Der Bau der neuen Strandvoliere wurde durch Spendengelder ermöglicht. Foto: Stadt Bielefeld/UWB

Heimat-Tierpark Olderdissen: Neue Strandvoliere eingeweiht

Exklusiv für zoos.media – 21.04.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Für ein Strand-Erlebnis muss man nicht in die Ferne schweifen. Einen Eindruck vom Lebensraum kann man zum Beispiel schon im Tierpark Olderdissen gewinnen.

Heimat-Tierpark Olderdissen: Neue Strandvoliere eingeweiht

Strand-Feeling im Zoo ist ein zu erkennender Trend bei vielen zoologischen Institutionen. Daher sind Limikolen sehr gefragt. Dabei handelt sich um Watvögel, die man nicht selten auch von der Nord- und Ostsee kennt. Im Heimat-Tierpark Olderdissen, der zur Stadt Bielefeld gehört, ist nun auch eine solche Voliere entstanden. Auch für den Artenschutz sind aber solche Volieren wichtig. Zwei der vier Arten sind nämlich als NT gelistet – das heißt, sie sind fast bedroht. Daher ist es hervorragend, dass Austernfischer und Große Brachvögel nun in die neue Anlage eingezogen sind. Begleitet werden sie von den nicht bedrohten Säbelschnäbler und Zwergsäger, die aber dafür sorgen, dass der Lebensraum-Ausschnitt authentisch ist.

Urlaubsfeeling & Lebensraumschutz

Aber nicht nur durch die Haltung und die dadurch gegebene Option solche Arten, die fast bedroht sind, rechtzeitig zu züchten, sind solche Installationen wichtig. Sie sind auch Botschaften ihres Lebensraumes, denn man kann Arten nicht isoliert schützen. Wenn die Besucher also merken, wie wundervoll dieser Lebensraum ist, kann man sie zu dessen Schutz bewegen. Von Olderdissen aus ist es zum nächsten Strand schon ein Stück zu fahren und nicht jeder kann sich einen Urlaub dort leisten. Daher ist es wunderbar, wenn man schon im Tierpark den Lebensraum-Ausschnitt genießen kann.

Man muss den Menschen nämlich solche Habitate näher bringen. Zudem ist der Lebensraum der Limikolen auch Teil des Lehrplans. Dadurch kann ein Tierpark mit einer entsprechenden Installation auch ein wunderbarer außerschulischer Lernort sein, durch den das Lernen nicht nur auf Bücher und Arbeitsblätter beschränkt ist. Solche Bildung ist der Grundstock für Forschung. Forschung wiederum ist die Basis für Natur- und Artenschutz. So schließt sich der Kreis.

Die Düne von Olderdissen

Unter anderem Säbelschnäbler sind in der neuen Anlage zu beobachten. Sie sind besonders gut an ihrem nach oben gebogene Schnabel zu erkennen. Foto: Stadt Bielefeld/UWB

Basis der Voliere ist eine Sanddüne. Sie soll nach und nach mit Pflanzen einwachsen, sodass die Vögel noch mehr Deckung und Nistmöglichkeiten finden. Für besonders kalte Tage haben die Tiere auch die Möglichkeit sich in ein voll ausgestattetes Haus zurück zu ziehen, in das die Besucher stilecht durch Bullaugen Einblick erhalten. Das Ganze war nicht billig: 305.000€ kostete die Anlage. Dass man diesen Bau realisieren konnte, verdankt man also großartigen Förderern des Zoos.

Hermann Homann, der einst die Geschicke der Hemdenfabrik Homann Bielefeld (Hobi) leitete und im Frühjahr 2021 verstarb, hinterließ 100.000€. Dazu wurde im Rahmen seiner Beerdigung zu weiteren Spenden aufgerufen. Stephan Meyer von der Firma Meyer Menü spendete ebenfalls 100.000€. Hinzu kommen Zuwendungen weiterer Spender in Höhe von 1.440€. Von Caia Aurelia Rüter kam eine Sach-Spende in Form einer Schautafel, die über die verschiedenen Arten informiert.

Großes Bürgerschaftliches Engagement

“Nur durch Engagement wie dieses kann der Tierpark Olderdissen existieren und sich weiterentwickeln. Wir sagen vielen herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender!”, erklärte Matthias Seipel, Erster und Technischer Betriebsleiter des Umweltbetriebs der Stadt Bielefeld. Herbert Linnemann, Leiter der Abteilung Forsten/Heimat-Tierpark Olderdissen, sicherte zu: “Jede Spende, sei sie noch so gering, bleibt im Tierpark und kommt den Tieren zugute. Mit den Spendengeldern können wir nicht nur große Maßnahmen wie diese Strandvoliere realisieren, auch die Pflege und der Unterhalt des Tierparks in der jetzigen Form wird mit Spenden möglich gemacht.”

Das Architekturbüro Offelnotto hatte in enger Abstimmung mit der Tierparkverwaltung das Design der Anlage übernommen. Zudem wurde darauf geachtet, dass lokale Unternehmen auch von den Bauarbeiten und beim Materialeinkauf profitierten. So wurde die Anlage auch wirtschaftlich in der Region verankert und man schonte die Umwelt, weil so kaum lange Wege nötig waren. Zusätzlich wurden im Bau vom Tierpark Olderdissen selbst auch Eigenleistungen erbracht. Das macht auch deshalb Sinn, weil so auch viel Expertise zur Instandhaltung der Anlage vor Ort gebündelt wird.

Tiere noch schüchtern

Ein weiterer Grund, warum solche Anlagen wichtig sind, ist der, dass Menschen in solchen Anlagen auch mehr von dem Lebensraum mitbekommen als bei Beobachtungen im Habitat selbst. Warum? Gerade Limikolen sind weniger als die Rampensäue unter den Vögel bekannt, die sich gerne und oft nah zeigen. Einmal an Besucher gewöhnt aber, sind sie in den Anlagen viel besser und einfacher zu beobachten als ihr wilden Verwandten. Dabei will der Tierpark Olderdissen aber auch nichts überstürzen, sondern den Tieren die Zeit geben, die sie brauchen.

“Das Wohl der Tiere geht hier vor”, erklärt Abschnittsleiter Dr. Benjamin Ibler mit der Bitte um Verständnis, dass die Anlage deshalb aktuell nur in den Morgenstunden zugänglich ist. Das liegt daran, weil dann die Besucherströme noch nicht so groß sind. Zudem wird es noch weitere tierische Zugänge geben und die Pflanzen, die den Vögeln Versteck- und Nistmöglichkeiten geben sollen, müssen auch noch etwas anwachsen. Ziel ist aber die Voliere bald vollständig öffnen und vor allem den Besuchern süßen Nachwuchs präsentieren zu können.

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