Elefanten im Tierpark Hagenbeck (2010) | Foto: Leon petrosyan, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Elefant “Kanja”: Todesursache Herpesvirus

Erschienen auf ndr.de am 08.06.2018.

Der junge Elefantenbulle “Kanja” verstarb im Tierpark Hagenbeck an einer Form des Herpesvirus EEHV, auch bekannt als Elephantid herpesvirus 1′, wie die Obduktion ergab. Die Krankheit fordert das Leben vieler Tiere.

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Ergänzung: Es gab seit 1988 30 Sterbefälle in europäischen Zoos aufgrund dieses Virus. Elephant endotheliotropic herpesviruses (EEHV) oder Elephantid herpesvirus 1′ kann zu einer sehr tödlichen hämorrhagischen Krankheit führen, wenn sie auf junge Asiatische Elefanten übertragen wird. Bei Afrikanischen Elefanten sind verwandte Formen dieser Viren, die in wilden Populationen identifiziert wurden, im Allgemeinen gutartig und tauchen gelegentlich auf und verursachen kleine Wucherungen oder Läsionen. Einige Arten von EEHV können jedoch eine tödliche Krankheit bei Asiatischen Elefanten verursachen, die bis zu 80% der schwer betroffenen Tiere tötet. Die Krankheit kann mit der schnellen Anwendung von antiviralen Medikamenten behandelt werden, aber dies war nur in etwa einem Drittel der Fälle wirksam.

Die letale Wirkung der Krankheit wurde erst 1995 und seitdem gab es über 50 bestätigte Fälle in Europa und Nordamerika von denen nur neun keinen tödlichen Verlauf nahmen. In Menschenobhut ist die Krankheit sehr gut dokumentiert, aber sie tritt auch in der Wildbahn, wo sie allerdings aus nachvollziehbaren Gründen nicht so gut dokumentiert werden kann.

Weltweit kann man rund 70 Todesfälle von meist jungen Kälbern Asiatischer Elefanten auf dieses Virus zurückführen. Es gibt sechs Arten des Virus und die am häufigsten angetroffene und am meisten pathogene Form EEHV1 hat auch zwei chimäre Subtypen, 1A und 1B. Studien haben gezeigt, dass sowohl EEHV1A als auch EEHV1B in den Rüsselwaschsekreten von gesunden asymptomatischen Mitgliedern Asiatische Elefantenherden von Kälbern, die zuvor erkrankt waren, zu finden waren.

Das Virus manifestiert sich sehr schnell. In einer Zahl von Fällen kam zum Tod schon 24 Stunden nach der Infektion mit dem Virus. Man geht aktuell insgesamt davon aus, dass nach der Infektion das Tier eine Lebenserwartung von maximal fünf Tagen hat. Das Virus greift Endothelzellen an, zerreißt Kapillaren und verursacht Blutverlust; sobald das Herz erreicht ist, tötet die Blutung schnell durch Schock.

Erfolgreiche Behandlung beruht auf früher Identifikation und hat, wie erläutert, geringe Erfolgsaussichten und ist sehr teuer. Ein Polymerase-Kettenreaktionstest von einer Blutprobe von betroffenen Tieren kann einen Verdachtsfall bestätigen, indem die virale DNA identifiziert wird. Aber es üblich ist, die Famciclovir-Behandlung zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu beginnen, anstatt auf die letztendliche Bestätigung des Falls zu warten. Das Problem ist, dass die Symptome sehr unspezifisch sind und deshalb schwer zu diagnostizieren.

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