Elefanten-Schädel in Tanzania | Foto: Laika ac, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Massenhafter Hitzetod durch Klimawandel?

Exklusiv für zoos.media – 21.02.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Immer wieder gibt es Strohfeuer, die davon abhalten über die wichtigen Probleme im Naturschutz zu sprechen. Daher ist es wichtig, diese Feuer zu löschen.

Massenhafter Hitzetod durch Klimawandel?

Todesangst ist immer wieder ein Antrieb für Entscheidungen. Die können sinnvoll sein oder sie können es nicht – das hat dann mehr mit Glück zu tun. Wenn aber von angeblich letzten Generationen gesprochen wird oder davon, dass ja Hitzetode mit dem Klimawandel zusammenhängen würden und Deutschland dafür besonders anfällig wäre, bekommen Menschen Ängste. Das ist verständlich. Es schadet allerdings auch einer guten Entscheidungsfindung in Naturschutz-Themen, obgleich Populisten sich und anderen von solchen Methoden viel versprechen.

“Modellrechnungen prognostizieren für Deutschland, dass zukünftig mit einem Anstieg hitzebedingter Mortalität von 1 bis 6 Prozent pro einem Grad Celsius Temperaturanstieg zu rechnen ist, dies entspräche über 5.000 zusätzlichen Sterbefällen pro Jahr durch Hitze bereits bis Mitte dieses Jahrhunderts.” – Umweltbundesamt

Wenn also nun schon Bundesämter beginnen, in diesen Chor der Angst einzustimmen, ist es wichtig gewisse Fakten klar zu stellen. Es gibt nämlich Bereiche, in denen es wirklich nottut, etwas zu unternehmen, die wegen solch fragwürdiger Diskussionsführung in den Hintergrund gedrängt werden. Das ist deshalb schädlich, weil man sich mit den Strohfeuern dann eher auseinandersetzt als den bedrohlichen Flächenbrand zu löschen.

Immer weniger klimabedingte Todesfälle

Klimabedingte Todesfälle nehmen aus verschiedenen Gründen ab. Das liegt einmal sicher auch am medizinischen Fortschritt durch Forschung. Ebenfalls an funktionierenden präventiven Maßnahmen sowie neu erfundenen Warnsystemen. Allerdings ist natürlich die Definition immer der Schlüssel: was nimmt man als “klimabedingt” an? Die Statistik nutzt bezieht sich auf verschiedene Quellen. Daher ist es gut nachvollziehbar und jeder kann für sich entscheiden, wie er zur Definition steht.

Sehr wohl in der Definition enthalten sind aber eben auch die Hitzetode und ebenso Umweltkatastrophen. Gleichzeitig kann man aber einen gefühlten Anstieg solcher Tode und Katastrophen verzeichnen. Warum ist das so? Was in dieser Zeit auch passiert ist, ist eine rasende Entwicklung der Medien. Heutzutage gibt es meist mehrere Medienkonzerne, die auf solche Themen die Kameras halten. Man weiß deutlich besser Bescheid, man weiß auch von mehreren solcher Katastrophen, weil sie weltumspannend berichtet werden.

Wärme sorgt für weniger Tote

Was bei der Panik um Hitzetote oft vergessen wird, ist sehr banal: wenn es wärmer wird, wird es auch weniger kalt. Das ist deshalb wichtig, weil es pro Hitzetoten neun Kältetote gibt. Kälte ist für Menschen aktuell die viel größere Gefahr für Leib und Leben als Hitze. Daher gibt es einen Anstieg von Hitzetoten, aber gleichzeitig einen Rückgang von Kältetoten. Noch passiert der in nicht allzu großem Bereich.

Das ist auch ein Grund, warum wir weniger klimabedingte Todesfälle sehen: unter Strich sorgen steigende Temperaturen für weniger Todesfälle. Das wird auch noch lange so bleiben, weil die Zahl der Kältetoten so viel höher ist. Als vor einigen Jahrzehnten noch vor einer sich anbahnenden Eiszeit gewarnt wurde, waren Kältetote auch eine Angst, mit der gespielt wurde. Nun sind es die Hitzetoten. Die Veränderung der Zahl ist aber sehr gering. Zur Angstpolitik reicht sie eigentlich gar nicht aus. Das Schüren solcher Ängste lenkt aber schon seit Jahrzehnten von existenten und lösbaren Problemen ab.

Probleme liegen woanders

Bergmolch im Naturpark Bayerischer Wald | Foto: Dr. Fritz Haselbeck, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Eine massive Krise gibt es im Bereich der Biodiversität. Die ist auch wirklich langfristig bedrohlich. Warum? Mit der Natur zu leben, heißt auch maßvoll von ihr zu leben. Dieser bekannte Lehrsatz hat sich – im Gegensatz zu Horror-Prognosen – immer als wahr herausgestellt. Das Leben der Menschen hängt am seidenen Faden der Natur. Egal wie man es dreht und wendet, am Ende braucht es immer intakte Ökosysteme. Während man aber Strohfeuer um Kälte- und Hitzetote gelöscht und entfacht hat, hat sich die Biodiversitätskrise weiter verschlimmert.

Die Idee von manchen Naturschützern, die von anderen geschürten Todesängste, würden auch der eigenen Sache dienlich sein, hat sich nicht eingelöst. Warum? Weil Angst der Entscheidungsfindung am Ende eben nicht dienlich ist. Es braucht Fakten und die entstehen durch Wissenschaft. Allerdings hat seriöse Wissenschaft oft den Nachteil, dass sie lange dauert. Die Geschichte zeigt aber, dass sich diese Zeit zu investieren lohnt und sie deutlich verkürzt werden kann, wenn die Wissenschaft besser finanziell ausgestattet wird. Darüber wird aber viel seltener geredet.

Probleme lösbar

Die wesentlich gute Nachricht ist aber auch, dass Biodiversitätsproblematiken lösbar sind. Jahrzehntelange, oft von der breiten Masse unbeachtete Arbeit von Natur- und Artenschützern, unter anderem in Zoos und Aquarien, haben den One Plan Approach to Conservation hervorgebracht. Diese Verschachtelung verschiedener Maßnahmen hat den Proof of Concept auch längst geliefert. Zahlreiche Arten und Populationen hat man so vor dem Aussterben bewahrt. Zoologische Gärten sind dafür unersetzbar.

Nüchtern betrachtet liegen die Lösungen also längst auf der Hand – auch für das Klima. Wenn die Wissenschaft nach Gründen sucht, warum sich das Klima wandelt, lassen sich die unterschiedlichsten Theorien immer auf eine Ursache zurückführen: destruktive Eingriffe in Ökosysteme. Der Erhalt von Ökosystemen – und damit der Natur- und Artenschutz – ist somit der effektivste Weg. Statt also Angstpolitik zu betreiben, irgendwelche Gradziele anzustreben oder sonstige ideologische Schlachtfelder zu eröffnen, ist es also viel sinnvoller am Erhalt der Biodiversität zu arbeiten.

Daher muss auch niemand wirklich Angst haben, denn es ist ja machbar. Das Beste ist zudem: es war nie einfacher, sich im Natur- und Artenschutz zu engagieren. Hier bieten Zoos und Aquarien auch perfekte Anlaufstellen. Die Arbeit, die dort geleistet wird, ist der beste Beweis dafür, dass sich niemand als letzte Generation begreifen muss, man kann aber helfen, eine weitere Generation zu sein, die Arten vor dem Aussterben rettet und so eine für Tiere lebenswerte Natur auch für die Menschheit erhält. Dafür braucht man nicht Angst als Antrieb, sondern etwas viel Schöneres: Leidenschaft für das Leben in der Natur.

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