Flusspferd im Zoo Köln bei der Fütterung | Foto: Markus Sobotka (Fotografie Markus Sobotka)

Unbegründete Auflagen für Zoos sind gefährlich für Natur- und Artenschutz

Exklusiv für zoos.media – 01.06.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

In einer Pressemitteilung machte der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) nochmal klar wie kontraproduktiv wissenschaftlich unbegründete Auflagen für zoologische Einrichtungen im Hinblick auf den Natur- und Artenschutz sind.

 

Unbegründete Auflagen für Zoos gefährlich für Natur- und Artenschutz

Seit Auftauchen der Menschen auf diesem Planeten ging die Biomasse der wildlebenden Säugetiere um 83% zurück – das brauchte eine neuen Studie, die in den Proceedings of the National Academy of Sciences (USA) veröffentlicht wurde, zutage. Moderne Zoos und Aquarien stehen das der Speerspitze des Natur- und Artenschutzen und ohne sie wären die Auswirkungen noch extremer, denn viele Arten konnten dank der Arbeit von Zoos gerettet werden.

Auflagen, die hindern statt zu helfen

Rothschild-Giraffen im Zoo Olomouc – die Art ist bedroht und wird von Zoos erhalten, erforscht und geschützt. | Foto: Korinek, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Der Gesetzgeber ist hier gefragt die modernden Zoos und Aquarien hierbei zu unterstützen, statt sie zu behindern – das ist aber nicht immer der Fall.

“Wir haben in den vergangenen Jahren erlebt, wie die Zahl der Auflagen zum Betrieb von Zoos deutlich zugenommen hat. Leider waren und sind nicht alle der Anforderungen, die vom Gesetzgeber, von Ministerien und Behörden an uns gestellt werden, dazu geeignet, unsere Kernaufgaben – Artenschutz, Tierhaltung, Bildung und Forschung – zu erleichtern. […] Wenn wir jetzt also immer mehr Ressourcen dafür aufwenden müssen, diese Bedingungen zu erfüllen, bleibt uns natürlich weniger Kraft und Raum für unsere eigentlichen Aufgaben. Deswegen warnen wir ausdrücklich davor, dass die Zoos in die Zwangslage gebracht werden, nicht mehr wissenschaftlich und innovativ arbeiten zu können.” –  Dr. Olivier Pagan, Präsident des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ) und Direktor des Zoos Basel

In seiner Pressemitteilung spricht der VdZ von “unverhältnismäßige[n] bürokratische[n] Hürden ohne wissenschaftliche Begründung”. Tatsächlich erlebt man seit Jahren, dass bestimmte politische Parteien lieber die Zoogegner protegieren statt die Zoos und das obwohl sich in einer Studie 93% unterstützend gegenüber zoologischen Einrichtungen äußerten. Hier muss sich auch der VdZ selbst die Frage stellen, wie es sein kann, dass es eine Minderheit von Aktivisten schafft, einer von der Mehrheit unterstützen, wichtigen Kulturinstitution so immens zu schaden, dass sie es durch Lobbyarbeit schaffen den Natur- und Artenschützern das Leben so schwer zu machen und vor diesem Hintergrund auch die eigene Arbeit kritisch zu reflektieren.

Eine Gelegenheit dazu würde die aktuell stattfindende Tagung bieten, denn der VdZ berichtet: “An der aktuell bei Berlin stattfindenden Jahreshauptversammlung (bis zum 2. Juni) nehmen rund 140 Experten der VdZ-Mitgliederzoos in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Spanien teil und diskutieren über die Zoos der Moderne, Artenschutz, Tierhaltung, Bildung und Forschung. Ausrichter der Tagung ist der Zoo Eberswalde.”

Natur- und Artenschutz wichtig in modernen Zoos und Aquarien

Delfine springen bei der edukativen Vorstellung im Zoo Duisburg vor vollen Rängen. | Foto: zoos.media

Im Angesicht der Studie, die in den Proceedings of the National Academy of Sciences (USA) veröffentlicht wurde, erklärte der Geschäftsführer des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ), Volker Homes: “Es muss uns also in diesem ungleichen Verhältnis darum gehen, den Schutz der wildlebenden Arten noch ernster zu betreiben.” Hieran arbeiten Zoos auch Tag für Tag, doch schädliche Auflagen erschweren diese Arbeit sinnlos.

Ein ganz konkretes Problem ist etwa der ganze bürokratische Wust durch den sich Wissenschaftler quälen müssen, wenn sie Versuche mit Tieren in einem deutschen Zoo oder Aquarium machen wollen, um Grundlagenforschung zu betreiben oder konkrete Fragen im Zusammenhang eines Forschungsprojekts zu klären. Weiterhin gibt es politische Parteien, wie etwa SPD, Grüne, Linke und AfD, die Zoos und Aquarien zur Tierquälerei zwingen wollen, weil ihnen bestimmte Haltungen nicht in den Kram passen, weil sie dem Populismus von Zoogegnern auf den Leim gegangen sind.

Zooverbände sind gefragt

Giraffen und Elefanten im Zoo von Pittsburgh | Foto: Daderot, Lizenz: CC0 1.0

Ein Grund wie sowas entsteht, ist, dass es einen offensichtlichen Mangel an Einfluss der Zoos und Aquarien in die Politik gibt. Offenbar schaffen es hier Zoogegner immer besser sich in Berlin und Brüssel einzuschleichen und sie waren ja bereits in Mexiko Stadt, Vancouver und Sacramento äußert erfolgreich, wenn es darum ging, Zoos und Aquarien durch nennen wir es mal euphemistisch “Motivation” bestimmter Politiker zu schaden. In Nordamerika ist es ja schon so weit gekommen, dass selbst der größte Zoodachverband bereits mit Tierrechtssympathisanten in Spitzenposition besetzt wurde – wir berichteten. Die schädlichen Vorgaben für Zoo und Aquarien in den USA sind Dokument des massiven Versagens der AZA als Dachverband der Zoos, der es offenbar nicht schafft oder nicht gewillt ist, erfolgreich Halter bestimmter Arten zu beschützen.

So weit ist es in Deutschland zum Glück noch nicht gekommen. Der VdZ vertritt zu Beispiel, im Gegensatz zur AZA, sinnvollerweise keine ablehnende Haltung gegenüber dem freien Kontakt der Elefanten, sondern richtigerweise die Position, dass es den Tieren, sowohl im freien als auch im geschützten Kontakt sehr gut gehen kann.

Die Lobbyisten der Tierrechtsindustrie bedrohen letztendlich nicht nur die Zoos, sondern das komplette System von funktionierendem Tier-, Arten- und Naturschutz von dem Zoos ein wichtiger Teil sind, weil dieser Bereich zu ihren Kernanliegen gehört. Gerade die VdZ-Mitglieder sind ja auch sehr aktiv in dem Bereich – mehrere Millionen Euro wandern jährlich in Projekte und dazu kommt noch Unterstützung, die über rein Finanzielles hinausgeht wie Know-How, Forschungsergebnisse, Erfahrungswerte und vieles mehr. Dieser Austausch zwischen Arten- und Naturschützern und Zoos ist Gold wert, tritt aber in keiner Statistik auf. Es steht also viel auf dem Spiel und die Zooverbände haben hier eine entsprechend große Verantwortung.

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