Exklusiv für zoos.media – 01.01.2020. Autor: Philipp J. Kroiß
Im Zoo Krefeld ereignete sich an Neujahr 2020 eine Katastrophe für den Natur- und Artenschutz: das Affentropenhaus brannte ab und riss zahlreiche Bewohner aus dem Leben.
Neujahr 2020: Katastrophe für den Natur- und Artenschutz
Für den Schutz bedrohter Affen beginnt das Jahr nicht gut. Das berühmte Affenhaus im Zoo Krefeld ist bis auf die Grundmauern abgebrannt und fast jedes Leben in ihm wurde allem Anschein nach brutal beendet. Der Schock sitzt tief, die Anteilnahme ist groß – die Neujahrsnacht hat große Verluste gebracht. Das Affenhaus war nicht nur ein wertvolles, historisches Gebäude und ein Teil europäischer Zoogeschichte, sondern auch ein Zentrum des Natur- und Artenschutzes für Menschenaffen und andere Primaten. Es war darüber hinaus auch wichtiger Ort der Forschung und der Edukation. Für die meisten Menschen war es aber wohl vor allem das Zuhause geliebter und beliebter Tiere, die nun nicht mehr sind.
Ein Stück Europäischer Zoogeschichte
Was viele nur als Affenhaus kennen, mit vollem Namen aber Affentropenhaus hieß, wurde 1975 eröffnet. Finanziert von der Walter-Gehlen-Stiftung und den Zoofreunden Krefeld entstand ein Gebäude im Gewächshausstil mit 2.000 Quadratmetern Grundfläche. Es war ein Bau der Maßstäbe setzte: ohne Gitter konnten die Besucher hier in authentischem Klima und mit authentischer Vegetation verschiedene Affenarten beobachten – von den ganz kleinen bis zu den ganz großen Vertretern dieser Ordnung. Generationen von Besuchern bewunderten die Tiere und wurden für den Natur- und Artenschutz inspiriert.
Es war bei seiner Eröffnung eines der modernsten Häusern dieser Art weltweit: immersiv, edukativ und weit über den damaligen Tierschutzstandards. Es war sogar so gut konstruiert, dass es – trotz seines Alters – eine tiergerechte Unterbringung für die Tiere bis gestern bot. Dieses Haus war auch wesentlich dafür verantwortlich, dass der Krefelder Zoo für seine Menschenaffenhaltung weltweit bekannt und respektiert wurde. So war es möglich, dass nun auch in die Modernisierung der Haltung investiert werden konnte – für Menschenaffen sind große Bauprojekte geplant in Krefeld. Die schrittweise erfolgende Modernisierung hat schon eine neue Anlage hervorgebracht, genannt “GorillaGarten”. Zum Glück wurde diese vom Brand nicht zerstört.
Die Anteilnahme für den Verlust dieses Hauses und vor allem seiner Bewohner ist riesig. Der große Schmerz, den die Verantwortlichen und Mitarbeiter des Krefelder Zoos empfinden, ist indes für Außenstehende schwer nachzuvollziehen. In einer Mitteilung auf Facebook heißt es: die “schlimmsten Befürchtungen sind Realität geworden“. Man spricht von einer “unfassbaren Tragödie”. Es sei davon auszugehen, dass kein Tier überlebt habe.
Brandursache nicht bekannt
Aktuell sei die Brandursache unklar. Die Polizei in Krefeld hat bekannt gegeben, dass sie Ermittlungen aufgenommen habe und nähere Informationen in einer Pressekonferenz zur Mittagsstunde des Neujahrstages bekannt geben würde. Sie bittet ferner um Unterstützung bei der Aufklärung: “Wenn Sie Hinweise auf die Ursache des Brandes haben, rufen Sie unbedingt an unter 02151 6340.” Zudem erklärt die Polizei: “Bei aller Professionalität sind aber auch wir emotional betroffen bei so viel Leid für die Tiere. Unsere Gedanken sind auch bei den Verantwortlichen und Mitarbeitern des Zoos.”
Leider haben sich die von der geistigen Brandstiftung der Tierrechtsindustrie inspirierten Brände und Anschläge in Zoos in der letzten Zeit vermehr gehäuft. PETA bließ erst vor wenigen Monaten zur Großoffensive gegen Menschenaffenhaltungen in deutschen Zoos. Dass bei ökoterroristischen Anschlägen der Tierrechtsindustrie auch Tiere Schaden nehmen, ist nicht verwunderlich, denn sie sehen Tiere lieber tot als in Menschenobhut (“better dead than fed“). Da die deutschen Behörden die Szene der Ökoterroristen aber seit langem unterschätzen und nicht so ernst nehmen, wie etwa die USA es tun, sind viele solcher Straftaten schwer zu ermitteln. Dazu kommt, dass in der Silvesternacht durch die Böller oder ähnliche durch Feuer betriebene, eingebrachte Körper in die Luft eine Brandstiftung sehr leicht vertuscht werden kann zumal das Affenhaus sicher zu denen in Deutschland gehörte, die von außen recht leicht mit Raketen zu erreichen waren.
Gleichzeitig ist ein Unfall nicht auszuschließen. Die massive Gegenkampagne gegen das Böllern und für ein in Aussicht gestelltes Verbot hat die Verkaufszahlen angekurbelt und mehr Leute auf die Straße gelockt, um ihre Umgebung zu erleuchten – der Import etwa stieg zweistellig. Das ist nicht verwunderlich, sind die SUV-Verkaufszahlen ja auch, nach einer saftigen Gegenkampagne, deutlich angestiegen. Ein unbedachter Querschläger einer Rakete von einem Laien und schon ist die Katastrophe da. Das Problem ist eben nur, den Unterschied zu erkennen, denn das ist fast unmöglich; eine auf ein Haus abgefeuerte Rakete sagt ja nicht aus, ob sie beabsichtigt oder unbeabsichtigt dort landete. Fest steht nur, dass so etwas in rund 45 Jahren Bestehen dieses Haus zuvor nie passiert ist.
Besondere Bedeutung für zoos.media
Zuletzt möchten wir natürlich nicht vergessen zu erwähnen, was wir diesem Haus, seinen Bewohnern und den Mitarbeiter verdanken. In dem Affentropenhaus haben wir uns nicht nur bei jedem Dreh wunderbar wohl gefühlt, sondern es sind auch die erfolgreichsten Videos in der Geschichte dieses Projektes entstanden. Das ist ganz klar natürlich die Videoserie über Hujan, den Orang-Utan, der zwar schon länger nicht mehr im Krefelder Zoo ist, aber sehr wohl sieht man seine Familie, die der Brand verschlungen hat – wie es leider Gottes auch vielen wilden Artgenossen passiert, die ihr Zuhause und auch ihre Familie durch Brände verlieren.
Besonders beliebt ist auch unser Video über die Gorilla-Senioren – eine Gruppe, die durch den Brand vollends leider zerstört wurde und die besonders beliebte Zoobewohner inkludierte:
Wir merken auch gerade an den Zugriffszahlen der Videos, dass viele Menschen diese Aufnahmen nutzen, um sich der Tiere zu erinnern. Auch wir verbinden mit dieser tollen und wunderbaren Haltung dieser sehr besonderen Tiere viele gute Erinnerungen und sind geschockt aufgrund dieses Unglücks. Die ganze Redaktion von zoos.media ist aufgrund dieser Verbindung mehr als schockiert und in Gedanken mit tief empfundenem Beileid bei den Mitarbeitern und Verantwortlichen des Krefelder Zoos.
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Nachträglicher Hinweis: Es sieht aktuell, auf Basis der Pressekonferenz, danach aus, als wenn so genannte Wunsch-/Himmelsfackeln – eine durch eine Feuerquelle aufsteigende Fackel, die in NRW seit 2009 verboten ist – der Grund für den Brand waren. Feuermelder gab es im Affenhaus nicht, da diese Geräte durch die naturnahe Gestaltung des Hauses dauerhaft Fehlalarme produziert hätte. Leider ist die Technologie auf Tieranlagen nicht eingerichtet. Staub durch Einstreu und Wasserdampf vom Ausspritzen zum Beispiel würden Fehlalarme auslösen – darüberhinaus müssten die Meldeanlagen unerreichbar für die Tiere angebracht werden, weil die sehr gerne solche Geräte erforschen und dadurch beschädigen könnten.