Philippinenadler oder Affenadler (Pithecophaga jefferyi) | Foto: The Wandering Angel, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Erster in Menschenobhut geborener Philippinenadler gestorben

Exklusiv für zoos.media – 12.01.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Der traurige Verlust eines besonderen Philippinenadlers rückt nun ein sehr besonderes und besonders wichtiges Projekt in den Fokus der Öffentlichkeit.

Erster in Menschenobhut geborener Philippinenadler gestorben

Pag-asa bedeutet “Hoffnung” und so war der Namen für den ersten Philippinenadler, der in Menschenobhut geboren wurde, sehr passend. Seinem Namen hat er auch alle Ehre gemacht, denn seine Geburt war die Basis für ein Zucht- und Wiederauswilderungsprojekt für diese stark bedrohte Art, die ausschließlich auf den Philippinen vorkommt. Am 15. Januar 1992 hatte Pag-asa das Licht der Welt erblickt. Was das Philippine Eagle Center damals erreicht hat, kam einer Mondlandung für diese Art gleich. Vor einigen Tagen verstarb er kurz vor seinem 29. Geburtstag.

Wichtiger Beitrag

In diesen fast drei Jahrzehnten leistete Pag-asa einen unerschöpflichen Beitrag, denn nicht nur durch seine Aufzucht sammelte das Team wichtige Erfahrungen für weitere Jungtieraufzuchten, sondern er zeugte selbst auch einige Nachkommen. Manche von Ihnen wurden sogar ausgewildert, aber leider nicht erfolgreich. Jeder Misserfolg aber sorgte wieder für mehr Erkenntnisse, um es irgendwann zu schaffen, die Art auszuwildern und so vor dem ansonsten sicheren Aussterben zu retten. Das ist das Ziel nicht nur des Philippinischen Adler-Zentrums, sondern auch vieler Zoologischer Gärten, die diese charismatische Spezies halten und gehalten haben.

In Zoos überleben die Tiere sogar anscheinend länger als in der Natur. Ein Vertreter dieser Art lebte über 40 Jahre im Zoo von Rom, war da aber auch bereits erwachsen angekommen. Altersrekordhalter in im Adler-Zentrum auf den Philippinen ist ein Tier, was dort 46 Jahre lebte. Man geht davon aus, dass sie in Menschenobhut bis zu 60 Jahre leben können, in der Natur allerdings deutlich weniger. Die Spezies ist aktuell in deutschen und europäischen Zoos leider nicht mehr vertreten, es gab sie aber laut Zootierliste bereits in 11 Haltungen in Deutschland und dem übrigen EAZA-Raum. Ohne die getätigten Wildfänge, die Haltungen und Pag-asa wäre das heute Artenschutzprojekt nie möglich gewesen.

Projekt gegen Unkenrufe

Wäre man den Tierrechtlern gefolgt und würde die Tiere heute nicht halten, wäre die Art wohl bereits verloren. Dass diese Interessensgruppe gegen jede Form der Tierhaltung ist, ist bekannt, aber besonders ärgerlich ist es, wenn Unkenrufe aus einer Richtung kommen, die man so nicht erwartet. Erst jüngst hatte David Attenborough zwar erwähnt wie wichtig doch Zoos seien, aber völlig sinnbefreit behauptet, dass man gerade Adler ja nie in Zoos halten solle. Solche fragwürdigen Ausführungen von Menschen, die eigentlich Respekt vor der Lebensleistung von Artenschützern an den Tag legen sollten, statt zu opportunistischen Phrasendreschern zu verkommen, halten aber eben die Natur- und Artenschützer, denen wirklich etwas an einer Art liegt, nicht davon ab, ihre wichtige Arbeit zu tun.

Kalifornischer Kondor – dank Zoos hat diese Art überlebt | Foto: Chuck Szmurlo, Lizenz: CC BY 3.0

Adler gedeihen in Zoos nämlich sehr gut – genauso wie andere Greifvögel: dank modernen Zoos konnte etwa der Kalifornische Kondor vor dem Aussterben bewahrt werden. Auf ein ähnliches Comeback hofft man auch für den Philippinenadler. Charles Lindbergh, bekannt als Flugpionier, beschrieb den Philippinenadler einst als den nobelsten Flieger der Lüfte. In der Natur ist allerdings kaum Platz mehr für sie. Dort brauchen sie 4.000 – 11.000 Hektar, um genug Nahrung zu finden. In Menschenobhut brauchen sie deutlich weniger Platz, weil sie hier genug Futter an einem Platz finden. Durch die Lebensraumzerstörung ist es nun aber so, dass natürlich die Verfügbarkeit der Beute in der Wildbahn noch geringer wird. Die Situation ist also sehr schwer für diese Tiere.

Daher brauchen sie nun einen Platz auf der “Arche Noah”, die moderne Zoos und Aquarien aktuell darstellen, denn sonst droht man sie für immer zu verlieren. Die Artenschützer sind optimistisch und allein der Versuch diese Art zu retten, zählt bereits weit mehr als die Unkenrufe irgendwelcher Möchtegern-Besserwisser, die bereit sind ganze Arten auf dem Schrein ihrer Ideologie sang und klanglos zu opfern, nur, um ja Recht zu behalten oder wieder mal in die Medien zu kommen, nach denen sie so hoffnungsverloren gieren. Die Zukunft wird wohl immer den wagemutigen Artenschützern gehören, die auch gegen Widerstände an die Rettung ihrer Arten glauben. Daher steht nun zu hoffen, dass man bald auch wieder mehr Philippinenadler in modernen Zoos und Aquarien bewundern kann und so auch als Besucher einen Teil zur Rettung der charismatischen Art beitragen kann.

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