Roy Horn mit einem seiner weißen Löwen während einer Show im Hotel Mirage im Jahre 2003 | Foto: Carol M. Highsmith, Lizenz: No known restrictions on publication.

Roy Horn: Welt verliert großen Magier & Zoofreund

Exklusiv für zoos.media – 09.05.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Im Alter von 75 Jahren verstarb Roy Horn, der nicht nur eine Magier-Legende ist, sondern auch als Zoofreund, Zoodirektor und aktiver Artenschützer in Erscheinung trat.

Roy Horn: Die Welt verliert einen großen Magier und Zoofreund

Das Duo Siegfried und Roy hat mit ihrer Magie ganze Generationen verzaubert. Am 8. Mai 2020 verstarb Roy Uwe Ludwig Horn, nachdem er wegen einer Infizierung mit SARS-CoV-2 ins Krankenhaus gekommen war. Viele kennen ihn als Teil des Illusionisten-Duos, da sie eine Weltkarriere machten wie wohl niemand vor und nach ihnen. Weniger bekannt ist ihr unermüdliches Engagement für Forschung, Edukation und Artenschutz. Neben unsterblichen Performances wird auch dies Teil des Vermächtnisses von Roy Horn sein.

Zoo Bremen und der Beginn einer magischen Freundschaft

Seine Liebe zu Tieren entdecke Roy Horn im Zoo Bremen. Der im Nachkriegsdeutschland aufgewachsene, junge Mann, der mit 13 die Schule abgebrochen hatte und dann als Page auf dem Turbinenschiff “Bremen” arbeitete, freundete sich dort mit einem Geparden namens Chico an. Da einem Verwandten der Zoo gehörte, war es für ihn möglich, auch Zugang zum Tier zu bekommen. Ende der 1960er Jahre heuerte dann ein gewisser Siegfried Fischbacher als Stewart auf dem TS “Bremen” an. Er nutzte aber auch die Kunst der Magie, um die Gäste zu unterhalten. Die Idee, eine Raubkatzennummer in die Vorstellung einzubauen, stieß von Seiten des Kapitäns erstmal auf wenig Gegenliebe, aber dafür beim Publikum umso mehr.

Das Schiff mit einer bewegten Geschichte galt damals als eines der schönsten Passagierschiffe seiner Zeit. Ihre Jungfernfahrt nach einem Umbau ging 1959 von Bremerhaven über Southampton und Cherbourg nach New York. Ein Jahr später konnte das Schiff rund 14.000 Gäste von Europa nach den USA und ebenso viele Gäste wieder in die Gegenrichtung befördern, es wurde aber auch zu Kreuzfahrten in der Karibik und nach Südamerika eingesetzt. Die Gäste sahen Siegfried & Roy mit ihrem Freund Chico. Die drei traten parallel am Hansa-Varieté-Theater auf und beendeten ihr Engagement auf der “Bremen”, mit der es danach bergab ging, 1964, um fortan im Astoria-Theater aufzutreten.

Tierischer Durchbruch zu einer magischen Karriere

Siegfried & Roy mit Weißem Tiger auf der Bühne des Mirage | Foto: Carol M. Highsmith, Lizenz: public domain

Im Anschluss machten die jungen Zauberer eine Tour durch ganz Europa. Die führte sie auch nach Monte Carlo, wo sie schließlich 1966 den Auftritt auf die Bühne brachten, der ihren internationalen Durchbruch bedeutete. Auf einer Benefizveranstaltung für das Rote Kreuz von Fürstin Gracia Patricia begeisterten sie mit einer Magie, die sie ins Lido in Paris, ins Tropicana Las Vegas und nach Puerto Rico führte. 1970 dann ging es zurück in die Staaten, genauer nach Las Vegas. In der Show “Lido de Paris” traten sie im Hotel Stardust auf – der Beginn ihrer Karriere in der Glücksspielmetropole. Sie wurden mehrfach ausgezeichnet und waren in verschiedenen Produktionen dort zu sehen. Als sie wieder ins Stardust zurückkehrten wurden sie zugleich zu den bis dahin bestbezahlten Künstler in der Geschichte von Las Vegas.

In den 1980er Jahren dann schrieben sie mit ihrer Show “Beyond Belief” Geschichte: “Mit Beyond Belief waren sie die ersten Magier mit einer eigenen Show dieser Größenordnung und die ersten die eine Show für die ganze Familie boten, da sie auf die bekannten oben-ohne Tänzerinnen verzichteten”, erklärt der Magische Zirkel Deutschlands diese bahnbrechende Show. 3.538 Mal wurde diese Show gespielt, 3.538 Mal war sie ausverkauft. Rund drei Millionen Menschen sahen in dieser Zeit diesen riesigen Erfolg. Während ihrer 30 Jahre in Las Vegas waren es insgesamt rund 25 Millionen Menschen, die die beiden Deutschen in dem amerikanischen Olymp der Unterhaltungsshows bewunderten.

Der “Secret Garden” im Mirage

Roy Horn bei einer der berühmtesten Illusionen des Duos im Mirage | Foto: Carol M. Highsmith, Lizenz: No known restrictions on publication.

1988 kamen die beiden ins Hotel Mirage, das sich damals noch im Bau befand. Sie unterschrieben für ein langfristiges Engagement und zeitgleich den höchstdotierten Vertrag in der Geschichte des Live-Entertainments zu dieser Zeit. 1990 eröffnete dann die “Siegfried and Roy at the Mirage Hotel and Resort Show”. Es war die teuerste jemals inszenierte Bühnenshow. 1990 wurde aber nicht nur das für diesen Zweck gebaute Theater eröffnet, sondern auch der Zoo, den man heute als “Siegfried & Roy’s Secret Garden and Dolphin Habitat” kennt und der zu den besten der Welt gehört – so ist er unter anderem von American Humane zertifiziert.

Gegründet wurde dieser Zoo als Zentrum für Forschung und Edukation, das die Menschen für mehr Artenschutz begeistern wollte – oder kurz: sie wollten ihre Magie, nicht nur dafür nutzen, um Menschen eine Freude zu machen, sondern auch, um Tieren zu helfen und sie zu schützen. Dieser Teil des Hotels wurde zu einem Geheimtipp, aber war nie im Fokus der Öffentlichkeit – alle schauten auf das Scheinwerferlicht. So wuchs die zoologische Institution und wurde zu einem bedeutenden Teil der zoologischen Gemeinschaft. Das Magier-Duo konnte nämlich nicht nur Show, sondern eben auch Artenschutz.

Artenschutz-Engagement hörte nie auf

Fortan war das Duo sehr eng mit dem Mirage verbunden und so bekamen sie 2001 einen Vertrag auf Lebenszeit. Insgesamt sahen die 5.750 Vorstellungen dort insgesamt rund 10,5 Millionen Zuschauer. Neben dem riesigen kommerziellen Gewinn war dies auch ein Gewinn für den Artenschutz, für den sich die beiden stark machen. 2003 wurde Roy Horn auf der Bühne plötzlich aufgrund eines Schlaganfalls ohnmächtig. Montecore, ein ihm vertrauter Tiger, packte ihn darauf hin und zog ihn hinter die Bühne, wo immer für den Notfall Ärzte bereit standen. Horn erklärte, dass er gestorben wäre ohne diesen rettenden Biss des Tigers. Für ihn war der Tiger zeitlebens sein “Bruder”.

Nach dem Vorfall, der massive Folgen für den Magier hatte, startete er einen beeindruckenden Kampf zurück ins Leben. Obwohl die Bühnenkarriere durch den Vorfall beendet wurde, hörte Roys Leidenschaft für Tiere nie auf und so auch nicht sein Artenschutz-Engagement. Gemeinsam traten die beiden Freunde, die bis 1998 auch eine Beziehung führten, weiter für den Artenschutz ein, aber auch noch einmal auf.

Zuletzt spielte Roy, der weiter mit den Tieren interagierte, sogar mit der Idee einer neuen Show. Nun bleibt sein Partner Siegfried allein zurück. Er habe seinen besten Freund verloren, ließ er über den Sprecher der Familie verlauten, und die Welt einer der größten Magier. Er bedankte sich beim medizinischen Personal des Krankenhauses, die heldenhaft um Roys Leben gekämpft hätten.

“From the moment we met, I knew Roy and I, together, would change the world. There could be no Siegfried without Roy, and no Roy without Siegfried. Roy was a fighter his whole life including during these final days.” – Siegfried Fischbacher
[Deutsche Übersetzung: Von dem Moment an, als wir uns trafen, wusste ich, dass Roy und ich zusammen die Welt verändern würden. Es könnte keinen Siegfried ohne Roy und keinen Roy ohne Siegfried geben. Roy war sein ganzes Leben lang ein Kämpfer, auch in diesen letzten Tagen.]

Als Kämpfer für den Artenschutz war er wohl der magischste Zoodirektor, den die Welt bisher gesehen hat. Ohne seine Art mit Siegfried Magie und Tiertraining zu verbinden, wodurch die Tiere zu besonderen Botschaftern ihrer Art wurden, stünde es wohl schlechter um die Tiere. Dieser besondere, bislang einmalige Weg war und ist bis heute eine besondere Bereicherung der Zoologischen Gemeinschaft. Die Großkatzen verloren einen ihrer größten Fürsprecher. Solange er lebte, hat aber Roy Horn, natürlich in Zusammenarbeit mit seinem Partner Siegfried Fischbacher, dafür gesorgt, dass dieses Artenschutz-Engagement das eigene Leben überdauert.

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