Dr. Javier Almunia, Direktor der Loro Parque Stiftung, auf dem 25. EAAM-Symposium | Foto: Loro Parque

EAAM-Symposium: Starkes Statement für Zoos & Aquarien

Exklusiv für zoos.media – 25.03.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Wie wichtig moderne Zoos & Aquarien für den Erhalt von Meeressäugern sind, betonten die Experten vom 25. EAAM-Symposium auf der Kanaren-Insel Teneriffa.

EAAM-Symposium: Starkes Statement für Zoos & Aquarien

Das 25. Jahres-Symposium des Europäischen Verbands für Wassersäugetiere (EAAM) ist erfolgreich zu Ende gegangen. Mehr als 100 Experten aus vielen Ländern haben sich bei ihrem Gastgeber, der Loro-Parque-Gruppe, austauschen können. Gesponsert wurde das Event sowohl von der Regierung der Kanaren, als auch von Torismo de Tenerife. “Eines der wichtigsten Themen, das angesprochen wurde, ist die Verbindung zwischen der Arbeit der akkreditierten Zoos und der Erzielung wissenschaftlicher Fortschritte, die es ermöglichen, mit dem notwendigen Wissen in die Natur einzugreifen, um Bedrohungen abzumildern und sogar umzukehren”, heißt es in der Pressemitteilung des Loro Parque.

Katastrophen-Hilfe dank Zoo-Wissen

“In Brasilien ereignete sich dieses Jahr eine schreckliche Katastrophe. Infolge der Dürre starben mehr als 160 Amazonasdelfine im Tefé-Fluss. Die Zusammenarbeit mit Experten aus verschiedenen Zoos, die ihr Wissen über das Management und die Biologie dieser Arten einbrachten, sorgte dafür, dass die Rettung und Bergung der überlebenden Exemplare erfolgreich war.” – Dr. Lorenzo Von Fersen, Leiter des EAAM-Naturschutz-Komitees

Diese Katastrophe wäre noch schlimmer geworden, wenn es Zoos & Aquarien, die Delfine halten, nicht gegeben hätte. Der erfahrene Artenschützer Dr. Lorenzo Von Fersen erklärte aber auch, dass es nicht nur um kurzfristige Hilfe gehen würde, sondern auch, dass “aufgrund der in Delfinarien gewonnenen Erfahrungen die Auswirkungen des Klimawandels auf Flussdelfine gemildert werden können”. Gerade bei Amazonasdelfinen ist es besonders dem Zoodirektor Dr. Wolfgang Gewalt zu verdanken, der Tiere der Natur tierverträglich entnahm, dass man heute so viel über sie weiß.

Wissenschaft & Artenschutz

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) geht davon aus, dass 25% der Meeressäuger vom Aussterben bedroht sind. Um dieser Bedrohung zu begegnen ist es wichtig, Grundlagenforschung zu betreiben. Walschutz kommt von Walkenntnis. Viele wichtige Forschungsfragen lassen sich in der Natur allerdings nicht beantworten – das zeigten nicht zuletzt auch die Amazonasdelfine. Daher ist die Haltung der Tiere in kontrollierten Bedingungen zur Forschung so enorm wichtig. Daher arbeiten seriöse Artenschützer, wie Yaqu Pacha e.V. zum Beispiel eng mit den Zoos, Aquarien und Delfinarien zusammen.

Auch der Loro Parque weiß von Erfolgen in der Forschung zu berichten: “Im Jahr 2021 initiierte Dr. Sara Torres eine Zusammenarbeit zwischen der Delfinabteilung des Loro Parque und der Universität von Süddänemark, die zu mehreren erfolgreichen Forschungsprojekten über das Gehör und die Echoortung bei Walen führte. Eines dieser Projekte war die Entwicklung eines innovativen Geräts zur Messung des Gehörs bei sich frei bewegenden Tieren. Diese Validierung ermöglichte es den Wissenschaftlern zum ersten Mal, das Gehör bei in der Natur lebenden Delfinen zu messen, was die Möglichkeit eröffnete, diese Techniken auch bei größeren Arten wie den Orcas anzuwenden. Ein bedeutender Erfolg auf diesem Gebiet.”

Blick auf die Straße von Gibraltar

Die Besucher schauen sich die edukative Show im Orca Ocean im Loro Parque gerne an. | Foto: zoos.media

Ein aktuelles Thema war die Interaktion von Orcas mit Schiffen, wobei die Straße von Gibraltar ein Schwerpunkt-Gebiet ist. Die Loro Parque Stiftung beschäftigt sich seit sehr vielen Jahren mit dem Schutz der Orca-Population dort. Dr. Renaud Stephanis und Dr. Francisco Baringo, die beim EAAM-Symposium über ihre Erfahrungen mit dem Phänomen berichteten, kennen mit mehr als 20 Jahren Erfahrung die Situation, die sich in diesem Gebiet entwickelt hat, sehr gut. “Das Problem scheint mehrere Ursachen zu haben. Im Meer gibt es nicht allzu viele Spielelemente, mit denen man spielen kann, und die Ruder von Booten und der Luftstrom ihrer Schiffsschrauben scheinen die Jungen besonders anzuziehen”, erklärte Dr. Renaud.

Sie vermuten zudem eine Tradierung des Verhaltens von der einen Generation auf die andere. Ein Kooperationspartner der Loro Parque Stiftung, die Grupo para la Conservación, Información y Estudio sobre los Cetáceos (CIRCE), hat genau das Verhalten genauer erforscht. Ohne die Orcas im Loro Parque und die Stiftung des Zoos auf Teneriffa wäre das so nie möglich geworden.

So konnten nun Empfehlungen erarbeitet werden, um die auch für die Tiere gefährlichen Begegnungen zwischen Boot und Orca zu minimieren. Ein Highlight dabei ist eine Zusammenarbeit zwischen der Loro Parque Fundación und der Universität Cádiz. Ein entwickeltes System soll das Interesse der Orcas an der Interaktion mit den Booten minimieren. Es wird schon bald vorgestellt, nachdem seine Wirksamkeit in Zusammenarbeit mit dem Loro Parque getestet wurde. Ganz oft testen nämlich die Orcas im Loro Parque wichtige Systeme, die zum Schutz und der Erforschung von wilden Orcas eingesetzt werden.

Zoos retten Arten

Begeistertes Publikum im Orca Ocean des Loro Parque auf Teneriffa | Foto: zoos.media

Über 121 verschiedene Arten konnten bereits von Zoos und Aquarien gerettet werden. Das Retten von Meeressäugern ist dabei sehr komplex. Das liegt einmal an Faktoren, die durch die Tiere selbst bedingt sind, aber eben auch ihrer Umwelt. Der Lebensraum mehr ist sehr vielschichtig verschmutzt und geschädigt. Die Meeressäuger, die nicht selten an der Spitze der Nahrungskette stehen, bekommen am meisten davon ab. Das macht ihren Schutz kompliziert, aber bedingt auch, dass von ihrem Schutz viele anderen Arten profitieren können.

Die Repräsentation dieser unterschiedlichen Gruppen der Meeressäuger in Zoologischen Gärten ist sehr wichtig. Das zeigen sehr deutlich etwa die Seelöwen, deren Image als Schädlinge durch unterhaltsame und lehrreiche Shows in Zoos und Aquarien ins Gegenteil verkehrt werden konnte, weshalb sie als schützenswerte Lebewesen wahrgenommen wurden. Solcherlei Shows nach dem Prinzip des Edutainments haben den Wildbeständen die Zukunft gesichert.

Das zeigt, dass man Menschen mit dem realen Bild von Meeressäugern für deren Schutz motivieren muss. Der Loro Parque tut dies – ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen, Akkreditierungen und Zertifikaten – seit Jahrzehnten sehr erfolgreich. Millionen von Menschen konnten so bereits die Message zum Erhalt der Meeressäuger und ihrer Lebensgrundlagen näher gebracht werden. Über 150 Experten betonen die Wichtigkeit von Meeressäuger-Haltung in seriös geführten zoologischen Einrichtungen.

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