Der Coronavirus (2019-nCoV, gelb) | Foto: NIAID, Lizenz: CC BY 2.0

Tierrechtler: Karma & Corona

Exklusiv für zoos.media – 18.03.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

In Zeiten von Corona macht die Tierrechtsindustrie mit geschmacklosen Kommentaren auf sich aufmerksam, während Zoos und Aquarien verantwortlich handeln.

Tierrechtler: Karma & Corona

Als verschiedene Tierhalter ihre Haltungen temporär für die Öffentlichkeit wegen dem Coronavirus schließen mussten, sprachen Tierrechtler gerne von “Karma”. Ein geschmackloser Kommentar, der aber sogleich zum Bumerang wurde, denn die Absage der eigenen Veranstaltungen der Tierrechtsindustrie folgte auf dem Fuß und man musste sich teils in unfreiwillige Corona-Ferien verabschieden – gerati.de beschreibt einen Fall hier, der an dieser Stelle beispielhaft genannt werden soll. Ebenfalls interessant ist, wie PETA auf Corona reagiert: man ruft seine Follower dazu auf, an Tierheime zu spenden. Selbst aber etwas von den Millionen, die man übers Jahr so einnimmt, an Tierheime zu geben, ist offenbar nicht geplant – die steckt mal wohl weiterhin lieber in Öffentlichkeitsarbeit sowie Personalkosten und verwendet sie somit für sich selbst.

Taugt Corona zum Sprechen über Karma?

Was die Tierrechtsindustrie recht schnell am eigenen Leib erfahren hat: der Coronavirus betrifft jeden. Daher ist mit Karma zu argumentieren dann mehr als lächerlich. Wie man sich so richtig mit gefährlichem Halbwissen blamieren kann, zeigt das Great Ape Project aktuell ganz gut. Das empfiehlt Zoonosen zu googeln, daraus dann zu extrahieren, dass es “von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten” wären (übrigens ein ungekennzeichnetes Zitat des Wikipedia-Artikels im Originalpost des GAP) und daraus zu folgen, Zoos und Tierparks zu meiden. Einmal mehr beweist das Great Ape Project überhaupt keine Ahnung zu haben, wie in Zoos gearbeitet wird.

Corona ist nicht die erste und lange nicht die einzige Zoonose. Generell sind moderne, akkreditierte und zertifizierte zoologische Institutionen bestens auf Zoonosen vorbereitet und verwenden die bekannten Sicherheitsmaßnahmen nicht nur aktuell, sondern jeden Tag. Das funktioniert auch sehr gut. Echte Tierschützer klären derweil darüber auf, dass zumindest bestimmte Tiere das Virus anscheinend anscheinend tragen, aber nicht krank werden – wie etwa American Humane das beschreibt. Wer also Tiere nicht an- oder ableckt oder von ihnen beniest wird, hat also nichts zu befürchten, so lange er die üblichen Hygienemaßnahmen einhält.

Das Virus und die Tiere

Süßer Hund | Foto: leisergu, Lizenz: CC BY 2.0

Woher das Virus kam, ist auch unbekannt, weil der Patient Null nicht identifiziert wurde. Die ersten Infizierten, die man entdeckt hat, waren Handeltreibende auf dem Südchinesischen Großhandelsmarkt für Fische und Meeresfrüchte in Wuhan. Da das Virus aber in vier von fünf Fällen einen milden Verlauf nimmt und daher unerkannt bleiben kann, ist es gar nicht mal so klar, ob dies wirklich der Ursprungsort war. Es hätte ein Kunde als unerkannter Virusträger ausgereicht, der mit Händlern Kontakt hatte, um das so zu verbreiten. Daher muss man auch die ersten Theorien anhand der Erkenntnisse der letzten Wochen entsprechend kritisch hinterfragen. Gleichwohl wäre es aber auch nicht ungewöhnlich, wenn das Coronavirus zoonotische Herkunft hätte – ähnlich wie vergleichbare Erreger der Vergangenheit ja auch.

Woher genau das Virus kommt, wird erst zukünftige Forschung wohl genau herausfinden können. Die aktuell vielversprechendste These ist, dass es von Fledermäusen über einen tierischen Zwischenwirt auf den Menschen übertragen wurde. Da aktuell aber andere Forschungsschwerpunkte richtigerweise im Vordergrund stehen, wird man wohl erst später gesicherte Erkenntnisse präsentieren. China hatte als Reaktion auf die ersten Thesen den legalen Handel mit Wildtieren temporär ausgesetzt. Inzwischen kehrt in China langsam wieder Normalität ein und die Menschen machen sich an die Arbeit die metaphorischen Scherben aufzusammeln. Da aktuell es so aussieht, als sei man nach der Erkrankung immun, müssen bereits erkrankte und danach gesundete auch wohl keine Neuinfizierung fürchten – zumindest nach aktuellen Erkenntnissen.

Daher ist es auch Fischen im ganz, ganz Trüben, wie PETA gestern versuchte den Zoo Arche Noah unter Druck zu setzen, sein Menschenaffenhaus zu schließen, weil ja die Tiere angesteckt werden könnten. Ein solcher Fall ist allerdings nicht bekannt, aber PETA vermutet einfach mal ins Blaue, weil Menschenaffen “bis zu 98,7 Prozent mit uns” genetisch identisch wären. Die Zahl ist etwas irreführend, denn was sich viel anhört, ist es am Ende nicht, und die Aussagekraft lässt auch zu wünschen übrig – sogar mit der Maus teilt der Mensch über 95% der Gene. Dass man mit genetischer Ähnlichkeit nun argumentiert, ist verwunderlich, da Tierrechtler doch eigentlich sagen, dass Tierversuche auf den Menschen nicht übertragbar wären, weil sie den Tieren zu unterschiedlich sind, und warum sollen dann plötzliche Erkenntnisse beim Menschen so einfach übertragbar auf Tiere sein? Somit machen Sie durch diese Argumentation auch eines ihrer “Hauptargumente” gegen Tierversuche kaputt.

Verantwortliches Handeln ist gefragt

Großer Weißer Hai im Monterey Bay Aquarium 2006 | Foto: Brocken Inaglory, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Warum Tierrechtler ihre Demos absagten, die ja alles andere als große Versammlungen sind, könnte man nun rhetorisch fragen, um vielleicht einen Schmunzler hervorzurufen, aber diese Zeit eines Notstandes, der in manchen Ländern zumindest ausgerufen wurde, zeigt auch, dass gewisse Fragen schlicht “Schönwetter-Probleme” sind. Es lässt sich leicht gegen zum Beispiel Tierversuche und Bauern hetzen, was die Tierrechtler ja gerne tun, wenn man gerade nicht auf sie angewiesen ist. Wenn man aber dann plötzlich medizinische Forschung und regional produzierte Nahrung benötigt, passen die Forderungen der Tierrechtsindustrie nicht mehr wirklich in das Leben der Menschen.

Moderne zoologische Einrichtungen handeln aktuell vorbildlich, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen und stellen verantwortliches Handeln an erster Stelle – auch wenn das wirtschaftliche Probleme bedeutet. Statt nämlich von spirituellen Konzepten wie Karma zu faseln, kümmert man sich nicht nur um die Tiere, sondern nimmt aktiv Teil an der öffentlichen Aufklärung und arbeitet mit daran, die Leute zu Hause zu halten. So haben die Zoopädagogen zum Beispiel eine gute Eselsbrücke gefunden, wie man sich den Abstand merken kann, den man am besten einhält:


Es gibt aber auch zum Beispiel Livestreams wie diesen hier:


Wer sich also auf Social Media immer auf dem Laufenden hält, kann in dieser Zeit der Quarantäne oder der Ausgangssperre, die in manchen Ländern herrscht, also immerhin noch auf diese Wise ein Zoo-Erlebnis genießen. Dass die Zoos das machen zeigt ihre Vorbildfunktion bei verantwortlichem Handeln in dieser Krise. Gleichwohl aber, wird es wichtig sein – und hier sind besonders die Zooverbände gefragt – auch nach der Krise dafür zu sorgen, dass die Zoologischen Gärten die wirtschaftliche Last der Krise nicht allein schultern müssen, sondern entsprechend staatliche Entlastung bekommen. Somit folgt auf die Krise auch gleich eine Bewährungsprobe für die Verbände.

Diesen Beitrag teilen