Orca-Show im Jahr 2013: Die fünf Orcas des Marineland Antibes starten zum Sprung. | Foto: Andreas Ahrens, Lizenz: CC BY 2.0

Keijo im Marineland: Wenn Delfinarien-Hasser plötzlich mit Konsequenzen ihrer Forderungen konfrontiert werden

Exklusiv für zoos.media – 27.08.2025. Autor: Philipp J. Kroiß

Alles, was aktuell im geschlossenen Marineland Antibes passiert, sind Konsequenzen vom „Aktivismus“ von Anti-Delfinarien-Politik und -Organisationen. Nichts davon müsste sein.

Blick von hinter den Kulissen auf ein volles Orca-Stadion im Marineland Antibes | Foto: E v Schoonhoven, Lizenz: CC BY 3.0

Keijo im Marineland: Wenn Delfinarien-Hasser plötzlich mit Konsequenzen ihrer Forderungen konfrontiert werden

Immerzu haben die Tierrechtsindustrie und ihre Kollaborateure in Pseudo-Tierschutz und Politik es unmöglich gemacht, dass das Marineland Antibes seine Orcas rechtzeitig vor der Schließung in andere Haltungen bringen konnte. Versuche dies zu tun wurden über ein ganzes Jahrzehnt hinweg immer wieder vereitelt. Nun sind Mutter und Sohn im geschlossenen Park – dem „Aktivismus“ der Delfinarien-Hasser sei „Dank“.

Regelmäßig heult die Tierrechtsindustrie in internationalen Medien heftig inszenierte Krokodilstränen, obwohl letztendlich genau das eingetreten ist, was das vorhersehbare Erlebnis deren Aktivismus war. Offenbar war es den Pseudo-Experten der Industrie nur unmöglich, diese realistischsten Konsequenzen abzusehen oder man nahm sie schlicht billigend in Kauf. Weite Teile der Medien-Landschaft – offenbar unfähig auch mal die Tierrechtsindustrie kritisch zu hinterfragen – halten nun fleißig Kameras auf und Mikrofone in Richtung des theatralischen Tränenvergießens.

Erzwungener Zuchtstopp

Orca-„Kuss“ im Marineland Antibes 2010 | Foto: Axou, Lizenz: CC BY-SA 1.0

Delfine, zu denen als deren größte Vertreter auch die Orcas gehören, haben gerne und viel Geschlechtsverkehr – selbst unter Verwandten. Das ist nicht ungewöhnlich in der Natur. Auch dort kommt Inzest sowie Inzucht vor. So kann das auch in Menschenobhut passieren. In der Situation, in der sich das geschlossene Marineland Antibes befindet, gilt es das zu vermeiden. Nachwuchs von Keijo und seiner Mutter wäre auf allen Ebenen eine Belastung.

So sind die noch verbliebenen Versorger der beiden Orcas einmal gezwungen, Wikie unter ständiger Medikation von Kontrazeptiva zu halten – mit allen Nebenwirkungen, die das so mit sich bringt. Es gibt keine für Orcas wirklich entwickelten Mittel in diese Richtung. Stattdessen nutzt man zum Beispiel Regumate – eigentlich entwickelt für Schweine und Pferde. Davon bekommen die deutlich schweren Orcas dann einfach mehr. Eigentlich sind die Präparate aber nur zur Brunstsynchronisation von Jungsauen beziehungsweise Ovulationssynchronisation von Stuten entwickelt. Man nutzt sie aber auch zur Verhütung bei Equiden.

Ein erzwungener Zuchtstopp, wie wir ihn im Marienland Antibes nun sehen und wie ihn die Tierrechtsindustrie auch anderswo fordert, führt also genau zu solchen Folgen. Einmal zwingt er die Kühe unter solche Medikation, die Medikamente für etwas braucht, für die sie nie gemacht oder getestet wurden. Davor wurde schon 2016 auf der IMATA-Konferenz gewarnt – ebenso vor den sozialen Spannungen, die es für die Tiere bedeutet, wenn sie das nicht betreiben können, was natürlicherweise ein großer Teil ihres Lebens ist: Fortpflanzung.

Keijo wird stimuliert

Ein Bild aus besseren Zeiten: Auge in Auge mit einem Orcas – das war im Marineland Antibes möglich. | Foto: avu-edm, Lizenz: CC BY 3.0

Eine zweite Folge ist, dass man sich auch um die Männchen kümmern muss. Kein Kontrazeptiva wirkt zu 100%. Also muss man auch Strategien entwickeln, die dafür sorgen, dass soziale Spannung auf Basis sexueller Frustration abgebaut werden, aber man versucht natürlich auch, die abzugebende Sperma-Menge möglichst gering zu halten. Dazu wird Keijo nun stimuliert: „Um Inzucht mit seiner Mutter zu vermeiden und Kämpfe zu verhindern, die zu Verletzungen führen könnten, hat Marineland beschlossen, Keijo sexuell zu stimulieren, um ihn von seinen Spannungen zu befreien“, wurde seitens Marineland erklärt.

Für den Orca selbst ist das kein Problem in Form von Schmerzen oder ähnlichem, aber es ist natürlich eigentlich völlig überflüssig. Keijo könnte längst zum Beispiel im recht nahegelegenen Loro Parque auf Teneriffa leben, wo es keinen erzwungenen Zuchtstopp gibt. Dort könnte er mit den anderen Orcas vor Ort interagieren und seine Mutter käme von der schadhaften Dauermedikation runter. In einer Orca-Gruppe lässt sich Zucht nämlich weitaus tierverträglicher managen, als in der Konstellation, die aktuell im Marineland herrscht.

Gegen einen Transport in den Loro Parque hat die Tierrechtindustrie stark lobbyiert. Die französische Politik scheint in diesem Bereich auch korrupt genug, dass dieser Lobbyismus Erfolg hatte. Letztendlich haben die Spender an Organisationen wie PETA, One Voice und ähnliche also dafür gesorgt, dass die Trainer im Marineland Keijo nun so stimulieren müssen. Ob das so intendiert war, darf man bezweifeln. Letztendlich wurden die Spender also völlig hinters Licht geführt.

Tierrechtler haben keine Lösung

Sea Pen in der Bucht von Klettsvík (Heimaey, Island) | Foto: Hansueli Krapf, Lizenz: CC BY-SA 2.5

Ständig präsentieren die Tierrechtindustrie und ihre Kollaborateure als vermeintliche Lösung ihr Netzkäfig-Projekt, das sie verniedlichend „Sanctuary“ nennen. Die Konstellation der beiden Tiere bliebe dort die gleiche. Selbst wenn, was stark bezweifelt werden darf, die Industrie ihre Netzkäfige irgendwie ans Laufen bekäme, bliebe die Konstellation von Mutter und Sohn die gleiche.

Dann gäbe es zwei Möglichkeiten: Entweder hält man die Tiere dauerhaft getrennt oder man muss eben weiter die Mutter ständig unter Medikamenten halten und den Sohn weiter stimulieren. Also die angebliche Lösung der Tierrechtsindustrie – ein „Sanctuary“ – würde nichts an der nun mit Krokodilstränen in den Medien seitens der Tierrechtsindustrie und ihrer Kollaborateure beheulten Situation ändern. Sie haben auch dafür keine Lösung.

Dass ein „Sanctuary“ überhaupt funktioniert, ist – untertrieben gesagt – spekulativ. Es gab nie ein langfristig erfolgreiches Netzkäfig-Projekt für Orcas. Der Versuch mit Keiko scheiterte kläglich. Das einzige, was ein Orca-Netzkäfig-Projekt in Kanada Nennenswertes zustande brachte waren ein Zelt und hohe Gehälter für die Projektverantwortlichen. Ein Netzkäfig-Projekt für Belugas in Island scheitert aktuell spektakulär. Das Konzept funktioniert also einfach nicht.

Bringt die Taskforce die Wende?

Solange es offen war, versorgte ein Team aus Experten im Marineland – für jeden Interessierten sichtbar – die Orcas mit viel Liebe und großem Respekt. | Foto: avu-edm, Lizenz: CC BY 3.0

Das französische Umweltministerium will jetzt eine Taskeforce unter „Umweltbotschafterin“ Barbara Pompili gebildet haben. Die grüne Politikerin war auch zuvor schon mal Umweltministerin in einem anderen Kabinett. In dieser Zeit hatte sie schon das Ende der Orca-Haltung in Frankreich gegenüber der Tierrechtsindustrie in Aussicht gestellt. An der französischen Chaos-Politik in Bezug auf Delfine im Land hatte sie also wesentlichen Anteil. Dass sie eine sinnvolle Wende in der Sache bringt, darf man bezweifeln.

Eine Politik, die zu schwach ist das Richtige zu tun, und eine Tierrechtsindustrie, die zu stark ist, weil sie verhindern kann, dass das Richtige geschieht, ziehen also die Schlinge um den Hals der Tiere immer weiter zu. Das wird der Tod von Keijo und seiner Mutter sein. Die Zeit läuft ab. Das müsste sie aber nicht. Im Loro Parque ist genug Platz für die Tiere und er wäre schnell zu erreichen. Dort ginge es den Tieren sofort besser und man hat die beste Chance, dass die Tiere langfristig überleben und als Orcas leben können.

Stattdessen setzt die französische Politik auf das tote Pferd Sanctuary. Das ist aber nicht nur aus den bereits oben genannten Gründen und Erfahrungen zum Scheitern verurteilt, sondern auch, weil man die Netzkäfige im Mittelmeer plant. Dort ist das Wasser zu warm für die Tiere. Nicht umsonst kühlt zum Beispiel der Loro Parque das direkt aus dem Atlantik hochgepumpte Wasser für seine Tiere.

Will Frankreich die Orcas tot sehen?

Vermutlich reitet man das tote Pferd aber nur aus Angst vor der Reaktion der Tierrechtsindustrie auf die beste Entscheidung für die Tiere weiter und hofft durch dieses Theater genug Zeit zu gewinnen, dass sich das Problem durch den Tod der Delfine quasi von selbst löst. Für die Politiker wäre das die einfachste Lösung. In der Tierrechtsindustrie und ihrer Kollaborateure hat sie wohl auch die Nützlinge gefunden, um Greenwashing für diesen Weg zu finden. Natürlich ist das für die Tiere nicht nur fatal, sondern auch letal.

Mehr und mehr zeigt sich: Die Politik und NGOs, die immer vorgeben, für die Tiere zu sein, sind es nicht. Je schneller deren Einfluss auf das Schicksal der Tiere getilgt ist, desto besser wird es ihnen gehen. Das ist entscheidend zu verstehen. Alles, was Keijo und seiner Mutter Schlimmes widerfährt ist Konsequenz deren Kampagnen. Nichts wäre nötig, wenn es diesen starken Einfluss nicht geben würde. Hätten die Experten in Marineland entscheiden dürfen, ginge es den Tieren längst besser. Das zu verstehen, ist entscheidend.

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