Schimpansenbaby im Loro Parque | Foto: zoos.media

Gericht erklärt gleiches Recht für Tiere und Menschen

Exklusiv für zoos.media – 23.07.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

In Indien hat ein Gericht gleiches Recht für Tiere und Menschen erklärt – was bedeutet das aber wirklich für Mensch und Tier?

Gericht erklärt gleiches Recht für Tiere und Menschen

Das hohe Gericht von Uttarakhand macht Schlagzeilen auf der ganzen Welt, weil es den Tieren des nördlichen Staates den Status einer juristischen Person zu sprach. Die Tiere wären angeblich Personen mit entsprechenden Rechten, Pflichten und Verbindlichkeiten wie es bei Menschen der Fall sei. Die Tierrechtsszene feiert das als Erfolg.

Menschenrechte in Indien – ein gutes Vorbild?

Um diese Entscheidung einzuordnen, muss man sich erstmal anschauen, wie Menschen in Indien behandelt werden. Das ist recht einfach, weil es viele Berichte darüber gibt, dass in Indien schon Menschenrechte mit Füßen getreten werden.

Amnesty International berichtet, dass einer “im August 2016 veröffentlichten Statistik zufolge wurden im Jahr 2015 mehr als 327000 Verbrechen gegen Frauen angezeigt. Frauen aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen wurden weiterhin systematisch diskriminiert.” Ebenso wurde aufgezeigt, dass im Juli 2016 das Kabinett einen Gesetzentwurf über die Rechte transgeschlechtlicher Personen billigte, der die Menschen als mangelhaft eingestufte. In Bezug auf die Kinderarbeit gab es zwar eine Reform, aber “[v]iele Kinderrechtsaktivisten kritisierten die Reform. Sie befürchteten, dass Kinderarbeit dadurch noch gefördert werden könnte und Kinder aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen sowie Mädchen überproportional davon betroffen sein könnten.” Es gibt ein massives Problem mit außergerichtlichen Hinrichtungen und zivilgesellschaftliche Organisationen würden nach wie vor “schikaniert”, so Amnesty International. Ebenso stellt die Menschenrechtsorganisation fest: “Die Behörden griffen weiterhin auf rückschrittliche Gesetze zurück, um Menschen, die friedlich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausübten, strafrechtlich zu verfolgen.”

Zu weiteren gravierenden Menschenrechtsverletzung zählen Menschenhandel, Kindesmissbrauch und Kinderheiraten. Menschen werden aufgrund von Kasten- oder Minderheitenzugehörigkeit (insbesondere Adivasi und Dalits) und auch aufgrund von Behinderungen regelmäßig diskriminiert. Radikale hinduistische Gruppen greifen zunehmend die Medienfreiheit an. Menschen werden aufgrund ihrer Sexualität kriminalisiert, diskriminiert und werden – auch durch die Polizei – Opfer von Gewalt. Indien verhängt in seltenen Fällen weiterhin die Todesstrafe.

Was heißt das für Tiere?

Java-Nashorn auf einer Postkarte (wahrscheinlich in Indien aufgenommen) | Foto: Unbekannt, Lizenz: public domain

Menschen werden also in Indien teilweise regelrecht entrechtet und das Land hat deshalb massive Probleme mit der Umsetzung von Menschenrechten. Was bringt den Tieren also nun eine Gleichstellung, sofern diese denn vom Obersten Gericht überhaupt bestätigt würde? Nichts. Schaut man sich die Lage der Menschen in Indien an, merkt man schnell das Menschen viel schlechter behandelt werden wie etwa Tiere, zum Beispiel in Deutschland.

Wenn man sich allein vor Augen führt, dass rund 1.500 Tierarten gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingehen und dann sieht wie in Indien mit Menschen, die gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingehen, umgesprungen wird, sieht man wie wertlos so etwas ist. In Deutschland darf man Tiere nicht einfach so töten, sondern es gibt Gesetze, die Willkür ausschließen – in Indien gibt es sogar außergerichtliche Hinrichtungen von Menschen. Die Liste solcher Missachtung von Grundrechten von Menschen ließe sich weiter führen.

Die Tiere werden genauso viel von den Menschenrechten haben wie viele Menschen in Indien: gar nichts. Dieses Land nun als vorbildhaft zu bezeichnen oder sich ernsthaft daran zu erfreuen, dass Tiere nun Rechte bekommen hätten, zeigt nur wie realitätsfremd man geworden ist. Millionen von Menschen leiden unter der schlechten Umsetzung der Menschenrechte in Indien – das sollte man nie vergessen.

Diesen Beitrag teilen