Exklusiv für zoos.media – 19.06.2025. Autor: Philipp J. Kroiß
Was soll aus den Orcas im Marineland werden? Ihnen geht es zunehmend schlechter. Derweil üben sich spanische Behörden im Schweigen. Währenddessen tickt die Uhr für die Tiere.

Marineland-Orcas: Das fatale Schweigen der spanischen Behörden
Wickie und Keijo sowie einige andere Delfine sind noch immer im geschlossenen Marineland in Südfrankreich. Die große Frage ist aktuell: Wer blockiert? Frankreich beruft sich auf eine rätselhafte Entscheidung angeblich seitens der spanischen Behörden. Fragt man diese danach, stößt man auf Schweigen. Dieses Schweigen ist fatal und vielleicht auch bald letal.
Fragwürdige Entscheidung
Ohne jeden öffentlichen Beleg wurde gegenüber den Medien behauptet, eine spanische Behörde hätte die Einfuhr der Delfine in Spanien verhindert. Ein entsprechendes Dokument wurde nie mit der Öffentlichkeit geteilt. Es ist auch eigentlich völlig unglaubwürdig. Die höchste spanische Instanz in dieser Frage, SEPRONA, bezeichnete die Haltung der Orcas im Loro Parque als „einwandfrei“. Trotzdem beruft sich Frankreich weiter auf diese Entscheidung, um den Transport der Tiere zu verhindern.
Für so eine Einfuhr ist üblicherweise die nationale CITES-Behörde zuständig. Also schrieb zoos.media alle Behörden an, die CITES für Spanien als zuständig erachtet und hier zu finden sind. Antworten brachte bisher nur die der Generaldirektion für Biodiversität, Wälder und Wüstenbildung untergeordnete Unterdirektion für terrestrische und marine Biodiversität im dafür zuständigen spanischen Ministerium zustande. Allerdings waren die Antworten nur bedingt verwertbar.
Wie wird entschieden?
In der ersten Antwort der Behörde ging es darum, wie so eine Einfuhr funktioniert. Danach war von Seiten zoos.media zwar gar nicht gefragt worden, sondern es ging bei dem Fragen-Katalog eher um Ursachenforschung. Im Prinzip ist es aber so, dass die spanische CITES-Verwaltungsbehörde noch gar nicht in den Prozess involviert war. Sie kann erst angerufen werden, wenn in einem Prozess, der von Frankreich angestoßen werden muss, die von der Verwaltung unabhängige spanische CITES-Wissenschaftsbehörde tätig wurde.
Der Fehler scheint also bei dieser Wissenschaftsbehörde zu liegen. Die Verwaltungsbehörde verwies uns aber erstmal an das Pressefach des Ministeriums. Das antwortete auf unsere Fragen im gegebenen Zeitraum gar nicht. Man zieht es offenbar vor, zu schweigen. Die große Frage ist hier, wem dieses Schweigen nützt? Den Tieren bringt dieses Hin und Her zwischen Frankreich und Spanien nichts. Sie erleiden vermeidbare Nachteile in diesem langwierigen Prozess.
Was sagt die spanische Wissenschaftsbehörde?

Auf die Medienberichterstattung über die angebliche Entscheidung, die einer Unterbringung der Orcas im Loro Parque im Wege stünde, angesprochen, schwieg die Wissenschaftsbehörde. Sonderlich wissenschaftlich ist das nicht. In einer Presseanfrage wurde auch nach der Begründung für die Entscheidung gefragt. Dazu schwieg man ebenfalls. Man ist offenbar bei dieser Behörde entweder nicht fähig, seine eigenen Entscheidungen zu erklären, oder es gab diese schlicht nie und man versucht von französischer Seite die Verantwortung auf die spanischen Behörden abzustreifen.
Dieses Schweigen ist insgesamt völlig abstrus. CITES, also das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, wurde auch gefasst, um transparent zu agieren. Genau das tut man hier nicht. Stattdessen gibt es eine Wand des Schweigens. Das macht es natürlich Anti-Zoo-NGOs leicht, Fehlinformationen zu verbreiten. Die spanischen Behörden versuchen sich aktuell aus ihrer Verantwortung zu stehlen, in dem sie drängenden Fragen ausweichen oder sie schlicht nicht beantworten. Die Leidtragenden sind in erster Linie die Delfine – Große Tümmler und Orcas – im geschlossenen Marineland Antibes.
Wenn die Behörde aber der Presse nicht antworten, wie glaubwürdig ist es dann, dass sie NGOs geantwortet und die Gründe mitgeteilt hat? Im Prinzip ist es gar nicht glaubwürdig. Außer es gäbe natürlich eine gewisse Sympathie der angeblichen Wissenschaftsbehörde für die wissenschaftsfeindliche Tierrechtsindustrie. Das wäre fatal und ein Problem für CITES insgesamt. Die spanischen Behörden untergraben gerade selbst ihre Glaubwürdigkeit.
Wickie & Keijo noch immer im Marineland

Zu den beiden Orcas in Marineland gibt es aktuell keine seriösen Updates. Man vernimmt nur noch das heuchlerische Lamento unseriöser Tierrechtsorganisationen und Pseudo-Tierschützern. Die Orcas sind Geiseln von Tierrechtsindustrie und Politik. Tierrechtler haben bereits durchblicken lassen, die Tiere zum Fundraising benutzen zu wollen. Charles Vinick vom Whale Sanctuary Project (WSP), das nichts als ein Zelt bisher zustande gebraucht hat, freute sich gegenüber CBC: „Wenn wir von der französischen Regierung die Genehmigung erhalten, dass diese beiden Orcas nach Nova Scotia kommen, wird das beim Fundraising hilfreich sein.“
Das WSP ist ein einträgliches Geschäft: Nichts leisten, aber fleißig Spenden einstreichen und dann sechsstellige Gehälter auszahlen. Es erhofft sich nun noch mehr Geld durch die Tiere. Die Tierrechtsindustrie versteht es, mit Orcas Spenden zu sammeln, denen dann aber nur ein kurzes Leben beschieden ist. Das sah man schon mit Keiko, Lolita, Bob und Toa sowie die Orcas aus dem „Whale Jail“. Alle sollten als Cash-Cow dienen, aber die Tiere hatten nichts davon.
Kein finanzieller Bonus ist derweil für den Loro Parque zu erwarten. Er hatte erklärt, bereit zu stehen, wenn er gebraucht wird. Es wird dem modernen Zoo auf den Kanaren keinen finanziellen Nutzen bringen, die Tiere zu übernehmen. Vielmehr wird der Loro Parque wahrscheinlich sogar noch draufzahlen, weil er die Tiere, wenn die Befürchtungen von Orca-Freunden stimmen, in keinem guten Zustand bekommt. Trotzdem steht der tierschutzzertifizierte Zoo bereit, weil er seit über 50 Jahren immer bereit steht, wenn Tiere in Not sind.
Was wird aus den Tieren?

Die einzige Chance auf wirklich langfristiges Überleben haben Wickie und Keijo im Loro Parque. Die Installation im Marineland funktioniert, aber mehr schlecht als recht. Sie war durch die Flut-Katastrophe vor 10 Jahren schon so stark beeinträchtigt, dass das Marineland seit einem Jahrzehnt versuchte, die Tiere anderweitig unterzubringen. Alle Versuche wurden bisher von der Tierrechtsindustrie und ihr wohlgesonnener Politik verhindert.
Die Uhr tickt. Die Zeit für Wickie und Keijo läuft ab. Das zuletzt geäußerte Hirngespinst von französischer Seite – ein Netzkäfig-Projekt im Mittelmeer – wäre der sichere Tod für die beiden. Für sie ist das Wasser dort schlicht zu warm. Dr. David Perpiñán, Diplomat am European College of Zoological Medicine, hatte bereits der BBC gegenüber erklärt: „Die Möglichkeit, im Mittelmeer ein Sanctuary für sie zu errichten, ist wahrscheinlich die schlechteste der möglichen Optionen.“
Also sind nun die französischen und spanischen Behörden am Zug. Wenn sie sich von dem Einfluss der Tierrechtsindustrie, zumindest bei dieser Entscheidung, befreien können, haben Wickie und Keijo eine Chance. Können sie das nicht, werden die Tiere sterben. Dann wären zwei weitere Orcas den Machenschaften der Tierrechtsindustrie zum Opfer gefallen.