Elefanten-Herde im Etosha-Nationalpark | Foto: Sonse, Lizenz: CC BY 2.0

Elefanten-Exporte demaskieren Einfalt von Pseudo-Tierschützern

Exklusiv für zoos.media – 15.03.2022. Autor: Philipp J. Kroiß

Anhand eines Berichts der FR bespricht dieser Artikel den Export von 22 Elefanten aus Namibia und beleuchtet die Rolle verschiedener Organisationen kritisch.

Elefanten-Exporte demaskieren Einfalt von Pseudo-Tierschützern

Die Frankfurter Rundschau (FR) berichtete leider sehr unkritisch, dass eine Entscheidung in Namibia “Tierschützerinnen und Tierschützer auf die Palme” bringen würden. Das zeigt erneut, dass Pseudo-Tierschützer sich vor allem medial wirksam aufregen, aber selbst keine Lösungen parat haben. Das sind dann aber gleichzeitig die Organisationen, die sich berufen fühlen, echten Experten, die Lösungen haben, das Leben schwer zu machen.

Zu viele Elefanten

Im Süden Afrikas gibt es – dank Schutzbemühungen, die unter anderem auch durch Zoologische Gärten ermöglicht wurden – einen funktionierenden Elefantenschutz, der immer weiter optimiert und kultiviert werden muss. Dieser trägt aber bereits solche Früchte, dass es dort mancherorts zu viele Elefanten gibt.

ZimParks beklagen Überbevölkerung von Elefanten

Was bedeutet das? In den geschützten und gemanagten Gebieten, wie Nationalparks, gibt es zu viele Tiere – das heißt nicht, dass Elefanten außerhalb dieser Gebiete nicht weiterhin bedroht sind. Nun sind Nationalparks allerdings von Menschen gemanagte Ökosysteme, die ein biologisches Gleichgewicht brauchen, um für alle Bewohner, die für dieses Gleichgewicht verantwortlich sind, langfristig bewohnbar zu bleiben. Wenn es also von einer Art zu viel gibt, schadet das der insgesamten Gesundheit der Nationalparks, also muss man eingreifen.

Jetzt kann man sich natürlich fragen: Warum wildert man die Tiere denn nicht einfach aus? Wilde Elefanten sorgen für massive Probleme. Von 2019 bis 2021 gab es fast 1.000 Ernteschäden in Namibia – bei weit über 90% waren Elefanten der Grund dafür. Jetzt kann man natürlich sagen, man entschädigt die Menschen dafür, aber so eine Entschädigung bezieht sich ja nur auf den quantifizierbaren Schaden, also den Marktwert der geschädigten Ernte. In so einem Feld steckt aber weit mehr als nur die Dollar für ein wenig Getreide – das ist nicht weniger als die Lebensgrundlage der Leute, die dort leben. Das kann man nicht einfach wegwischen, obgleich das – besonders in der so genannten Westlichen Welt – gerne gemacht wird.

Was ist passiert?

Elefanten im Nationalpark von Addo in Südafrika | Foto: Gorgo, Lizenz: gemeinfrei

Namibia als Staat muss sich, wie einige andere Länder Südafrikas auch, jetzt die Frage stellen, wie er diese Mensch-Tier-Konflikte löst. Teil dieser notwendigen Bestandskontrolle ist die Versteigerung von Tieren. So wurden im vorliegenden Fall 22 Elefanten aus dem kommerziellen Farmgebiet Kamanjab in der Kunene-Region, also im Nordwesten Namibias in der Nähe des Etosha-Nationalparks, gefangen und einem Versteigerer übergeben, der sie dann wiederum in die Vereinigten Arabische Emirate verkaufte. Die FR zitiert dazu Daniela Freyer von Pro Wildlife mit den Worten: “Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb Namibia für einen so fragwürdigen Deal seinen internationalen Ruf riskiert”. In der Realität ist es eben doch sehr nachvollziehbar und nicht “fadenscheinig”, wie die Mitarbeiterin der Organisation weiter behauptet.

Was will man anders mit den Tieren machen? Alternativen gibt es, aber die wären sie von den Farmern oder anderen Menschen abschießen zu lassen, weil woanders hin können sie ja nicht. Die Nationalparks sind schon voll und müssen selbst schauen, wohin sie die Tiere noch bringen. Konstruktive Ansätze hat Pro Wildlife ja offenbar selbst nicht, sonst hätte die FR entsprechend darüber berichtet. Man stellt sich in diesem Pseudo-Tierschutz-Lager einer wesentlichen Wahrheit nicht: Artenschutz bedeutet, eine langfristige Koexistenz von Mensch und Tier zu gewährleisten. Dazu muss man Bestände managen und kein Animal Hoarding betreiben.

Neben weiteren unseriösen Organisationen kommt auch die Fondation Franz Weber zu Wort. Gerade im Bereich Elefanten fiel sie schon häufiger negativ durch fragwürdige Machenschaften auf:

EU kippt Missbrauch der Artenschutz-Konvention durch Tierrechtler

Diese Machenschaften sind unter anderem Verantwortlich dafür, dass Länder im Süden Afrika sich von CITES unabhängig erklärt haben:

Drei Länder erklären sich unabhängig von CITES-Kontrollen

Seit Jahren erlebt man vor Ort eine Art grünen Imperialismus, über den zoos.media schon öfter berichtet hat: fragwürdige Tier- und Artenschützer wollen über Fauna und Flora Afrikas ideologisch verfügen. Das empfindet die lokale Bevölkerung nachvollziehbarerer Weise als Enteignung und diese Emotion ist auch soweit richtig. Namibia hat durch die Pandemie und Dürre in den letzten Jahren viel gelitten, weil der Tourismus, der auch Natur- und Artenschutzprojekte mit finanziert, quasi unmöglich war, bis heute noch massiv geschädigt ist, und Landwirtschaft in diesen Gebieten die Einkommensquelle Nummer Eins ist. Dann durch den Verkauf von Tieren mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, kann man vielleicht nicht gut finden, aber es ist ihr Land, es sind ihre Tiere und es ist auch ihr Recht. Eine Enteignung unter dem Deckmantel des Artenschutzes hingegen geht nicht.

Afrikanischer Elefant im Okavango Delta | Foto: Birdman 1~commonswiki, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Romeo Muyunda, der Sprecher des zuständigen Ministeriums betont, dass beim Export kein Gesetz verletzt wurden und fügt hinzu:

“Instead of condemning us, animal rights groups, which are in any case based in countries without wild animals, must be grateful to countries like Namibia that take practical decisions to enhance conservation. […] The funds generated … will be invested in conserving our wildlife, particularly in the management of human-wildlife conflict, and will not necessarily to be pocketed by individuals, as insinuated by animal rights groups.”
[Deutsche Übersetzung: „Anstatt uns zu verurteilen, müssen Tierrechtsgruppen, die sowieso in Ländern ohne solche wilde Tiere ansässig sind, Ländern wie Namibia dankbar sein, die praktische Entscheidungen treffen, um den Naturschutz zu verbessern. […] Die generierten Mittel werden in die Erhaltung unserer Wildtiere investiert, insbesondere in die Bewältigung von Mensch-Wildtier-Konflikten, und wird nicht von Einzelpersonen in die eigene Tasche gesteckt, wie von Tierrechtsgruppen unterstellt wird.”]

Erneut zeigt sich, dass es sich lohnt, den Behörden und Experten vor Ort ein Ohr zu schenken. Die FR tut das leider nicht, sondern gibt hauptsächlich den Populismus der Tierrechtsindustrie wieder und berichtet nicht über Hintergründe, sodass die Einfalt der Argumentation aus dieser Richtung vielen Lesern, die nicht im Thema drin sind, nicht auffallen dürfte. Stattdessen lässt man Organisationen über Namibia herziehen und stellt das Land schlecht dar – ohne die Chance auf Rechtfertigung. Die gleichen Organisationen lobbyieren übrigens politisch dafür, dass selbst überzählige Elefanten nicht in Tierhaltungen der so genannten Westlichen Welt exportiert werden dürfen, obgleich Zoologische Gärten sich als sehr gute Unterbringung für diese Tiere gezeigt haben. Anders als von den Populisten behauptet, hindert das die Staaten nämlich nicht am Export der Tiere, die Transporte gehen dann einfach nur woanders hin – ob die Unterbringungen dann besser sind als akkreditierte, zertifizierte und ausgezeichnete Zoologische Gärten in Europa oder den USA, ist dann sehr fraglich.

Echter Elefantenschutz

Moderne zoologische Institutionen machen aber weit mehr als nur mögliches, langfristiges Zuhause für überzählige Elefanten zu sein, sondern sie schützen an der Seite der lokalen Bevölkerung die Elefanten in der Natur. Seriöse Projekte arbeiten nämlich nicht gegen die lokale Bevölkerung oder äußern Geringschätzung gegen sie, sondern beziehen die lokale Bevölkerung mit ein. So arbeitet der Zoo Zürich erfolgreich etwa an der Schlichtung von Mensch-Elefanten-Konflikten in Asien, wo es dieses Problem auch gibt.

Zoo Zürich: 80% weniger Mensch-Elefanten-Konflikte

Ein hervorragendes Beispiel für erfolgreiche Arbeit in Afrika ist der Grüne Zoo Wuppertal. In diesem Video berichtet Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz, was die Experten im Zoo schon mit den Experten vor Ort in Afrika auf die Beine haben stellen können:

Beide Beispiele zeigen auch, wie komplex echter, wirksamer Schutz von Elefanten ist. Es ist eben nicht damit getan, die Tiere irgendwie einfach nur in Ruhe zu lassen, sondern es ist aufwendige Arbeit, die aber immer die lokale Bevölkerung auch mit einbezieht. Natur- und Artenschutz bedeutet eben auch, die Menschen vor Ort ernst zu nehmen, denn man kann sie nicht zum scheinbaren Wohle der Tiere entrechten und über sie bestimmen. Sie sind absolut wertvolle Partner, denen man auf Augenhöhe helfen kann und sie goutieren das auch. Dass sie bei einem Auftritt nach Gutsherren-Art wenig mit einem zu tun haben wollen, ist auch völlig nachvollziehbar. Daher ist es fragwürdig, warum die FR nicht echten Experten in dieser Frage die Möglichkeit gibt sich zu äußern, sondern populistischen Organisationen, die nichts zur Lösung beitragen, das Wort erteilt.

Diese Elefanten-Exporte muss man diskutieren – keine Frage. Eine solche Diskussion muss aber fair stattfinden und leider sind es meist solche Pseudo-Tierschützer, die diese Diskussionen vergiften. Dem Artenschutz erweisen sie damit einen Bärendienst, genauso wie die Frankfurter Rundschau, wenn sie so etwas so unkritisch darstellt.

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