Das Eisbär-Jungtier wird immer agiler. | Foto: Erlebnis-Zoo Hannover

Erlebnis-Zoo Hannover: Erste Gehversuche beim Eisbärchen

Exklusiv für zoos.media – 23.01.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Tapsig zwar, aber immer besser werdend: das Eisbärbaby im Erlebnis-Zoo Hannover lernt langsam sich wie ein Eisbär fortzubewegen. Mehr Details dazu im Artikel.

Erlebnis-Zoo Hannover: Erste Gehversuche beim Eisbärchen

Das Eisbär-Jungtier im Erlebnis-Zoo Hannover wächst und gedeiht – nun gibt es erste Gehversuche. “Milanas Nachwuchs wird immer agiler. Das Jungtier beginnt zu laufen, übt das Gleichgewicht zu halten und die Koordination zu verbessern”, freut sich Eisbären-Kurator Fabian Krause. “Zwei bis drei Schritte schafft das Jungtier schon am Stück. Es werden aber bald schon mehr werden.” Das Tierpfleger-Team, das immer ein waches Auge auf das Eisbärchen hat, berichtet, dass es lernt die Füße zu sortieren und manchmal auch von Milana weg krabbelt: “Aber Milana ist weiterhin sehr fürsorglich und aufmerksam, zieht ihr Kind wieder zurück, wenn es zu nah an den Ausgang kommt.”

Das Jungtier wird immer kräftiger

“Wir beobachten immer wieder, wie es ausgiebig trinkt, sich mit einem runden Milchbauch ausruht und dann wieder übt zu laufen”, erklärt Zoologe Fabian Krause weiter. Das sieht man auch tatsächlich sehr gut, wenn man die Bilder vergleicht.

Das Eisbären-Jungtier als es Anfang Januar die Augen geöffnet hat. | Foto: Erlebnis-Zoo Hannover
Das Eisbär-Jungtier Ende Januar. | Foto: Erlebnis-Zoo Hannover

Im Gesamten ist das Tier rundlicher und auch größer geworden – ganz genau wie es sein soll. Gewichtszunahme ist bei Jungtieren ein exzellenter Indikator dafür, dass das Tier gesund und munter ist. Milana, die zum ersten Mal Mutter wurde, kümmert sich exzellent um den Wonneproppen. In Menschenobhut werden rund 50% der Eisbären auch groß – in der Natur sind es nur 15% (Zander & Kolter, 1995). Wenn sich das Eisbärchen weiterhin so gut macht, gibt es bald den ersten Tierarztbesuch, bei dem es neben dem Rundum-Check auch die lebenswichtigen Impfungen gibt. Dann wird man auch wissen, welches Geschlecht das Jungtier hat. Mehr rund um die Wufhöhle ist hier zu sehen:

Gehen elementar für Eisbären

In der Natur sind Eisbären gezwungen weite Strecken zurück zu legen – das tun sie nicht aus Spaß an der Freude, sondern weil Nahrung so schwer zu finden ist. Dabei halten sie sich an festgelegte Wege, was sie besonders anfällig für Veränderungen in ihrem Habitat macht. Dieses Bewegen auf scheinbar festgelegten Wegen sieht man auch noch im Zoo, was dann häufig mit einer Laufstereotypie verwechselt wird, obwohl die Tiere letztendlich nur in Erwartung ihres Futters sind und ein instinktives Verhalten abspulen, das mit Futter assoziiert wird. In Menschenobhut sind Eisbären allerdings von diesem Zwang, Futter selbst finden und erbeuten zu müssen, befreit.

Während Gehen also in der Natur durch Hunger erzwungen wird, ist die Laufkompetenz in Menschenobhut eher durch positives Interesse motiviert. Besonders junge Eisbären im Zoo mögen Spiel in der Bewegung und wer da nicht laufen kann, ist aufgeschmissen. Schon die ersten Gehversuche erfolgen nun aus spielerischer Neugier. Bildlich gesprochen, springt das erste Eisbärchen für den Zoo also über jede Hürde bisher mit Bravour. Das ist auch wichtig für die ganze Art.

Artenschutz dank Zootierhaltung

Die Eisbären-Anlage im Erlebnis-Zoo Hannover ist naturnah und abwechslungsreich gestaltet. | Foto: zoos.media

Jedes Eisbärbaby in Menschenobhut liefert mehr Erkenntnisse, die einem in der Natur oft verborgen bleiben. Dadurch lernt man mehr über diese Tiere, ihre Bedürfnisse und wie man sie in der Natur schützt. So richtig viel weiß man über diese Tiere nämlich noch nicht. Laut IUCN gibt es bei 19 bekannten Eisbärpopulationen von 8 gibt es überhaupt keine Daten bezüglich ihrer Populationsgröße. Vier sind wahrscheinlich stabil, vier sind wahrscheinlich geschrumpft, zwei sind wahrscheinlich größer geworden und eine ist recht sicher stabil in ihrer Entwicklung. Es braucht also dringend Forschung, die,wie andere Zoos auch, der Erlebnis-Zoo Hannover maßgeblich unterstützt – zum Beispiel im „Bear Tracker“-Projekt.

Wilde Eisbären werden so genau verfolgt und man bekommt dadurch Daten, die wichtig sind, um diese Tiere zu schützen. Seit es die Eisbären gibt, war ihr Lebensraum immer in Veränderung und die Art hat überlebt. Aktuell aber kommt die Bedrängung der Habitate durch den Menschen massiv ins Spiel und die Befürchtung ist, dass sie auf den aktuellen Klimawandel zurückzuführende Veränderungen im Habitat nicht so gut reagieren können. Dazu wurde in zurückliegenden Jahrzehnten etwa durch Jagdakivität der Bestand massiv geschwächt. Es steht also nicht gut um diese Art.

Umso wichtiger ist deshalb ihre Haltung in modernen zoologischen Einrichtungen – dadurch haben diese Tiere nicht nur Botschafter, sondern die Eisbären in modernen Zoos sind aktiver Teil von Projekten des Schutzes, der Forschung und der Bildung, die darauf ausgerichtet sind, diese Art zu erhalten. Mit diesem umfassenden Ansatz kooperiert der Erlebnis-Zoo Hannover, genau wie viele andere moderne Zoos, mit Polar Bears International. Ebenfalls nimmt der Hannoveraner Zoo am europäischen Zuchtprojekt der Tiere teil, wodurch auch Milana in den Erlebnis-Zoo kam und sich sogar den Partner aussuchen durfte.

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