Ist der Planet bald überfüllt? | Foto: Michal Huniewicz, Lizenz: CC BY 3.0

Werden wir bald mehr als 11 Milliarden Menschen sein?

Exklusiv für zoos.media – 14.05.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Immer wieder werden Ängste geschürt, es gäbe ein nicht zu stoppendes Bevölkerungswachstum und man müsste handeln, um es einzudämmen. Was ist an dem Mythos dran?

Werden wir bald mehr als 11 Milliarden Menschen sein?

Zu Fragen des Bevölkerungswachstums herrscht erschreckend viel gefährliches Unwissen, was sich in den krudesten Theorien ergießt. Neu in Mode: Bevölkerungswachstum wegen Klimaschutz beschränken. Diese Forderungen gibt es von NGOs, Politikern und leider recht vielen Leute, die nicht wirklich den Bevölkerungswachstum umfassend im Blick haben. Am Bevölkerungswachstum ist nichts erschreckend und er nimmt auch bereits seit Jahren wieder ab. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird eine neue Balance erreicht und dann wird es langfristig gar nicht mehr wachsen oder wir erleben sogar ein negatives Wachstum bei dieser Größe. Voraussichtlich wird es dann ungefähr bei 10-11 Milliarden Menschen zum Stehen kommen.

Eigentlich ist es ganz einfach

Das Prinzip und die Mathematik dahinter zu verstehen, ist eigentlich nicht schwer, wenn man sich mal von den alarmistischen Schlagzeilen löst und einem der wohl bedeutendsten Wissenschaftlern auf dem Forschungsgebiet zuhört:

Verlauf des Bevölkerungswachstums | Free slides from www.gapminder.org, Lizenz: CC BY 4.0

Prof. Rosling, der leider vor mehr als zwei Jahren verstorben ist, war aktiv gegen dieses gefährliche Halbwissen zu wettern und bis zum heutigen Tage stellt er jedem kostenlos dieses Wissen zur Verfügung. Jeder kann die Videos sehen, die Grafiken verwenden und bekommt alles auf gapminder.org, was er an Wissenschaft und Fakten braucht, um die Zusammenhänge zu verstehen. Da basiert nichts auf einem Gefühl oder skandalschreienden Worten, sondern auf simpler Statistik, die ganz nachvollziehbar und einfach erklärt wird. Selbst Menschen, die wirklich nicht gut in Mathe sind oder waren, können das verstehen. Man muss also zu keinem elitären Kreis gehören, um diesen Narrativ, der sich in der Öffentlichkeit schädlich eingenistet hat, zu brechen.

Warum ist es entscheidend das zu tun? Jeder Versuch, die Fortpflanzung von Menschen fremd zu beeinflussen, ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Zudem zeigt das Beispiel China das Scheitern von Beschränkung der Nachkommenschaft auf. Inzwischen ist die Ein-Kind-Politik auch aufgehoben worden, weil die Gesellschaft nämlich insgesamt zu alt wurde. Statistisch gesehen bekommt jede Chinesin 1,6 Kinder, für eine stabile Bevölkerung in China wären aber 2,1 ideal. Nun sieht man eine Zwei-Kind-Politik als Leitbild an, was statistisch eben auch nicht sinnvoll ist, aber für die wenigsten Chinesinnen ohnehin nicht von Bedeutung ist, weil sie nicht mehr als zwei Kinder bekommen. Zudem gibt es hierbei, wie gesagt, auch zu Recht Einwände auf Basis der Menschenrechte, deren Universalität man in China übrigens anzweifelt.

Vor dem Hintergrund ist es auch einfach zu verstehen, warum man eine Drosselung des Bevölkerungswachstums ohnehin in demokratischen Ländern nicht durchsetzen kann, aber sie ist eben auch nicht nötig, denn es drosselt sich ja schon von ganz alleine. Es braucht also gar keine sinnlose Diskussion in diese Richtung – auch nicht vor dem Hintergrund der Klimadebatte.

Mensch ist Problem und Lösung zugleich

Die Ameca-Elritze (Notropis amecae) konnte dank verschiedenen Fischhaltern (unter ihnen auch Zoos) vor dem endgültigen Aussterben bewahrt werden. | Foto: zoos.media

Egal, welche Problem wir betrachten, der Mensch hat viel verursacht, ist aber auch die einzige Art, die das wieder lösen kann. Viele Arten sind soweit geschädigt, dass sie Unterstützung brauchen, um überhaupt eine Chance auf Überleben zu haben. Dazu ist keine andere Art im Stand als der Mensch, denn nur er hat Artenschutzzentren entwickelt, wie Zoos es sind. Ebenfalls ist man auf Forschung angewiesen – die kann auch nur von Menschen gemacht werden. Da wir mehr Forschung auf vielen Ebenen brauchen, brauchen wir auch mehr Menschen, die das tun – vor dem Hintergrund ist es dann auch Blödsinn, Geburten beschränken zu wollen. Die drängenden Fragen zum Schutz des Klimas, der Ökosysteme und Arten lassen sich nur mit Menschen lösen.

Also ist das Gebot der Stunde vielmehr, keine Panik vor dem Bevölkerungswachstum zu haben. Es lässt sich nicht wirklich beschränken. Es müssen nun innovative Lösungen gefunden werden mit Hilfe der entsprechenden Forschung. Aktuell werden zu viele Scheindiskussionen geführt, die davon ablenken, dass mehr in die Wissenschaft investiert werden müsste. Stattdessen wird so getan, als gäbe es bereits ein dogmatisches Abschluss-Statement aller Wissenschaftler in vielen Fragen, das geklärt hätte, was die einzig wahren Fakten sind. Dadurch wird dann eine Legitimation generiert, nicht mehr weiter zu forschen, sondern man müsse ja “nur noch handeln”. Das ist nichts anderes als die Keimzelle des Populismus, den wir aktuell in vielen Gebieten erleben – auch Alarmismus ist ein Auswuchs des Populismus. Je schneller man davon weg und hin zur Wissenschaft kommt, je besser ist das.

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