Hybridbärin Tips, die im Frühjahr aus dem Gehege im Zoo Osnabrück entwich und aufgrund von Lebensgefahr für Mitarbeiter und Besucher leider erschossen werden musste, soll weiterhin wichtige Erkenntnisse für Wissenschaft und Forschung liefern. | Bildquelle: Zoo Osnabrück, zur freien Verwendung im Rahmen der Berichterstattung

Zoo Osnabrück: Hybridbärin Tips soll für Forschung und Nachwelt bewahrt werden

Exklusiv für zoos.media – 03.12.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

Der Zoo Osnabrück hat die Entscheidung gefällt die verstorbene Hybridbärin Tips der Forschung zur Verfügung zu stellen und ihren Körper zu bewahren.

Zoo Osnabrück:
Hybridbärin Tips soll für Forschung und Nachwelt bewahrt werden

Die Hybridbärin Tips erfreute sich großer Bekanntheit und großer Beliebtheit auch über die Grenzen des Zoo Osnabrück hinaus. Im Frühjahr dieses Jahres führte eine Verkettung unglücklicher Umstände allerdings dazu, das die Bärin aus dem Gehege entwich. Da noch Menschen im Zoo waren und ein Narkosemittel nicht rechtzeitig gewirkt hätte, musste sie zum Schutze dieser erschossen werden, denn so ist es in solchen Fällen vorgesehen. Die gesetzliche Lage zwingt jeden Zoo so zu handeln und vor diesem Hintergrund war es auch richtig, aber zweifelsohne erfüllte jeden diese Entscheidung mit großer Trauer. Allerdings kam auch bald die Frage auf, wie es mit Tips Körper nun weitergehen sollte. “Wir haben lange mit unseren Mitarbeitern überlegt, was wir mit dem Körper der allseits beliebten und bekannten Hybridbärin Tips machen”, berichtete Zoopräsident Reinhard Sliwka. “Uns ist bewusst, dass dies ein sehr sensibles Thema ist, denn sowohl unsere Mitarbeiter als auch viele Besucher kennen die Bärin von klein auf und hängen an hier. Sie erschießen zu müssen war für alle schwer zu verkraften.” Sie einfach in der Tierkörperbeseitigungsanlage übergeben wollte man nicht, ein “Beerdigung” aber fiel aus rechtlichen Gründen aus den Optionen heraus.

„Da das Tier für die Wissenschaft einen unglaublichen Wert hat – schließlich gibt es nicht viele Exemplare dieser Hybridart – und da wir als Zoo auch eine wissenschaftliche Einrichtung sind, haben wir gemeinsam beschlossen, den Körper im Rahmen einer Kooperation an das staatliche Museum für Naturkunde in Stuttgart zu geben. Hier können Experten wichtige Proben für wissenschaftliche Untersuchungen nehmen, sowie eine Präparation des Tieres zum Erhalt für die Nachwelt vornehmen.“ – Prof. Michael Böer, Direktor des Zoo Osnabrück

Die Wissenschaft bekommt so die Möglichkeit, Gewebs- oder Fellproben zu nehmen, sowie den Knochenbau zu untersuchen. Die Präparation des Tieres geschieht der Vollständigkeit halber und war nicht Wunsch des Zoos, der sie aber nicht im Zoo zur Schau stellen will. “Allerdings war Tips ja Klimabotschafterin hier im Zoo und vielleicht kann sie irgendwann auch nach ihrem Tod wieder auf dieses Thema im Rahmen von Ausstellungen aufmerksam machen”, erklärt Thorsten Vaupel, Tierpfleger und Revierleiter der nordischen Tierwelt „Kajanaland“, in der Tips mit Bruder Taps lebte.

Hybridbären in der Wildbahn entdeckt

Zoo Osnabrück: Kajanaland, Gehege der Bären und Silberfüchse | Foto: Sail over, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Der Zoo Osnabrück kam zu den Bären quasi wie die Jungfrau zum Kind, denn eine willentliche Zucht dieser Hybriden gab es zu keinem Zeitpunkt. Man war gerade dabei die gemeinsame Haltung unterschiedlicher Bärenarten aufzugeben, als die beiden 2004 zur Welt kamen. Inzwischen wurde aber bekannt, dass es solche Bären, wohl aufgrund des Klimawandels, auch in der Natur gibt. Somit wird Tips einen wichtigen Beitrag zur Erforschung dieser Tiere leisten.

Der Biologe Norbert Niedernostheide, Leiter des benachbarten Museums am Schölerberg erklärt: “Als wir von dem tragischen Vorfall im Zoo hörten, haben wir sofort angeboten, den Körper des Tieres in unserer Kühlzelle einzufrieren. Als Wissenschaftler schlagen hier zwei Herzen in meiner Brust: Der Verlust des Tieres ist sehr traurig, gleichzeitig ist es auch wichtig bei so einer besonderen Hybridform den Tierkörper wissenschaftlich zu untersuchen”. Diese Untersuchungen könnten wichtige Ergebnisse über die Zukunft der Bären liefern und vielleicht sogar den Blick auf die Tiere völlig verändern:

“Eigentlich wurden Eisbären und Braunbären als jeweils eigene Art geführt. Dann dürften sie sich aber nicht erfolgreich verpaaren können. Da die Mischlingsbären zusätzlich auch noch fortpflanzungsfähig sind, ist dies ein Zeichen dafür, dass es sich nicht um unterschiedliche Arten handelt [.] Die Forschung zu den Mischlingsbären startet gerade erst, deswegen ist es für die Wissenschaft so wichtig, Ergebnisse zu sammeln, zu vergleichen und zu bewahren. Es werden Gewebeproben und der genetische Kodex untersucht oder auch markante Knochen genau vermessen, um daraus Rückschlüsse zu ziehen, ob die Hybriden eher Eis- oder Braunbären oder eine eigene Art sind [.] Wenn wir die Proben und das Skelett bewahren, können Wissenschaftler in 20, 40 oder 100 Jahren, wenn es noch weitere Untersuchungsmöglichkeiten gibt, noch ganz andere Ergebnisse herausfinden [.]” – Norbert Niedernostheide, Biologe und Leiter des Museums am Schölerberg

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