Orang-Utan im Zoo Duisburg (2014) | Foto: zoos.media

Zoo Duisburg: PETA scheitert mit Strafanzeige

Exklusiv für zoos.media – 10.02.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Die radikale Tierrechtsorganisation PETA hat versucht durch eine Anzeige die Haltung von Orang-Utans im Zoo Duisburg in den Schmutz zu ziehen. Jetzt steht fest: alle Vorwürfe waren unzutreffend. Die Staatsanwaltschaft fand keine Beweise.

Zoo Duisburg: PETA scheitert mit Strafanzeige

Die nächste Strafanzeige der radikalen Tierrechtsorganisation PETA hat sich als wertlos und bestandslos herausgestellt. Die Organisation missbraucht regelmäßig das deutsche Rechtssystem, um für sich Werbung zu machen. So will man Spenden generieren, die man dann vor allem in eines nicht investiert: Tierschutz. Diesmal hatte man die Orang-Utans im Zoo Duisburg ins Visier genommen. Nun stellte die Staatsanwaltschaft fest, dass es im Duisburger Zoo weder eine Straftat noch eine Ordnungswidrigkeit zu beanstanden gab. Verknüpft wurde diese Anzeige seitens PETA mit zahlreichen Lügen und Fehlinformationen.

PETA kennt offenbar die Studienlage nicht

Ein Hauptargument von PETA gegen den Zoos generell ist sehr ähnlich dem bereits bekannten vom Great Ape Project gegen den Zoo Krefeld: Koprophagie. Das bezeichnet PETA doch regelmäßig als “Verhaltensstörung” – zum Beispiel hier. Aktuell zeigt die Forschung ein anderes Bild von diesem Verhalten. Wesentlich war dabei die Studie Hopper et al., 2016 (Präsentation & Zusammenfassung). Diese hat die Interpretation des Verhaltens geändert und einen jahrelangen Irrtum aufgedeckt. Daher fand dies auch seinen Niederschlag in den diagnostischen und therapeutischen Richtlinien für abnormales Verhalten bei nicht-menschlichen Primaten in Menschenobhut (Kummrow et al., 2021):

“The classification of other behaviors must be individually scrutinized. Coprophagy, for example, was also observed in wild primates and did not seem to interfere with the individual’s flow of life; on the contrary, it was identified as a learned, cultural behavior and was associated with positive social behaviors, such as grooming. In view of the possibly natural background and lack of detrimental effects on the affected individuals, terms like disagreeably normal or natural and not preferred have been proposed for such behaviors.”
[Deutsche Übersetzung: Die Einstufung anderer Verhaltensweisen muss individuell geprüft werden. Koprophagie zum Beispiel wurde auch bei wilden Primaten beobachtet und schien den Lebensfluss des Individuums nicht zu stören; im Gegenteil, es wurde als erlerntes, kulturelles Verhalten identifiziert und mit positiven sozialen Verhaltensweisen wie der Körperpflege in Verbindung gebracht. Angesichts des möglicherweise natürlichen Hintergrunds und des Fehlens nachteiliger Auswirkungen auf die betroffenen Personen wurden für solche Verhaltensweisen Begriffe wie “unangenehm normal” oder “natürlich und nicht bevorzugt” vorgeschlagen.]

Natürliches Verhalten von Primaten

Goriallanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Das bedeutet also, dass dieses Verhalten von uns Menschen zwar nicht gern gesehen wird, aber es ist normal und natürlich. Von einer Störung kann hier seriös keine Rede sein. Man muss aber eben verstehen, dass Menschenaffen ihr Verhalten nie nach menschlicher Ästhetik ausrichten werden. Das sollen sie im Zoo auch gar nicht. Es geht darum, ein authentisches Verhalten von Primaten zu zeigen und dazu gehört eben auch Verhalten, das wir nicht als positiv oder schön bewerten. Die Haltung der Tiere ist wichtig für Natur- und Artenschutz sowie Bildung und Forschung – es geht um die Rettung der Art und nicht um das Befriedigen von PETA-Aktivisten.

Leider gibt es seit Jahrzehnten die Mode, die Natur durch Vermenschlichung zu verfremden – oder kurz: Disneyisierung. Schon vor vielen Jahren beobachtete der Duisburger Zoodirektor Dr. Wolfgang Gewalt (1928-2007) diesen Trend. Nun machen sich diesen Tierrechtsaktivisten besonders bei den Großprimaten zu nutzen, die man gemeinhin als Menschenaffen versteht. Trotz teilweise ähnlichem Erbgut sind die Verhaltensunterschiede beträchtlich: Tierarten aus dieser Gruppe essen nicht nur ihre Hinterlassenschaften, sondern ermorden, vergewaltigen und unterdrücken Artgenossen.

Orang-Utans und andere Primaten sind keine Menschen mit Fell. Sie tun viel, was zu Recht in der menschlichen Gesellschaft unter Strafe gestellt ist, aber eben auch Dinge, die Menschen üblicherweise nicht in den Sinn kommen. Koprophagie ist ein Beispiel davon. (Allerdings sollte an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass auch wenige Menschen das tatsächlich aus Gründen persönlicher Präferenzen praktizieren, aber es ist längst nicht so verbreitet wie unter den Großprimaten.) Mit solchen unerwünschten, aber natürlichen Verhaltensweisen von Menschenaffen muss man leben. Das gehört dazu. Genauso wie andere unerwünschte Verhaltensweisen, die immer wieder ins Feld geführt werden – besonders mit oraler Komponente.

Normales Verhalten im Duisburger Zoo

Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus) im Tanjung Puting National Park | Foto: Thomas Fuhrmann, Lizenz: CC BY-SA 4.0

So ist es dann auch wenig überraschend, dass das zuständige Veterinäramt zum Schluss kommt, die von PETA beanstandeten Orang-Utans hätten ein “unauffälliges soziales Verhalten im Familienverband gezeigt”. Dass die Haltung in die Jahre gekommen ist, weiß der Zoo selbst und strebt, nach eigenen Angaben, eine Modernisierung an. Einen Zeitplan dafür gäbe es aber noch nicht. Sicherlich wäre für die Zukunft auch abzuwägen, ob in Anbetracht einer gewissen Dichte von modernen Großprimaten-Haltungen in NRW sich der Duisburger Zoo mit einer zu der weiteren Haltungsentwicklung notwendigen Großinvestition noch hervortun könnte.

Fest steht aber: aktuell ist der Zustand der Tiere völlig ohne jede Beanstandung. Auch hier gilt: Tierhaltung muss nicht menschlicher Ästhetik entsprechen, sondern den Bedürfnissen der Tiere. Auch in die Jahre gekommene Häuser können noch eine große Rolle im Natur- und Artenschutz spielen. Letztendlich geht es bei Menschenaffen auch genau darum: man muss die Arten erhalten. Das gelingt durch die Umsetzung eines One Plan Approach mit kombinierten Maßnahmen ex situ und in situ. Der Zoo Duisburg engagiert sich bei Menschenaffen aktuell ex situ, indem er an den Zuchtprogrammen teilnimmt.

Wie hier die Zukunft aussehen wird, hat der Duisburger Zoo noch nicht verkündet. Im Primaten-Bereich liegt sicherlich auch ein großer Fokus auf verschiedenen Meerkatzen. Mit der Roloway-Meerkatze und der Weißscheitelmangabe hält der Zoo Duisburg zwei der vier Fokusarten der West African Primate Conservation Action (WAPCA). In dem Zusammenhang unterstützt er auch Schutzarbeit für die Primaten in situ. Besonders bekannt ist der Duisburger Zoo natürlich für seine Arbeit mit Meeressäugern, die weltweite Strahlkraft besitzt. Nicht umsonst findet sich ein Großer Tümmler im Logo des Zoos.

PETA ist Tierschutz egal

Das alles ist der radikalen Tierrechtsorganisation PETA aber egal – wenn es nach der NGO ginge, würden zum Beispiel auch Nashörner aussterben. Mit Orang-Utans sieht es nicht anders aus. Während Zoologische Gärten, wie der Zoo Duisburg, um das Überleben von Orang-Utans kämpfen, tötet PETA zehntausende Tiere in seinem Tierheim. Dazu versuchen die Tierrechtaktivisten auch noch die Arbeit der Artenschützer durch solche Aktionen, wie diese Anzeige, zu torpedieren. Während Zoos und Aquarien also für das (Über-)Leben von Tieren stehen, steht PETA für deren Tod.

Die Spenden an PETA Deutschland e.V. gehen vor allem in Personalkosten und Eigenmarketing für den Verein selbst. Seriöse Tierschutzarbeit sieht deutlich anders aus. Ferner unterstützt die Organisation Ökoterrorismus. Zudem sind Lügen, Fehlinformationen und Desinformationen bei PETA-Kampagnen an der Tagesordnung. Somit ist auch klar, dass man solche Anzeigen nicht als Tierschutz-Aktion bezeichnen kann. Mit Tierschutz hat so ein Gebaren natürlich nichts zu tun.

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