Amazonas-Flussdelfin im Zoo Duisburg (2008) | Foto: Oceancetaceen, Lizenz: CC BY-SA 2.0 DE

PETA: Leichenfledderei auch zu Weihnachten

Exklusiv für zoos.media – 30.12.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Den Tod des Flussdelfins nahm die radikale Tierrechtsorganisation PETA zum Anlass, Delfinhaltung zu attackieren, zeigte aber dabei nur die eigene Inkompetenz.

PETA: Leichenfledderei auch zu Weihnachten

Zoos.media hatte ja über den Tod vom Amazonas-Flussdelfin Baby im Zoo Duisburg bereits berichtet, aber auch PETA veröffentlichte etwas zu dem traurigen Ereignis. Statt aber für den immensen Artenschutzbeitrag des Duisburger Zoos durch die Ermöglichung bedeutender zoologischer Grundlagenforschung zum Schutz dieser bedrohten Art zu danken, gab es nur eine unwürdige Parade der dreistesten Lügen.

PETA kennt sich nicht mit Flussdelfinen aus

Amazonas-Flussdelfin Baby lebte seit Mitte der 1970er Jahre im Duisburger Zoo | Foto: zoos.media

Bei dieser Parade gab es auch eine große Gruppe geballter Inkompetenz, die PETA – wohl ungewollt, aber nicht weniger entlarvend – extrovertierte. Baby sei “der letzte in Gefangenschaft lebende Flussdelfin außerhalb Südamerikas” gewesen, behauptete man da zum Beispiel. Das stimmt einfach nicht. Dem Begriff “Flussdelfin” werden verschiedene Arten zugeordnet, die im Süß- und Brackwasser leben und die teilweise ursprünglich einer gemeinsamen taxonomischen Gruppe zugeordnet wurden.

Es leben also erstens zahlreiche Flussdelfine außerhalb Südamerikas und das auch in menschlicher Obhut, was PETA böswillig als “Gefangenschaft” framet, obwohl diese Bezeichnung gerade nicht zutrifft. Der asiatische Irawadidelfin (Orcaella brevirostris) kann zum Beispiel in diese Gruppe gezählt werden, weil er eben auch Flüsse wie den Mekong dauerhaft bewohnt. Ihn gibt es außerhalb von Südamerika sowohl in der Natur, als auch in Menschenobhut. Auch weitere Flussdelfine werden gehalten – etwa in Asien, wo leider die Zoowelt etwas unübersichtlicher ist.

Das Besondere an Baby war, dass er zuletzt der einzige Inia geoffrensis außerhalb Südamerikas war, von dem man weiß. Darüber hinaus war er der einzige Amazonas-Flussdelfin, der außerhalb Südamerikas an wissenschaftlicher Forschung und Artenschutz-Projekten teilnahm. Das wollte PETA wohl schlicht nicht zugeben und setzte sich mit dieser falschen Formulierung tüchtig in die Nesseln.

Ausgedachte “Ära voller Leid und Einsamkeit”

Bei einem Flussdelfin eine “Ära der Einsamkeit” zu bemängeln, zeigt erneut davon, dass PETA anscheinend gar nichts über diese Art weiß. Aus sämtlichen Standardwerken ist bekannt, dass diese Art in der Natur vorwiegend einzeln, aber manchmal eben auch in Gruppen gesehen wird. Solitäre Haltung ist also genauso möglich wie eine Gruppenhaltung – beides ist ein natürliches Verhältnis für diese Tiere.

Das Leid ist dann schlicht ausgedacht. Ein Tier, das konstant leidet, wird nicht mehr als doppelt so alt wie die Lebenserwartung seiner wildlebenden Artgenossen ist. Ebenso gibt es keine tiermedizinischen Sachverhalte, die je eine “Ära” des Leides dokumentiert hätten. Zudem ist seine Haltung ja auch von den Behörden konstant kontrolliert worden. Die Lügen, die Tierrechtler ja auch gebetsmühlenartig an Behörden herantrugen, haben sich dabei nie bewahrheitet.

Lügen über Delfinarien

Der Flussdelfin BABY hat die Lebenserwartung seiner wilden Artgenossen bereits um Jahrzehnte überschritten. | Foto: zoos.media

Die radikale Tierrechtsorganisation PETA nutzt die Gelegenheit auch, um Lügen über Zoos und Aquarien mit Delfinen, sowie Delfinarien generell los zu werden. Im Gegensatz zu PETA betreiben allerdings akkreditierte und zertifizierte zoologische Einrichtungen aktiven, transparenten und erfolgreichen Tier-, Natur- und Artenschutz, indem sie Tiere retten, Erhaltungszucht betreiben, Forschungsarbeiten ermöglichen und die Lebensräume schützen.

PETA lügt zum Beispiel, wenn behauptet wird: “Von Tieren in Gefangenschaft lassen sich jedoch keine generellen Erkenntnisse ableiten.” Über 80 Experten und Wissenschaftler, die, im Gegensatz zu PETA, an Meeressäugern forschen und so das Fundament für Artenschutz liefern, sehen das dann doch deutlich anders. Das sind aber eben echte und renommierte Experten.

Besonders lächerlich wird es dann, wenn PETA “Robotic-Delfine” ernsthaft und ohne Ironie als Ersatz für lebende Tiere vorschlägt. Das zeigt wie naturentfremdet die immer stärker sektiererhaft auftretende radikale Tierrechtsorganisation PETA ist. Solche Animatronics können schon im Freizeitpark keine Tiere und Menschen ersetzen und werden es auch im Zoo und Aquarium nicht können. Sie können zudem lediglich bekanntes Verhalten reproduzieren und sind daher schlechte Abziehbildchen echter Lebewesen. Solche Roboter sind technischer Schnick-Schnack und für die Forschung und den Artenschutz nicht relevant oder geeignet. Das kann PETA aber wohl nicht wissen, weil sie in beiden Gebieten offensichtlich weder aktiv, noch hinreichend bewandert sind.

Zoo und Aquarien zum Delfinschutz dringend benötigt

Erst jüngst betonte die Weltnaturschutzunion IUCN die wichtige Rolle von Zoos, Aquarien und Delfinarien beim Schutz von hoch bedrohten Delfinen und anderen Walen. Die IUCN fordert einen ganzheitlichen Ansatz. Das bedeutet im Wesentlichen den so genannten One Plan Approach (OPA), also eine Kombination von Maßnahmen ex situ und in situ.

Dies passt natürlich nicht in das obskure Weltbild von PETA, und folglich möchten die verklärten Zoogegner nicht, dass davon weder die Öffentlichkeit, noch die Politik davon erfährt, und desinformieren deshalb immer wieder mit längst widerlegten Fehlinformationen über Delfinhaltungen. Die Lüge allerdings, dass der Loro Parque seine Orcas mit Beruhigungsmitteln ruhigstellen würde, musste die Tierrechtsorganisation jüngst zurücknehmen, weil diese Unwahrheit eben als solche aufgefallen und enttarnt worden war.

Die überwiegende Mehrheit der verantwortungsbewussten Wissenschaftler und die wirklichen Experten sprechen sich aus gutem Grund klar für die tiergerechte Haltung im Interesse des Natur- und Artenschutzes aus. Ein Grund dafür ist auch die Erfolgsgeschichte von Baby, der dadurch, dass der Zoo Duisburg Forschungen, Edukationsprogramme und Artenschutzprojekte ermöglicht hatte, gezeigt hat, wie wichtig die Haltung von Delfinen in Menschenobhut ist.

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