Östliches Spitzmaulnashorn im Zoo Leipzig | Foto: Karbohut, Lizenz: CC BY-SA 4.0

VdZ-Zoos wollen 100 Millionen Euro Soforthilfe

Exklusiv für zoos.media – 31.03.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Prof. Dr. Jörg Junhold, Präsident vom Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) und Direktor vom Zoo Leipzig, hat sich an führende Politiker gewandt und um eine wichtige Soforthilfe gebeten.

VdZ-Zoos wollen 100 Millionen Euro Soforthilfe

Blick in den Zoo der Zukunft: Gondwanaland, Zoo Leipzig | Foto: Frank Vincentz, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das Hauptproblem der Zoos in der Coronakrise ist leicht erklärt: die Tiere müssen weiter versorgt werden, aber es kommen keine Besucher, die Eintrittskarten und mehr in den Zoologischen Gärten kaufen. Das sorgt ganz schnell dafür, dass sie Verluste machen – bei großen Zoos kann man mit rund 500.000€ rechnen, die dann nicht in die Zookassen kommen und fehlen. Das ist ein riesiges Problem, denn die ohnehin zentralen Ausgaben, nämlich die für die Tierpflege, bleiben ja unverändert erhalten und können sogar, ansteigen, weil durch eine Güterknappheit natürlich auch der Preis bestimmter Güter steigen kann.

Zoos und Aquarien müssen eine Eigenfinanzierungsquote des laufenden Betriebs von bis zu 100% erwirtschaften, weil diese wichtigen Zentren seit Jahren schon viel zu wenig staatlich unterstützt werden, wenn man es im sinnvollen Verhältnis zu den Besucherzahlen und dem Nutzen für die jeweiligen Städte als weiche Standortfaktoren, sowie deren Wichtigkeit für den Schutz der Natur und ihrer Arten, der Erforschung derselben und den ganzen Bildungsaufgaben sieht. Hier hätte man seitens des Staates schon lange mehr machen können. Nun wendete sich der Präsident vom Verband der Zoologischen Gärten (VdZ), Prof. Dr. Jörg Junhold, an die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Finanzminister Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), die Ministerpräsidenten der Bundesländer sowie den Präsidenten des Deutschen Städtetages, Herrn Burkhard Jung (SPD).

Zoos brauchen Hilfe

Flusspferdhaus Zoo Berlin ist ein Beispiel für moderne Zootierhaltung, Foto: Manfred Brückels, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Prof. Junhold, der auch Direktor des bekannten Leipziger Zoos ist, bat in diesem Schreiben um ein Soforthilfe-Programm mit dem Umfang von 100 Millionen Euro.

“Anders als andere Einrichtungen können wir unseren Betrieb nicht einfach runterfahren – unsere Tiere müssen ja weiterhin gefüttert und gepflegt werden. Momentan arbeiten wir aber ohne Einnahmen bei gleichbleibend hohen Ausgaben. Ein möglicher Verlust dieses wertvollen Tierbestandes wäre ein herber Rückschlag für unseren Kampf um den Erhalt der Biodiversität und käme somit einer Katastrophe gleich.” – Auszüge des Schreibens zusammenfassend zitiert aus der Pressemitteilung des VdZ

Wie genau dieses Programm aussehen sollte, erklärt die vom Verband zum Schreiben herausgebrachte Pressemitteilung nicht und auch wie die Verteilung auf die einzelnen Mitglieder organisiert werden sollte, wurde nicht erläutert. Daher wird nicht wirklich eine konkrete Ausgestaltung der Forderung aus der Herausgabe an die Presse ersichtlich. Als Modell denkbar wären dabei zum Beispiel eine Sofortzahlung an die Mitgliedszoos oder eine Art Rettungsschirm aus dem man sich bei Bedarf bedienen könnte. Im Durchschnitt würde jeder Mitgliedszoo, in Deutschland sind es 56, dadurch rund 1.785.715€ an Unterstützung bekommen.

Ob es ähnliche Schreiben in anderen Ländern, in denen der VdZ auch Mitglieder hat, zum Beispiel Österreich, gab oder, ob diese noch folgen werden – dazu macht die Pressemitteilung ebenfalls keine Angaben. Für die Zoos ist es auf jeden Fall zu hoffen, denn ein Verlust an zoologischen Einrichtungen durch diese Krise, wäre ein massiver Schaden für den Natur- und Artenschutz. Zoos und Aquarien als moderne Archen Noahs, beherbergen nicht nur viele liebenswerte Tiere, sondern diese Tiere sind auch wichtig für Erhaltungszucht, Edukation und Forschung – mit Geld ist der Wert dieser Tiere kaum aufzuwiegen. Aus diesem Grund braucht es dringend Soforthilfe.

Bewährungsprobe für die Zooverbände

Zoo Frankfurt aus der Luft (2008). | Foto: Dontworry, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Diese Krise ist zugleich auch eine wichtige Zeit für die Verbände, die die Interessen von zoologischen Institutionen vertreten. Da die Zoos aktuell um nicht weniger als auch das eigene Überleben kämpfen – um das Überleben bedrohter Arten kämpfen sie ja bereits seit Jahrzehnten -, sind nun besonders die Zooverbände wichtige Vertreter dieser wichtigen Zentren für den Schutz von Tieren, ihren Arten und ihren Lebensräumen. So ist dieser Vorstoß von Prof. Junhold als Präsident des Verbandes, der so viele Zoos und Aquarien in verschiedenen Ländern vertritt, vorbildlich und wird hoffentlich schnell und unbürokratisch von der Politik positiv beantwortet werden.

Auf Zoos und Aquarien passt nämlich nicht die gleiche Blaupause wie auf andere Unternehmen aus anderen Branchen. Daher macht es durchaus Sinn, hierfür eine darüber hinausgehende Soforthilfe bereit zu stellen, damit die Zoologische Gärten auch in Zukunft die wichtigen Aufgaben wahrnehmen können, die sie bereits Jahrzehnte vor der Coronakrise immer ausführten. Es braucht mehr Naturschutz und, gerade in diesen Zeiten, nicht weniger. Daher muss sicher gestellt werden, dass die zoologischen Institutionen gestärkt aus dieser Krise herausgehen und nicht monatelang darum kämpfen und bangen müssen, ob es nun mit ihnen weitergehen kann oder nicht.

Eine Investition in Zoos und Aquarien, ist eine Investition in die Zukunft der gesamten Menschheit, denn Lebensräume samt ihrer Bewohner umfassend zu schützen, wie zoologische Einrichtungen das ermöglichen, bedeutet auch Menschen zu schützen, denn für das Überleben der Menschheit sind intakte Ökosysteme unabdingbar. Zudem ist auch die umfassende Forschung mit Tieren, die Zoos ermöglichen, wichtig – auch in Bezug auf Corona und vergleichbare Erkrankungen. Nur durch Forschung kann man Krankheiten bekämpfen und damit man auf diesem Gebiet erfolgreich ist, muss man auch die Ökosysteme verstehen, in denen sie entstehen. Dazu muss Forschung in situ und ex situ genauso Hand in Hand arbeiten, wie man das bei Artenschutzfragen ebenso machen muss. Das wird auch wichtig sein, für die Verbände, dies in Zukunft ebenso klar zu machen.

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