Elefant vor Zebraherde im Ngorongoro-Krater: In Tansania verschwindet das Wildleben immer mehr. | Foto: Schuyler S., bearbeitet von Daniel Schwen, Lizenz: CC BY-SA 2.5

Nationalparks in Afrika fehlen die Touristen

Erschienen auf sueddeutsche.de am 18.06.2020.

Die Folgen des Coronavirus treffen Afrika besonders hart: einmal die Erkrankungen vor Ort selbst, aber auch die Folgen der Pandemie in den Ländern, aus denen die für den Kontinent so wichtigen Touristen kommen.

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Kommentar des Chefredakteurs: Die Coronavirus-Pandemie wurden ziemlich schnell gerade im Hinblick auf die Natur bemerkenswert schnell romantisiert. Wie kurzfristig diese angeblich schönen Geschichten gedacht waren, zeigt sich nun mehr und mehr. Die angeblichen “Einsparungen” durch die Anti-Wachtums-Strategie, die zuvor noch also so groß erdacht wurden, bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Die wirtschaftlichen Folgen dieses Arbeitens auf Sparflamme rollen sich nur langsam erst aus. Die Wirtschaftskrise durch die Pandemie wird die Spenden zurückgehen lassen, aber auch den Konsum, der wichtig ist, um Arten schützen zu können. Bei der Polemik gegen Flugreisen vergisst man ganz häufig, dass diese Flugrouten auch Lebensadern ganzer Arten sind.

Artenschutz in Afrika ohne das Geld, das durch den Tourismus kommt, ist schlicht nicht finanzierbar. So etwas sehen wir aber nicht nur in Afrika, sondern auch in Asien, wo eben auch die Touristen dafür sorgen, dass es zum Beispiel überhaupt noch Elefanten gibt, denn außerhalb der Camps haben die keine realistische Überlebenschance. In Afrika wäre es auch sehr optimistisch zu erwarten, dass sich ohne die Touristen alle Nationalparks halten werden, denn darauf wurden sie immer aufgebaut. Tourismus, so negativ die Folgen auch sein können, wenn er unseriös gehandhabt wird, kann, wenn er seriös geleitet wird, enorm positiv sein. Ohne Flugreisen und ohne Wirtschaftswachstum gibt es nicht mehr Natur- und Artenschutz, sondern unterm Strich wohl deutlich weniger.

COVID-19 hat viele Thesen von Teilen der Umweltbewegung deutlich widerlegt. Allein mit gebremstem Konsumverhalten erzielt man nämlich nicht die Ergebnisse, die so gerne versprochen wurden, allerdings zeigen sich auch die verheerenden Folgen für die Umwelt von einem so drastischen Tritt auf die Bremse. Unterm Strich ist das nämlich alles andere als positiv, denn die Kosten-Nutzen-Rechnung geht nicht auf. Natur- und Artenschutz finanziert sich nicht aus Luft und Liebe. Wenn die Touristen das Geld nicht mehr bringen, leiden die Nationalparks in Afrika oder es drohen sogar die Elefanten in Asien zu verhungern. So einfach ist das: ohne Moos nix los. Das ändert sich auch nicht durch Romantik, denn wenn sich das alle der notwendige Schutz aus Luft und Liebe finanzieren ließe, wäre man sicher schon weiter.

Daher kann eben nicht der wehmütige Blick auf vor-industrielle Zustände und eine Glorifizierung dieser alten, ursprünglichen Zeit die Antwort auf drängende Fragen sein. Die Forschung, smarte Lösungen und effizientere Technologien gepaart mit einem Blick nach vorne haben bereits in der Vergangenheit drängende Fragen gelöst und sie werden auch die Antwort auf die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft sein. Daher ist es entscheidend, gestärkt aus der Krise zu kommen. Afrikanische Nationalparks und andere Schutzgebiete auf der ganzen Welt sind einer der vielen Schlüssel zum Überleben der Arten.

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