Ganz schön gewachsen: Das Eisbären-Jungtier bei der Erst-Untersuchung | Foto: Erlebnis-Zoo Hannover, Hollemann

Erlebnis-Zoo Hannover: Das Eisbärchen ist ein Mädchen!

Exklusiv für zoos.media – 14.02.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Im Erlebnis-Zoo Hannover stand die erste Untersuchung des Eisbärchens an. Die Ergebnisse und Ausblicke gibt es im Artikel zu lesen.

Erlebnis-Zoo Hannover: Das Eisbärchen ist ein Mädchen!

“12 kg schwer, ungemein agil, neugierig, kratzbürstig und – weiblich!” Das sind die Ergebnisse, die der Erlebnis-Zoo Hannover von der ersten Untersuchung des Eisbärchens verkündete. In der Pressemitteilung heißt es: “Die Zoo-Tierärzte Dr. Viktor Molnár und Dr. Katja von Dörnberg hatten alle Hände voll zu tun, das Jungtier zu impfen, die Zähne und den Nabel zu kontrollieren. „Der Begriff ‚bärenstark‘ trifft auf jeden Fall zu“, freute sich Zoo-Tierarzt Molnár.” Der Kleinen geht es also gut und sie verhält sich genauso wie sich ein kleiner Eisbär verhalten soll und wie man es in den zahlreichen Stunden Überwachungsmaterial der Kamera bereits beobachten konnte.

Erste Untersuchung, erster Kontakt

Zuvor hatte nämlich nur Milana das Baby live und wahrhaftig gesehen, weil man sie in den ersten Wochen nicht stören wollte. Für sie war es auch die erste Aufzucht eines Jungtieres und diesen Prozess zu stören, hätte Probleme mit sich bringen können. Daher wartete man 12 Wochen ab und dokumentierte alles, doch auch bei er ersten Untersuchung war Eile angesagt.

“Für die Erstuntersuchung wurde zunächst Mutter Milana mit Leckereien aus der Wurfhöhle in ein Nachbargehege gelockt. Dann ging alles ganz schnell: Tierarzt und Tierpfleger näherten sich vorsichtig dem Jungtier, nahmen es auf den Arme, wogen es, warfen einen Blick auf das Gebiss, den Nabel und das Geschlecht. „Die kleine Bärin hat sich sehr gut entwickelt, hat einen ordentlichen Milchbauch, eine wirklich laute Stimme und ist schon sehr wehrhaft“, so Tierarzt Molnár. Zum Schluss wurde der Nachwuchs geimpft, bekam eine Wurmkur und wurde wieder in die Wurfhöhle gesetzt. Nach nur 15 Minuten war Milana wieder zurück bei ihrer Kleinen in der Höhle.” – Erlebnis-Zoo Hannover

Für Milana war diese kurze Auszeit sicher auch mal schön, denn, wenn das Baby wach ist, muss auch sie selbst auch immer wach sein. Einmal muss sie aufpassen, dass sich die Kleine nicht zu weit von ihr entfernt, allerdings klettert das Eisbärchen auch sehr gerne auf seiner Mutter herum, weshalb nicht mal theoretisch an Schlaf zu denken wäre. Die Wiedervereinigung von Mutter und Tochter verlief dann ohne Probleme und der kombinierte Abenteuerspielplatz von Wurfhöhle und Mutter wurde wieder fleißig von dem kleinen Eisbär-Mädchen erkundet. Dass die beiden in der Wurfbox bleiben, ist übrigens natürliches Verhalten – auch in der Natur würden sie die Wurfhöhle nicht verlassen.

Geduld ist angesagt

Daher wird es auch noch einige Zeit dauern bis die Besucher die Kleine zum ersten Mal sehen können: “Erst wenn die Jungbärin ihrer Mutter sicher folgen und auch so manche Hürde überklettern kann, werden die beiden die Höhle verlassen und auf der Außenanlage zu sehen sein. Zurzeit rechnet der Zoo mit ersten Ausflügen Ende März. „Den Zeitpunkt bestimmen aber Mutter und Tochter ganz allein“, so Eisbären-Kurator Fabian Krause.” Vielleicht könnten also die zahlreichen Oster-Besucher schon in den ganz besonderen Genuss kommen, das kleine Eisbären-Mädchen zu bewundern.

Hungernder Eisbär in der Natur – moderne Zoos schützen die Art und ihren Lebensraum. | Foto: Andreas Weith, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Geduld brauchen auch die Forscher in der Natur, aber es gibt auch gute Nachrichten aus der Arktis, denn so viel See-Eis wie dieses Jahr gab es schon seit 2013 nicht mehr um diese Zeit und man muss bis ins Jahr 2009 zurückgehen, um eine Messung zu finden, die signifikant mehr See-Eis zeigte. Trotzdem geht über die letzten Jahre im Trend das See-Eis immer weiter zurück und genau das muss man langfristig beobachten. In der Zeit der Existenz der Art hat diese zwar schon mehr als eine eisfreie Arktis er- und überlebt, allerdings gab es da noch nicht den Faktor Mensch. Der hat diese Art leider intensiv bejagt und schränkt ihren Lebensraum immer weiter ein. Daher ist die Forschung sehr wichtig, um das Monitoring dieser Art zu ermöglichen.

Auch der Erlebnis-Zoo Hannover unterstützt die Forschung zum Beispiel mit der Finanzierung von einem “Bear-Tracker” der Artenschutz-Organisation Polar Bears International. Die zeigen den Forschern einmal, wo es Schutzzonen braucht, aber auch langfristig wie der aktuelle Klimawandel die Bewegungen dieser Tiere beeinflusst. Nur mit diesem Schatz an Daten, der dadurch angehäuft wird, ist es dann möglich, Forschungsarbeiten anzufertigen und mit seriösen Forschungsergebnissen dann die politischen Entscheidungsträger zu informieren, damit sie handeln können. Nur mit Forschung kann man in einer Demokratie erfolgreich um politische Mehrheiten für seriösen Naturschutz werben. Daher ist dieses Engagement vom Erlebnis-Zoo Hannover so wichtig.

Eisbärin wird Botschafterin ihrer Art

Die Eisbären-Anlage im Erlebnis-Zoo Hannover ist naturnah und abwechslungsreich gestaltet. | Foto: zoos.media

Das zeigt auch wieder wie wichtig moderne zoologische Einrichtungen sind, denn Forschung finanziert sich nicht aus Luft und Liebe, sondern es ist vielmehr schwer heute an Forschungsgelder zu kommen. Daher ist auch für den Artenschutz ein solches Eisbärbaby ein Segen, denn dadurch besuchen viele Menschen den Zoo – das bedeutet aber nicht nur Geld für die Artenschutzprojekte, sondern auch viel Interesse für die Art an sich. Der Erlebnis-Zoo Hannover stellt zum Beispiel in jeder Pressemitteilung das Artenschutz-Projekt vor und informiert im Zoo auf unterschiedlichste Weise über die Eisbären, ihre Biologie und auch ihren Schutz. Wenn nun die Besucher in die Themenwelt Yukon Bay strömen, um das Eisbärchen live zu sehen, wird das also auch den Forschern und Artenschützern helfen.

Einzig im Zoo ist es möglich, Eisbären so nahe zu kommen, ohne ihnen zu schaden. Die wilden Eisbären werden nämlich am besten vom Menschen gar nicht gestört und eine Gewöhnung an den Menschen könnte sich langfristig sogar schädlich auswirken, denn dann wird es auch für Jäger leichter, sie zu erwischen. Daher schaut man sich die Tiere am besten im jeweiligen modernen Zoo an und unterstützt den Zoo dabei, die Forschung und den Artenschutz weiter zu ermöglichen. Wenn es nämlich Zoos, wie den Erlebnis-Zoo Hannover, nicht schon längst geben würde, müsste man sie dringend erfinden, um Eisbären, aber auch viele andere Arten zu retten. Das kleine Eisbärchen in Hannover wird also einen wesentlichen Teil dazu beitragen, dass ihre wilden Artgenossen eine bessere Chance auf Überleben haben – sie selbst hat eine gute Chance auf ein langes Leben, denn in Menschenobhut werden die Eisbären doppelt so alt wie ihre wilden Artgenossen.

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