Arabische Sandkatze im Zoo Osnabrück | Foto: ErRu, Lizenz: CC BY-SA 3.0

2018: Rekordjahr für die VdZ-Zoos

Exklusiv für zoos.media – 03.04.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Zoos des Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) können Rekord-Besucherzahlen verbuchen – das ist ein großer Erfolg, aber der ist auch verbunden mit einer großen Aufgabe.

2018: Rekordjahr für die VdZ-Zoos

Männlicher Drill (Mandrillus leucophaeus) im Erlebnis-Zoo Hannover | Foto: zoos.media

Die Zoos und Aquarien im Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) gehen gestärkt in das Jahr 2019, denn 2018 war ein wahres Rekordjahr. “Wir freuen uns sehr über diese Entwicklung – erst recht, wenn man bedenkt, dass 2018 mit seinem langen, heißen Sommer in der Hochsaison wahrlich kein ideales Zoojahr war”, sagt der Geschäftsführer des VdZ, Volker Homes. Die Entwicklung bestätigt den generellen Aufwärtstrend im Besucherinteresse innerhalb der letzten Jahre. Es ist ein starkes Statement, was die Besucher hinterlassen haben, sind doch die über 43 Millionen Besucher ein 5-Jahres-Rekord für die 71 Mitgliederzoos.

“Für uns ist dieses Resultat erneut die Bestätigung, dass die Menschen großes Interesse an unserer Arbeit in den verschiedenen Bereichen haben und sie deswegen gern unterstützen. Zoos sind heute allein durch die weltweite Gefährdung der Artenvielfalt wichtiger als jemals zuvor – und die breite Masse der Bevölkerung befürwortet, dass es sie gibt.” – Volker Homes, Geschäftsführer des Verbands der Zoologischen Gärten

Mit diesen Worten bezieht sich Herr Homes auf eine Forsa-Umfrage aus dem vorigen Jahr, derzufolge 81% der deutschen Bevölkerung zoologische Gärten und Tierparks in Deutschland gut heißen. 11% lehnen solche Einrichtungen ab und die übrigen 8% waren sich nicht sicher. Das sind gute Zahlen in einer Zeit, in der die Zoogegner durchaus stärker werden, aber sie dürfen auch nicht über die Probleme der zoologischen Gemeinschaft hinwegtäuschen. In Nordamerika sind die Tierrechtler bereits schon länger auf dem Vormarsch und dabei umfassenden Natur- und Artenschutz in Bezug auf Cetaceen in Kanada unmöglich zu machen. Das zeigt, dass die Errungenschaften der Zoos und Aquarien auch auf wackeligen Füßen stehen, so lange die Zoogegner so einen Einfluss aufbringen können.

Beeindruckende Statistik 2018

“Insgesamt erfassten die 71 Mitglieder des Zooverbandes zwischen Januar und Dezember [2018] 43,6 Millionen Besuche. Das entspricht einem Plus von mehr als sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als die VdZ-Mitglieder 41,0 Millionen registrieren konnten. […] Von den 43,6 Millionen Besuchen des Jahres 2018 entfallen rund 34,9 Millionen auf die deutschen, 3,7 Millionen auf die österreichischen und 3,8 Millionen auf die schweizerischen Mitglieder des Verbandes. […] Der […] Rest ist die Besucherzahl des spanischen VdZ-Mitglieds Loro Parque: 1,25 Millionen Besuche im Jahr 2018.” – Pressemitteilung des VdZ

Die Besucher besuchen die edukative Show im Orca Ocean im Loro Parque gerne. | Foto: zoos.media

Ganz klar: die Leute wollen Zoos besuchen. Daraus erwächst auch eine große Aufgabe der Zoos und Aquarien, dieses Wollen für den Tier-, Arten- und Naturschutz zu nutzen. Moderne zoologische Einrichtungen sind Zentren von Naturschutz, Bildung und Forschung und ein solcher Besucheransturm schafft Luft für Investitionen in diesen Bereichen. Die sind nicht nur dringend notwendig, aber auch lohnenswert, denn viele Arten konnten bereits mit der Hilfe von Zoos und Aquarien gerettet werden. All dieser Erfolg kann aber zunichte gemacht werden, wenn die Zoogegner weiter erstarken. Deshalb gilt es nicht nur weiter, sondern auch noch viel mehr, deutlich seine Stimme für die Erhaltung dieser erfolgreichen Kultureinrichtungen zu erheben.

Ein deutliches Plus zu feiern ist aber nichtsdestoweniger ein großer Erfolg, der zeigt wie viel Wind in den Segeln der Arche Noah Zoo sich derzeit befindet. Zoo ist allerdings immer noch in vielen Teilen eine Freiluftveranstaltung und deshalb auch wetterabhängig und muss immer in diesem Zusammenhang gesehen werden – vor dem Hintergrund ist der Rekord auf jeden Fall ein besonderer, denn das vergangene Jahr war alles andere als mit rosigem Wetter für Zoos gesegnet.

Die Zoos im VdZ gehören zu den besten der Welt. So wählten die Benutzer der Urlaubsplattform TripAdvisor den Loro Parque zum weltweit besten Zoo. Der VdZ-Zoo steht damit vor dem renommierten San Diego Zoo und dem vor allen in Asien hoch angesehenen Singapore Zoo. Mit dem Tiergarten Schönbrunn befindet sich ein weiterer VdZ-Zoo auf dem achten Platz des internationalen Top-10-Rankings. Viele VdZ-Zoos sind von den Benutzern der Plattform mit dem Zertifikat für Exzellenz ausgezeichnet worden. Das Tierschutz-Zertifikat American Conservation hat mit dem Loro Parque bisher nur ein Zoo im VdZ, aber das wird sich hoffentlich bald ändern, auch, weil die Zertifizierung besonders in Europa noch recht jung ist und deshalb noch nicht viele zertifiziert werden konnten.

Auch im Bereich des Artenschutzes ist man im VdZ aktiv: die 71 Zoos und Aquarien investieren pro Jahr rund 4 Millionen Euro in nationale und internationale Natur- und Artenschutzprojekte. Dazu kommen allerdings auch noch Investitionen in Forschung und freiwilliger Betätigung, die noch den Projekten zu Gute kommt, aber eben keine typische Geldspende darstellen. Der tatsächliche Beitrag ist noch um ein Vielfaches größer. Wir haben schon einige dieser wichtigen Projekte, an denen VdZ-Zoos beteiligt sind oder die sie selbst durchführen, porträtiert:

All das zeigt natürlich wie wichtig und unersetzbar die modernen zoologischen Einrichtungen sind – und eben auch besonders die, die Mitglieder im VdZ sind und so weit mehr tun als wozu sie eigentlich verpflichtet sind vom Gesetzgeber her. Viele Arten verdanken den VdZ-Zoos ihr (Über-)Leben und dazu kommen noch unzählige einzelne Tiere, denen die modernen Einrichtungen ein besseres Leben bieten konnten, weil sie entweder beschlagnahmt oder aus schlechter Haltung gerettet worden sind. Moderne Zoos und Aquarien verdingen sich also nicht nur im Natur- und Artenschutz, sondern eben auch im Tierschutz. Zwei Mitgliedzoos etwa leiten auch das örtliche Tierheim.

Guten Zahlen als Motivation

Elefanten im Tierpark Hagenbeck (2010) | Foto: Leon petrosyan, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Dass alles gut ist, und das zeigen diese Zahlen ganz zweifelsohne, heißt nicht, dass es nicht noch besser werden kann und muss. Stillstand und Selbstgefälligkeit wären jetzt fatal. Deshalb sind VdZ-Zoos ständig dabei, sich zu verbessern und die Haltung der Tiere, sowie den Schutz der Natur, weiter zu optimieren und auszuweiten. Eines ist ganz klar: Der Mensch als Art ist zwar die einzige Art, die dem Planeten so massiv schadet, sie ist aber auch die einzige Art, die den Planeten und seine faszinierenden Ökosysteme schützen kann. Tiere können sich nicht selbst schützen und auf Naturheilkräfte zu vertrauen ist auch nicht sinnvoll, denn dafür sind die Schäden bereits zu groß.

Moderne Zoos und Aquarien müssen also noch stärker werden, denn die Herausforderungen, deren Bewältigungen nur mit ihnen möglich ist, werden nicht kleiner. Umso mehr muss die Zoologische Gemeinschaft die Bedrohung durch die Tierrechtsorganisationen ernster nehmen, denn die Tierrechtsorganisationen bedrohen nicht nur die Einrichtungen, sondern auch ihre Schutzprojekte. Wenn der Zoo von Barcelona wirklich fallen sollte, fehlt in Spanien ein wichtiges Zentrum für Tier-, Natur- und Artenschutz. Die Gefahr, dass dies passiert basiert auf einer verurteilenswürdigen Kooperation radikaler Tierrechtler und korrupter Politiker. Gleiches sehen wir in Kanada – hier droht ein Gesetzesvorschlag den umfassenden Walschutz des Landes mit einem Mal auszuschalten, weil er wichtige Schutzprojekte durch Verbot der Walhaltung unmöglich machen wird. Damit stehen zoologische Einrichtungen nicht nur vor den Trümmern ihrer eigenen Existenz, sondern auch vor den Trümmern von Schutzprojekten, denen sie ihr Leben gewidmet haben. All das ist in Deutschland nicht unmöglich.

Portrait eines bedrohten Lear-Aras | Foto: Loro Parque

Wenn sich an dem Umgang mit den Zoogegnern nicht fundamental etwas ändert und die zoologische Gemeinschaft weltweit und vollumfänglich aus dem Dornröschen-Schlaf erwacht, werden es die Tierrechtler schaffen, den umfassenden Tier-, Natur- und Artenschutz völlig auszuknipsen und somit ganze Lebenswerke und Erfolge, die man sicher wähnte, zu zerstören. Viele Arten werden ohne Zoos und Aquarien aussterben, weil es keine anderen Einrichtungen und Organisationen gibt, die sich um sie so kümmern können, dass sie nicht aussterben. Etliche Zoos auf der Welt haben schon Arten gerettet, die es ohne sie nicht mehr geben würde. Beim Loro Parque sind es neun Arten – so viele wie bei keinem anderen VdZ-Zoo, aber auch andere konnten schon viele retten. Um mal ein konkretes Beispiel aus den vielen herauszunehmen: Würde es Addax-Antilopen ohne den Erlebnis-Zoo Hannover noch geben? Vermutlich nicht! PETA, eine radikale Tierrechtsorganisation, die den Zoo angegriffen hat, hat keine einzige Art gerettet und das haben sie auch in Zukunft nicht vor.

Ein Grund, warum Tierrechtler aber aktuell so präsent sind und dabei sogar präsenter sind als die, die wirklich Gutes tun, ist, weil auch sehr häufig nicht alle Möglichkeiten ausgenutzt werden. Wenige Zoos haben die Zeichen erkannt und nutzen neue Medien so professionell wie es ihre Gegner bereits seit Jahren tun. Man muss aber damit beginnen und am Besten, wenn die Zoogegner noch nicht allzu viel Boden gewonnen haben. Deshalb müssen diese Zahlen, eine starke Motivation sein, damit man solche Erfolge, die ja letztendlich Erfolge für den Schutz von Tieren darstellen, auch in 50 Jahren noch wird feiern können.

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