Hungernder Eisbär in der Natur - moderne Zoos schützen die Art und ihren Lebensraum. | Foto: Andreas Weith, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Klimaschutz & Journalismus: Wissenschaft stellt schlechtes Zeugnis aus

Exklusiv für zoos.media – 28.06.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Berichterstattung zum Klimaschutz beziehungsweise die mediale Verwertung der Wissenschaft zum Thema Klima zeichnet sich durch eine fragwürdige Selektion aus. Das ist ein großes Problem für Schutzbemühungen.

Klimaschutz & Journalismus: Wissenschaft stellt schlechtes Zeugnis aus

Der Klimawandel bestimmt die Schlagzeilen. Das kann man nicht bestreiten. Allerdings zeigt eine neue Studie wie defizitär die mediale Aufbereitung oft ist. Das bezieht sich auf die Wissenschaftskommunikation in dem Bereich. In den Medien werde, so Perga et al. (2023), die Wissenschaft auf die Rolle eines Warners reduziert. Dabei vernachlässigen viele Medien die sozialen, wirtschaftlichen, technologischen und lokalen Aspekte der Forschung zum Klimawandel. Pointiert gesagt: es geht mehr um Projektionen und Ahnungen statt Lösungen und Fakten.

Kaum Forschung gerät an die Öffentlichkeit

Die Studie analysiert wie mit den über 50.000 Veröffentlichungen aus fast 6.000 Journalen umgegangen wurde, die 2020 publiziert wurden. Nicht mal 10% sahen davon überhaupt “das Licht der Medien”, wenn man es mal so ausdrücken will. Nur 2% der Veröffentlichungen konnten mehr als 20 Erwähnungen in den Medien verzeichnen. Das zeigt sehr deutlich: die meisten Laien bekommen von 98% der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Klimawandel gar nichts mit. Somit wird viel gar nicht erwähnt. Was aber erwähnt wird, wird nicht zufällig ausgewählt. Die Medien sind da sehr selektiv.

56% der medial berücksichtigten Veröffentlichungen drehten sich um die Häufigkeit oder das Ausmaß klimabedingter Veränderungen auf kontinentaler oder globaler Ebene (40 % sind Prognosen bis zum Ende des Jahrhunderts). Dieses Thema wird aber bei randomisierten Proben nur in 4% der Veröffentlichungen behandelt. Das zeigt eine Übergewichtung und somit eine Voreingenommenheit bei der Auswahl. Die Medien wollen also viel lieber über irgendwelche Horror-Prognosen berichten, als die Breite der Klimawissenschaften abdecken.

Ausrichtung wird zum Problem

Die Studie problematisiert diese selektive Auswahl: “Wir zeigen, dass aktuelle Kriterien für den Nachrichtenwert sehr spezifische Merkmale der Klimawandelforschung auswählen, die die Öffentlichkeit bewegen können, aber wahrscheinlich keine öffentlichen Bewegungen auslösen.”. So sei der Klimawandel in den Medien zwar Thema, aber die Art der Thematisierung motiviert die Menschen nicht, ihren Lebensstil diesbezüglich irgendwie zu ändern. Die Autoren zeigen aber auch einen Ausweg: lösungsorientierter Journalismus.

Interessanterweise schafft es Social Media, wo der Einfluss von Gatekeepern, die voreingenommen die Wissenschaft filtern können, geringer ist, eine bessere Balance hinzubekommen als die klassischen Medien. Als Beispiel wird Twitter genannt.

Zoos & Aquarien lösungsorientiert

Diese Studie ist Wind in den Segeln der Kommunikation seriöser Zoos und Aquarien. Sie entwickeln Lösungen im Bereich des Klimawandels und kommunizieren sie auch. Die Studie motiviert nämlich auch wissenschaftsbasierte Kommunikatoren im Bereich des Klimaschutz, sich von der medialen Verwertung nicht in die Rolle der Warner und Mahner drängen zu lassen, sondern vor allem als Löser des Problems aufzutreten. So könnte man auch die Öffentlichkeit viel besser zu den notwendigen Aktionen motivieren.

Damit sieht man, dass zoologische Institutionen, die lösungsorientert kommunizieren, absolut auf dem richtigen Weg sind. Zudem darf man in diesem Zusammenhang eben auch nicht vergessen, dass der beste Klimaschutz eben der Erhalt natürlicher Lebensräume ist. Daran arbeiten Zoos und Aquarien bereits seit vielen Jahrzehnten und haben bereits Erfolge gefeiert:

Erneut zeigt sich, dass zoologische Institutionen auch in diesem Bereich ein Teil der Lösung sind und nicht des Problems. Gleichzeitig weißt diese Studie auch einen Weg in die Zukunft, wenn es darum geht, die Kommunikation zu diesem wichtigen Thema weiter zu optimieren. Daher sind die Erkenntnisse enorm wertvoll, auch, wenn sie den klassischen Medien ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Vermutlich wird deshalb auch diese Studie kaum einen Weg in deren große Berichterstattung finden. Das ist deshalb bedauerlich, weil gerade das so wichtig wäre.

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