Brillenbär im Chester Zoo | Foto: Hans Hillewaert, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Der interessante Fall des Morgan Silk

Exklusiv für zoos.media – 18.06.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Morgan Silk hat Fotos in Zoos gemacht und so ein falsches Bild kreiert – Medien wie der WDR haben das einfach aufgenommen. Dieser Artikel setzt sich kritisch mit solcher Vorgehensweise auseinander.

Der interessante Fall des Morgan Silk

Es gibt sie immer mal wieder: Fotografen, die sich berufen fühlen, ihre Fotos so zu bearbeiten, dass sie in Zoogegner-Narrative passen. Also ist es nichts wirklich Besonderes oder Innovatives, was diesmal Morgan Silk mit seinen beiden Fotoserien gemacht hat. Dafür gibt es dann wahrscheinlich Promotion oder auch Geld von den Zoogegner-NGOs – wie das in genau Silks Fall war, ist nicht recherchierbar. Das lohnt sich aber, egal in welchem Fall, für die Fotografen, denn ein Foto kann man sehr schnell bearbeiten und so gibt es leicht billige Publicity. “After a recent zoo visit I felt inspired and compelled to create this series of photographs that ties in with the Born Free Foundation 2017 directive”, schrieb Silk zu einer seiner Serien. Die Zoogegner-Organisation Born Free Foundation ist bekannt dafür, solche fragwürdigen Fotos zu verwenden:

Kritisch über Anti-Zoo-Fotos nachdenken

Postkarten und SMS, die keinem Tier was bringen

Medien greifen das “zufällig” auf …

Der WDR nahm ganz plötzlich Bezug auf diese Fotos:

Nun kann man natürlich denken, dass WDR-Redakteure ständig Seiten von unbekannten Fotografen durchforsten – aktuell hat Silk ja weder einen messbaren Bekanntheitsgrad, noch findet die Wikipedia-Community ihn wichtig oder relevant genug für einen Artikel – oder man hat im Hinterkopf, dass gewisse Teile des Senders eine gewisse Nähe zu Tierrechtlern pflegen, in deren Narrative dann solche Fotos ganz hervorragend passen. In der Videobeschreibung stellt der WDR dann noch bedeutungsschwanger die allgemeine Frage: “Eine möglichst artgerechte Haltung der Tiere und die Unterhaltung der Besucher – geht das zusammen?” Wer die Bilder ganz unvermittelt sieht und eben nicht weiß, dass sie in Verbindung mit Zoogegner-Ideologie entstanden sind, muss natürlich davon ausgehen, dass einem hier repräsentative Fotos gezeigt werden, um zu einer qualifizierten Antwort auf die Frage zu kommen.

Eine Medienanstalt, die seriös über moderne Zoos und Aquarien berichten will, macht so etwas nicht. Hier drängt man durch offensichtlich voreingenommene Berichterstattung den Zuschauer ein falsches Bild von zoologischen Einrichtungen auf. So erschreckend einseitige Berichtertsattung ist kein Einzelfall im WDR, sondern bei vielen Redaktionen sogar die Regel. Man hat schon in frühen Fällen eine Berichterstattung erlebt, die den Narrativen der Tierrechtler folgt – allerdings ist dieses Vorgehen beim WDR nicht nur auf das Thema Tiere beschränkt, sondern zeichnet sich auch anderswo ab, wenn etwa Straftäter als normale Klima-Aktivisten verharmlost werden wie das im Zusammenhang mit dem Hambacher Forst geschieht.

Wie sieht es denn wirklich aus?

Silk schreibt in seiner Fotoserie nur eine volkstümliche Bestimmung der Art zu den Fotografien, allerdings nicht den Ort der Aufnahme. Man weiß also gar nicht wann und wo die Fotos aufgenommen wurden, was es umso unseriöser macht, wenn Medien wie der WDR diese Machwerke als irgendwie repräsentative Fotos präsentiert. Es gibt allerdings eine Ausnahme auf Instagram:


In Zeiten des Internets muss man nun zum Glück den Chester Zoo gar nicht besuchen, um mal nachzusehen wie das Gehege aussieht.

Diese Darstellungen von anderen Quellen deckt sich auch mit der des Chester Zoo:

Es wäre also nicht ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, zehn Minuten Zeit für eine Recherche zu investieren und dann mal zu überlegen wie sinnvoll es ist, so eine desinformative Fotoserie aus dem Dunstkreis der Tierrechtsindustrie zu teilen. Da war und ist der WDR auch durchaus nicht der einzige Sender, der solche Kampagnen immer wieder teilt, aber es ist natürlich bei einem Sender wie dem WDR, der ja auch durchaus richtigerweise dafür bezahlt wird eben nicht solchen qualitativ minderwertigen Journalismus an den Tag zu legen, besonders ärgerlich. Durch solche durchschaubar parteiische Berichterstattung torpediert die zuständige Redaktion die gute Arbeit fähiger Journalisten beim WDR selbst, aber auch außerhalb, denn solche gravierenden Fehler nagen an der Glaubwürdigkeit vom Journalismus insgesamt.

Billige Tricks

Wie lächerlich einfach es ist, selbst im besten Zoo der Welt, desinformative Bilder hinzubekommen, haben wir selbst getestet. Der Loro Parque wird seit Jahren von den Benutzer von TripAdvisor zur besten zoologischen Einrichtung weltweit gewählt – er kommt also bei den Besuchern enorm gut an. Wenn man nun aber ein geübtes Kamerateam hinschickt, kann man genau solche negativ zu rezipierenden Bilder machen wie Silk und andere Fotografen in anderen Zoos, die allerdings zu keinem Moment die Realität der Haltung widerspiegelt. Das haben wir in einem Video demonstriert:

Auch der Chester Zoo gehört aus vielen Gründen zu den besten Zoos der Welt und bekommt auch hohe Platzierungen im von Besuchern bestimmten Ranking von TripAdvisor. Natürlich kann man auch in ihm desinformative Bilder erzeugen – das kann man aber von jedem und allem. Richtig fotografiert wird das Paradies auf Erden zur ekelerregenden Gosse – das ermöglicht nun mal die moderne Bildbearbeitung. Wunderschöne Natur lässt sich ganz einfach in triste, graue Landschaft verwandeln, denn mies machen kann man letztendlich alles. Das ist heutzutage sehr einfach geworden. Silks Bilder sind auch offensichtlich in eine bestimmte Richtung lenkend bearbeitet – sie spiegeln zu keinem Moment authentisch zum Beispiel das Leben von einem Brillenbär im Chester Zoo wieder.

Sclaters Maki (Eulemur flavifrons) im Madagaskar-Haus des Kölner Zoos | Foto: zoos.media

Man sollte also sehr kritisch mit Anti-Zoo-Fotos umgehen – sowohl als Medienschaffender, als auch als Privatperson. Es bringt der Diskussion ja nichts, wenn man auf so eine Fotoserie wie der von Silk reinfällt. Echte Experten machen auch keine Ferndiagnosen auf Basis von Fotos, sondern schaffen Fakten durch das Besuchen der Haltung und der Untersuchung der Tiere. Man müsste sich mal vorstellen, dass die einzige Anamnese bei einem Arzt es wäre, ein zufälliges Foto von Patienten zu schießen und auf Basis diesem so festgehaltenen Bruchteils einer Sekunde eine voll umfassende Diagnose zum Gesundheitszustand zu stellen – das täte kein seriöser Arzt.

Auch die komplexe Frage, ob ein Tier tiergerecht gehalten wird, lässt sich nicht durch Fotos klären, weil man denen immer skeptisch gegenüber stehen muss. Man muss hingehen, sich die Haltung und auch das Tier anschauen. Es geht ja schließlich nicht darum, ob eine Haltung für einen persönlich schön anzusehen ist, sondern wie das Tier darauf reagiert. Eine Haltung muss nicht dem Menschen gerecht werden, sondern dem Tier oder den Tieren, die sie bewohnen. Dabei geht es darum den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden – mehr zu dieser Thematik hier. Silks Fotos sagen letztendlich gar nichts über die Haltung der Tiere aus – für eine Evaluation der Haltung sind sie gänzlich unbrauchbar, denn sie sagen viel mehr über Silk aus, als über die Haltungen, die er porträtiert haben will. Mit Prof. Theo Pagel hat der WDR einen weltweit anerkannten Experten für Zoos und deren Haltungen direkt in nächster Nähe und sogar quasi vor der Haustür. Es wäre also spielend einfach an qualifizierte Informationen zu diesem wichtigen Thema zu kommen.

 

Nachtrag: Obgleich der WDR umfassend über die mangelhafte Seriosität der Bilder aufgeklärt wurde, verbreitet er die desinformativen Bilder weiter und unterschlägt offenbar absichtlich die Information, dass das Projekt in Verbindung mit Zoogegnern steht:

Mit solchen Handlungen zeigt der WDR, dass an einer unvoreingenommenen Berichterstattung über Zoos in bestimmten Redaktionen wohl keinerlei Interesse besteht. Fakten sind wohl nicht interessant.

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