt diese historische Zeit eben auch sehr deutlich.

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