Weißer Tiger im Circus | Foto: Astrid Reuber (Lacey Fund e. V.)

Martin Rütter, Tierschutz & Glashäuser

Exklusiv für zoos.media – 29.04.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Der “Hundeprofi” Martin Rütter machte jüngst mit Beleidigungen gegen Circus Krone von sich reden. Wie sieht es aber um seine Expertise in Sachen Tierschutz aus?

Martin Rütter, Tierschutz & Glashäuser

Das Fernsehen sorgt für so einige rätselhafte Karrieren. Diese zeigen aber auch, dass dieses Medium scheinbar alles möglich macht. So wurde aus einem Absolventen eines Fernlehrgangs zum Tierpsychologen an einer Schweizer Akademie für Tiernaturheilkunde, der in Nordrhein-Westfalen nur eine kleine Hundeschule besaß, der wohl bekannteste Hundetrainer Deutschlands. Aus einer kleinen Begegnung auf einer Wiese mit der TV-Produzentin Bettina Böttinger wurde inzwischen eine ganze Vermarktungswelt rund um die Medienpersönlichkeit. Das ist zweifelsohne eine beachtliche Karriere.

In seiner Vita liest man, wie viel da inzwischen aufgebaut wurde. 2009 gründete er sogar mit der Mina TV GmbH seine eigene Produktionsfirma. Diese produziert neben den Formaten rund um Rütter auch andere Sendungen. Diese haben mal mehr und mal weniger Bezug zu Tieren. Allein um Hunde geht es dabei nicht mehr. In der letzten Zeit scheint es mit der Firma allerdings nicht mehr gut zu laufen. Wenn man North Data glauben darf, machte sie 2021 über eine Viertel Million Miese. Wie es 2022 aussah, ist noch nicht bekannt.

Beleidigungen gegen Circus Krone

Martin Lacey beweist mit seiner Löwin, dass gegenseitige Liebe und Respekt des Basis für ihre Interaktionen sind. | Foto: Astrid Reuber (Lacey Fund e. V.)

Medienpersönlichkeiten müssen natürlich gepflegt werden und das ganze System lebt eben von Medienpräsenz. Martin Rütter ist längst nicht mehr nur Hundetrainer. Stattdessen fühl er sich wohl auch berufen, sich zu Tierschutz-Themen zu äußern. Was ihn dazu befähigt, bleibt fraglich, da er wesentliche Beiträge zur Animal Welfare Science bisher vermissen lässt. In jedem Fall überschreitet man aber Grenzen, wenn man so ausfällig wird, wie er dies gegen Circus Krone tat, was auch eine entsprechende Reaktion nach sich zog.

Während der Circus Krone und Martin Lacey Jr. mit seiner Familie länger Erfahrung mit der Haltung von Tieren haben als Martin Rütter lebt, hat dieser keine darstellbare Erfahrung in dem Umgang mit Großkatzen im Freikontakt, den er so bemängelt. Vermutlich daher muss sich Rütter einer Rabulistik bedienen, deren Grundlagen und Basis er gar nicht mal ansatzweise nachvollziehbar macht. Weder werden seine Aussagen durch wesentliche wissenschaftlichen Beiträge gestützt, noch durch konkrete Ergebnisse von seriösen Überprüfungen von Circus Krone.

Der Circus selbst arbeitet nämlich mit führenden Wissenschaftlern, Tierärzten und -pflegern zusammen, wenn es um die Versorgung der Tiere geht. Krone gehört zu den am besten überprüften Tierhaltern Deutschlands und kann die gute Haltung nachweisen. Tierrechtler, die über den Circus Lügen verbreitet haben, auf die auch Martin Rütter hereingefallen zu sein scheint, haben ihre kruden Verdächtigungen nie nachweisen können. Hinzukommend ist der Circus Krone sehr transparent, was die Tierhaltung anbelangt. Jeder kann sich vor Ort selbst überzeugen.

Fragwürdige Trainingsmethoden

Süßer Hund | Foto: leisergu, Lizenz: CC BY 2.0

Jetzt könnte man natürlich denken, dass jemand, der sich so zum Scharfrichter über Gut und Böse in Sachen Tierschutz berufen zu fühlen scheint, wie Martin Rütter offenbar, diesbezüglich eine reine Weste haben muss. Während Martin Lacey Jr. mit Zeit, Geduld und Belohnung mit seinen Löwen und Tigern arbeitet, nutzt Martin Rütter nicht die auch in Zoos und Aquarien genutzte operante Konditionierung durch positive Verstärkung. Er rühmt sich mit einem eigenen System: der DOGS-Philosophie. Dazu gehören auch offenbar Bestrafungen. “Der Hundepsychologe empfiehlt nun eine Wasserpistole als Erziehungsmittel“, liest man etwa über einen seiner Einsätze.

Nach einer weiteren “Hundeprofi”-Ausstrahlung sah sich Martin Rütter Tierquälerei-Vorwürfen ausgesetzt. Er setzte einem Hund eine in einen Käfig eingesperrte Katze vor, um das Tier an Katzen zu gewöhnen. Die Katze habe dabei Anzeichen für Angst gezeigt. Da Angst als Leiden zu verstehen ist, könnte man hier begründet von einem Verstoß gegen das Deutsche Tierschutzgesetz auszugehen. Der Grundtenor dieses Gesetzes lautet nämlich: Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

Ebenfalls zur Markenfamilie von Martin Rütter, wenn man dies an dieser Stelle mal so salopp nennen will, gehören die so genannten “Pferdeprofis”. Die Sendung ist erst vor kurzem in Kritik geraten. Der Grund waren doch sehr fragwürdige Trainingsmethoden. Journalistin und Verlegerin Claudia Sanders suchte daraufhin das Gespräch mit Martin Rütter. Sie berichtet von alarmierender Ignoranz gegenüber solchen Trainingsmethoden und überraschender Abneigung gegen den Pferdesport an sich. “Ich bin der Meinung, dass das Reiten generell verboten gehört”, zitiert sie  Rütter.

Nähe zur Tierrechtsindustrie?

Schlafende Katzenbabys | Foto: Watchduck (a.k.a. Tilman Piesk), Lizenz: public domain

Solche Aussagen, aber auch die Beleidigungen gegen Circus Krone könnten natürlich eine gewisse Nähe von Rütters Geschäftsausrichtung in Richtung der Tierrechtsindustrie nahelegen. Zumindest klingt es sehr danach. Ob diese Industrie aber jemanden zur Ikone erhebt, mit dessen Namen Pferdefleisch zum Hundetraining verkauft wird, darf genauso bezweifelt werden wie, dass er sich generell unter den Pferdefreunden wirklich Freunde machen konnte. Allerdings scheint er sein Engagement im Pferdebereich zurück zu fahren, wurde doch die mit dem Betrieb seines Pferdehofs betraute Mina Horse GmbH & Co, KG 2022 inzwischen gelöscht.

Es ist eine durchaus übliche Strategie von Medienpersönlichkeiten, der Tierrechtsindustrie immer mal Bröckchen zuzuwerfen, um sie quasi milde zu stimmen. Zudem ist die Industrie auch für Laien sehr attraktiv, weil sie schnell wen zum angeblichen Tierschützer nobilitiert, solange der sagt, was die Industrie entsprechend verlangt. Solche Strategien des Anbiederns scheitern aber immer wieder. Am Ende geht es aber auch in dem Bereich nur ums Geld und das haben viele ehemalige Kollaborateure sehr schnell erkennen müssen. Produktionsfirmen für den Sender VOX, die sich mit Tieren beschäftigen, flirten aber gerne mit der Industrie – bei Docma TV ist es sogar noch extremer.

Martin Rütter ein Tierschutz-Profi?

Vertrauen zwischen Reiterin und Pferd | Foto: Jennifer Murray, Lizenz: CC0 1.0

Wie dem aber auch immer sei und seine Geschäftsausrichtung in Zukunft aussehen mag, muss man doch konstatieren, dass man eine hinreichende Expertise für den Tierschutzbereich aus den tatsächlichen Tätigkeiten von Martin Rütter nicht unbedingt herauslesen kann. Hunde mit Wasser zu beschießen, hat mit ordentlichem Training nicht wirklich etwas zu tun. Eine Katze in einen Käfig einzusperren, um Hunde zu trainieren, ist mehr als fragwürdig. Dass Pferde unter Strom zu setzen als tierschutzkonformes Training gilt, darf auch bezweifelt werden.

Vielleicht sollte Martin Rütter deshalb erst einmal ein paar Glashäuser abbauen, bevor er Steine auf andere wirft. Beleidigungen sagen zudem oft mehr über den aus, der sie nutzt, als über die damit anvisierten Personen. In jedem Fall müssen unbescholtene Tierhalter sich solcherlei Umgang nicht gefallen lassen. Circus Krone hat das auch nicht getan. Das riesige Problem solcher Äußerungen ist, dass es den seriösen Tierschutz in den Schmutz zieht. Seriöse Tierschützer interessieren sich nämlich tatsächlich für die Wissenschaft um das Thema Tierwohl und frönen nicht, betrunken von der eigenen Selbstverliebtheit, einer Ideologie ohne jede Basis in der Realität.

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