Orcas vor Lofoten, Norwegen | Foto: Rene at Danish Wikipedia, Lizenz: public domain

EMPTY THE TANKS – Die große Ignoranz einer kleinen Minderheit

Exklusiv für zoos.media – 13.05.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

Zum Tag vereinzelter Proteste weniger Delfinariengegner beschreibt dieser Artikel über die Hintergründe von ‘Empty the Tanks’ und überprüft den Wahrheitsgehalt.

EMPTY THE TANKS:
Die große Ignoranz einer kleinen Minderheit

Die Bewegung ‘Empty the Tanks’ basiert auf Ignoranz. Die Gründerin besuchte Taiji und ignorierte gleich mal jede Differenzierung und sogar die Aktivitäten der modernen Delfinarien gegen Taiji und startete eine Kampagne gegen alle Delfinarien dieser Welt – völlig undifferenziert sogar gegen die modernen. Auch Wissenschaft, Forschung und das Wohlergehen der Tiere werden ignoriert, wie der Artenschutz, die Forschung und die Edukation durch moderne Delfinarien.

Moderne Delfinarien wichtig für den Schutz der Tiere

Dolphin Discovery Isla Mujeres in Mexico 2008 | Foto: Melaymac, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Akkreditierte Mitglieder der Alliance of Marine Mammal Parks and Aquariums (AMMPA) zum Beispiel halten höchste Standarts für die Haltung der Tiere, aber auch für ihren Schutz ein. Dabei bieten die Mitglieder nicht nur höchste Qualität der Haltung, sondern sie verbinden auch Millionen von Besuchern jedes Jahr mit dem Ozean und seinen Bewohnern; klären aber auch über dessen Probleme auf und was man tun kann, um sie zu vermeiden.

Die Trainer, Pfleger, Aquaristen, Tiermediziner, Wissenschaftler und Pädagogen sind die wahren Tierschützer – und zwar das ganze Jahr lang. Ihre professionelle Erfahrung und wissenschaftliche Forschung in den Anlagen machen es erst möglich, dass man Tiere retten und umfassende Artenschutzprojekte realisieren kann. Jüngst machte zum Beispiel eine Forschung aus einem Mitgliedsaquarium Schlagzeilen: Delfine in Menschenobhut sind gesünder als ihre wilden Artgenossen.

Zudem können Besucher die Tiere live erfahren. Der moderne Zoo oder das moderne Aquarium wird so zum lebendigen Lernraum, der Millionen von Menschen im Jahr auf die Schönheit, aber die Verletzlichkeit, des Lebensraumes Meer aufmerksam macht.

Tierwohl, Edukation und Artenschutz sind die Schwerpunkte

Sonographie im Med Pool durch unabhängige Expertin – stressfrei durch Medical Training. | Foto: Philipp J. Kroiß

Die Mitgliedseinrichtungen der Allianz haben sich zum Ziel gesetzt, die Haltung der Tiere ständig zu optimieren, aber auch Artenschutz und Edukation zu maximieren.

Zu Optimierung, Evaluation und Monitoring der Haltung gibt es Futter höchster Qualitätsstufe und regelmäßige veterinärmedizinische Kontrollen von lizensierten Experten. Das Training erfolgt ausschließlich zum Vorteil des Tiere und auf vollkommen freiwilliger Basis. Es basiert auf Liebe und Respekt zwischen Tier und Trainer.

Im Bereich der Edukation wird es immer Sommer eine große Kampagne geben, die darauf abzielt weltweit Millionen von Menschen zu erklären wie sie den Meerestieren weltweit helfen können. Dabei sollen Kompetenzen vermittelt werden die wichtigsten Probleme des Ökosystems anzugehen und auch durch eigenes Verhalten etwas daran zu ändern.

Ein Beispiel  für gelingenden Artenschutz ist das Vaquita-Rettungsprogramm. Hier sind Mitgliedzoos sehr aktiv und helfen mit Know-How, aber auch mit Forschung und jahrelanger, erfolgreicher Haltungserfahrung. Ebenso wird das Projekt von modernen Zoos finanziell unterstützt.

Edukation funktioniert

Begeisterte Besucher bei der Delfinshow des Vancouver Aquarium | Foto: Danielle Griscti, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Die Mehrheit der Amerikaner unterstützt akkreditierte und Zoos und Aquarien und versteht ihre Bedeutung für Bildung und Schutz von Tieren und ihren Lebensräumen. Wissenschaftliche Untersuchtung (peer-reviewed) haben gezeigt, dass Interaktionen und Präsentationen ein wichtiger Baustein in der Edukation der Besucher sind, die natürlich auch mit Artenschutz zusammenhängt. Die National Science Teachers Association (NSTA) erkennt diese wichtige Rolle auch an und nutzen die Edukationsangebote der modernen Zoos und Aquarien.

Im April 2010 wurde im Journal Nature der Artikel ‘Learning in the Wild: Much of What People Know about Science Is Learned Informally. Education Policy-Makers Should Take Note’ veröffentlicht. Er konstatiert, dass das meiste Wissen der breiten Öffentlichkeit durch Besuche moderner Zoos und Aquarien, Webseiten und Magzin-Artikeln gebildet wird – also außerhalb der Schule.

Die Delfinariengegner-Industrie

‘Empty the Tanks’ bietet scheinbar ein komplettes Sorglos-Paket für die Protestler in spe auf seiner Webseite. Dafür lullt man die Menschen mit kostenlosem Demomaterial ein, das freilich keine wissenschaftlichen, sondern gefühlte Fakten bzw. Fake News enthält. Platte Plattitüden und inhaltsleere Parolen sollen die Leute auf Basis vorgefertigter Vorlagen beim Protest in die Höhe halten. Bei näherer Betrachtung, sind dies alles aber nur Werbungen für das Branding ‘Empty the Tanks’: das kostenlose Material ist nur ein Werbegeschenk der Industrie, die dashintersteckt und sich satte Gewinne erhofft.

Der radikale Delfinariengegner Ric O’Barry mit einem ecoJoia-T-Shirt in der Bucht von Taiji 2014. | Foto: Donald knapps, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Letztendlich lockt die Seite mit einem umfangreichen Merchandising-Sortiment: von Stick-Pins bis hin zu überteuerten Klamotten. All dies wird von ‘ecoJoia’ vertrieben. Ein Shop, der auch Produkte von Ric O’Barry‘s Delfinprojekt und Ingrid Visser‘s Free Morgan Foundation verkauft.
Das “Familienunternehmen” mit Sitz in St. Petersburg, Florida, hat sich einen Schwerpunkt auf Tierrechtler-Merchandising, besonders von Delfinariengegner, aufgebaut. Das Team besteht aus den Aktivisten Carrie und Tim, die ihre Mission klar machen: sie wollen die “merchandising needs” von “environmental and humanitarian non-profit organizations” befriedigen. Kurz: sie machen Profit mit non-profits.

Die Firma ‘ecoJoia’ bietet letztendlich ein Outsourcing von Merchandising an: “A t-shirt is a tool for an organization to raise money and to promote its cause.” (Ein T-Shirt ist eine Möglichkeit für eine Organisation das Geld zu mehren und sein Anliegen zu promoten.) Der Verkauf dieser Sachen ist sehr lukrativ für die Firma: Im Fall von O’Barry gingen 25% des Verkaufserlöses eines T-Shirts beispielsweise zur ‘Save Japan Dolphins campaign‘ – 75% des Erlöses bleibt alles für ‘ecoJoia’.

An die Delfinariengegner-Lobby sind längst wirtschaftliche Interessen gekoppelt. Der Merchandising-Verkauf basiert, aufgrund seiner Botschaften, auf der Aufrechterhaltung der falschen Überzeugungen. Das Zugeben wissenschaftlicher Fakten hätte also ernsthafte wirtschaftliche Folgen für die Organisationen, aber auch die Unternehmen im Hintergrund.

Portrait von Morgan im Loro Parque | Foto: zoos.media

Das Problem an dieser Industrie ist, dass Geld damit gemacht wird, die Tierliebe von Menschen mit Fake News zu paaren und so den Produktstamm zu legitmieren.
Kauft man zum Beispiel ein “Free Morgan”-T-Shirt für $28, streicht sich ‘ecoJoia’ rund $21 ein. An die Free Morgan Foundation gehen rund $7 (oder noch weniger, falls die 25% erst nach Abzug der Produktions- und/oder Werbekosten errechnet werden). Nun hat man nicht nur eine Todesbotschaft auf einem überteuerten T-Shirt, denn die Orcadame Morgan (Bild rechts) zu “befreien” bedeutet ihren Tod, sondern unterstützt auch eine Populismus-Kampagne gegen das Wohl dem eigentlich wahrscheinlich geliebten Orca.
Es ist schon längst klar, dass es eine Umsetzung der Phrase ‘Free Morgan’ nicht geben wird, weil führende Wissenschaftler dies als unmöglich klassifizierten, aber das hindert natürlich keinen daran, trotzdem Geld mit dem Unwissen unbedarfter Tierfreunde zu machen, die diese Information noch nicht haben. Würde man reinen Wein einschenken, gäbe es nämlich $0 und das wäre ja schrecklich – besonders für ‘ecoJoia’ und auch, in unserem Beispiel, die ‘Free Morgan Foundation’.

Auch für die Delfinariengegner-Industrie kann man konstatieren: große Ignoranz einer kleinen Minderheit. Nur damit kann man offenbar ganz wunderprächtig Geld machen. So wirkt es schon ziemlich lächerlich, wenn die wenigen Protestler Pappen in die Höhe recken, die gegen eine angebliche Delfinarien-Indutrie gerichtet sind, tatsächlich aber nur Werbung für eine tatsächlich existierende Industrie sind, die eine Mischung aus Fake News, Ignoranz und Lügen zum Geschäftsmodell erhoben hat. Edukation und Artenschutz sind allerdings nicht Teil des Geschäftmodels der Tierrechtler.

Diesen Beitrag teilen