Nashörner im Zoo von Pont-Scorff Im Jahr 2007 | Foto: Kergourlay, Lizenz: CC BY-SA 1.0

Nashorn verhungert in Obhut der Tierrechtler

Exklusiv für zoos.media – 12.02.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

In der Obhut der Tierrechtsorganisation Rewild, die den Zoo in Pont-Scorff gekauft hat, ist nun das Nashorn Jacob gestorben. Der Artikel erläutert Hintergründe.

Nashorn verhungert in Obhut der Tierrechtler

“Ich kauf mir einfach einen Zoo und wilder dann alle Tiere aus” – diesem infantile Konzept verfolgt das Projekt Rewild. Der Zoo von Pont-Scorff in Frankreich wurde gekauft und das Konzept soll nun auch umgesetzt werden. Für viele Tiere bedeutet das den Tod, denn für ein Leben in der Natur sind sie gar nicht bereit. Wofür sie allerdings auch nicht bereit sind, ist die Pflege von Menschen, die davon keine Ahnung haben und wohl auch nicht mal das Geld, wirklich langfristig für die Tiere zu sorgen. Trotz Protest der EAZA allerdings, konnte man den Verkauf nicht verhindern und die Warnungen zahlreicher Zoo-Experte waren berechtigt.

Obduktion stellt Tierrechtlern ein schlechtes Zeugnis aus


Dieser Tweet verkündet die Obduktionsergebnisse vom Spitzmaulnashorn Jacob und der Befund ist klar: das Tier verhungerte. Die Tierrechtler haben dieses wundervolle Tier einfach nicht gut genug gefüttert und es nicht ordentlich versorgt. Es hatte keine Fettreserven mehr, war dünn und im Muskelabbau begriffen. Der Bulle war zwar schon nicht mehr der jüngste, aber Rewild versucht nun im Facebook-Post die Zootierhaltung für den Tod des Tieres verantwortlich zu machen: man probiert es auf das Klima zu schieben und auf angeblich nicht geeignete Nahrung. Fest steht allerdings, dass Nashörner in Zoos mit vergleichbarem Klima und Nahrung, aber ohne Tierrechtler in der Zooführung, deutlich älter werden. Im letzten Jahr feierte das älteste Nashorn Deutschlands 50. Geburtstag im Zoo Dortmund.

Die Verwahrlosung schockiert Menschen auf der ganzen Welt und der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) ist aktuell bemüht, dass die Menschen auch die Wahrheit über diesen schrecklichen Tod erfahren, da manche dies Zoos generell anlasten wollen.


Solche Ausreden, wie die von Rewild, erscheinen vor dem Hintergrund als fadenscheinig. Nashörner brauchen im Alter besondere Nahrung und besondere Pflege. Die Tierrechtler gaben das offensichtlich nicht. Sie fantasieren sich derweil herbei, dass Nashörner in diesen Breitengraden häufig unter Erkältungen, Stress und Infektionen zu leiden hätten. Fest steht aber: daran starb Jacob ja nicht, sondern an Mangelernährung. Diese unbewiesene Hetze gegen Zoos soll nur von dem Versagen der Tierrechtsorganisation ablenken, das dieser Tod eindeutig dokumentiert. Es ist nicht bekannt wie viele Tiere noch unter der neuen Zoodirektion so zu leiden haben.

Leider keine Überraschung

Tigerbaby im Big Cat Rescue (Tampa, Florida): es wird nie Nachkommen haben dürfen. | Foto: Tony Webster, Lizenz: CC BY 2.0

Dass Tiere in der Obhut von Tierrechtlern verwahrlosen, ist leider keine Seltenheit und es ist auch keine Überraschung, dass dies nun auch in diesem von Tierrechtlern gekaufen Zoo passiert. Deutlich ist vor dem Konzept zuvor gewarnt worden und der Tod des Tieres ist nun das erste Ergebnis. Auf zoos.media haben wir etliche ähnliche Beispiele jederzeit online verfügbar – etwa über Big Cat Rescue, Elephant Sanctuary (TES) oder ähnliche Institutionen. Verwahrlosung und vermeidbare Tode sind in solchen Einrichtungen fast an der Tagesordnung. Im Dezember 2014 etwa erstickte im Big Cat Rescue eine Sandkatze an dem Kopf eines Huhns.

Zudem hat die Geschichte eine weitere Ebene: Man kann Nashörner nicht einfach auswildern. Die verschiedenen Arten werden immer weiter zurückgedrängt und die Lebensräume werden knapper. Bei zu hoher Konzentration einer Art in einem Lebensraum wird die Konkurrenz um die Nahrung zu groß und Tiere sterben. Eine reelle Chance darauf eine Auswilderung dieses Tieres bewilligt zu bekommen, war also ohnehin gering. Dazu wäre fraglich gewesen, ob das Tier in diesem Alter einen so langen Transport überstanden hätte. Jacob also auf so eine Art und Weise loszuwerden, passt den Tierrechtlern wohl letztlich gut in den Kram. Zudem spart es ihnen viel Geld. Es ist nicht abwegig, dass diese Erwägungen auch eine Rolle spielten.

Über generelle Probleme des Auswilderungskonzepts hatte die EAZA ja auch schon informiert:

  1. Animals going to areas which have already reached the maximum capacity for the species (due to habitat loss, poaching or other human factors) face a very high risk of starving to death, being killed by predators or competitors, or being killed by humans.
  2. Animals going to areas under the management of conservation NGOs will upset the detailed plans of these projects and ultimately put their success in jeopardy. Rescue centres in range states are usually overburdened and this project will probably only add to the pressure they face.
  3. The investment required to reintroduce every animal at Pont-Scorff would run to millions of euros, to be spent on animal training, animal transport and monitoring of the animals over decades to ensure the success of the project. Unless there are clear needs for the conservation of the species, this money will therefore not be available for meaningful conservation projects which are often in serious need of resources to support their work.

[Deutsche Übersetzung: 1. Tiere, die in Gebiete kommen, die bereits die maximale Kapazität für die Art erreicht haben (aufgrund von Habitatverlust, Wilderei oder anderen menschlichen Faktoren), sind einem sehr hohen Risiko ausgesetzt, zu verhungern, oder von Raubtieren, Konkurrenten oder Menschen getötet zu werden. 2. Tiere, die in Gebiete unter der Leitung von Naturschutzorganisationen gebracht werden, werden die detaillierten Pläne dieser Projekte durcheinander bringen und letztendlich ihren Erfolg aufs Spiel setzen. Rettungszentren in den Ländern im natürlichen Verbreitungsgebiets der Tiere sind in der Regel überlastet und dieses Projekt [Rewild] wird den Druck, dem sie ausgesetzt sind, wahrscheinlich nur noch verstärken. 3. Die Investitionen, die für die Auswilderung jedes Tieres in Pont-Scorff erforderlich sind, würden sich auf Millionen von Euro belaufen und über Jahrzehnte für die Ausbildung, den Transport und die Überwachung der Tiere aufgewendet werden müssen, um den Erfolg des Projekts sicherzustellen. Obwohl eindeutiger Bedarf an diesem Geld für die Erhaltung der Arten besteht, wird dieses Geld nicht für sinnvolle Erhaltungsprojekte zur Verfügung stehen, die häufig dringend Ressourcen benötigen, um ihre Arbeit zu unterstützen.)

Wer ist Rewild?

Laut der Webseite ist Rewild eine Vereinigung der vier Verbände Sea Shepherd, Centre Athénas, Le Biome, HISA – ursprünglich waren es wohl sieben. Als weitere Partner werden One Voice, Darwin, Smartappart, und das Studio Freyja genannt. Lorane Mouzon, Lamya Essemlali und Perrine Crosmary werden auf der Internetseite des Projekts als Präsidentinnen vorgestellt. Mouzon ist angeblich Biologin mit Masterabschluss und einer Spezialisierung auf die europäische Fauna. Sie ist Assistenz-Managerin vom Centre Athénas. Essemlali vertritt Sea Shepherd, soll einen Abschluss in Umweltwissenschaften haben und ist seit 15 Jahren bei der fragwürdigen Organisation Sea Shepherd engagiert, die im Milieu des Umweltterrorsismus anzusiedeln ist. Crosmary ist für HISA (Human Initiative to Save Animals) dabei. Ihr Lebenslauf auf der Webseite zeigt aktuell keinen Hinweis auf eine Ausbildung oder Studium.

Auf dieser Webseite wirbt man auch mit dem Rewild Rescue Center wie man den Zoo von Pont-Scorff jetzt euphemistisch nennt. Über gofundme.com will man Spenden akquirieren. Von dem Spendenziel einer Millionen ist man nach etlichen Wochen noch weit entfernt. Wie soll auf so einer geringen finanziellen Basis ein solcher Zoo betrieben werden? Es ist nicht verwunderlich, wenn mit so wenig Geld die Tiere verwahrlosen. Wie allerdings genau das Geld überhaupt verwendet wird, darüber waren keine rechtsgültigen Belege auf der Seite zu finden – man müsste sich also auf das Wort der Organisation verlassen. Diese beweist ja gerade nicht, dass sie Ahnung davon hat, was sie gerade macht.

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