Vietnamesische Krokodilschwanzechse im Kölner Zoo | Foto: zoos.media

50 Jahre CITES: Kölner Zoo “federführend” im Artenschutz

Exklusiv für zoos.media – 16.10.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) hat Geburtstag. Ein Blick in die Arbeit des Kölner Zoos mit dem Bundesamt für Naturschutz zeigt wie wichtig Zoologische Gärten beim Artenschutz sind.

50 Jahre CITES: Kölner Zoo “federführend” im Artenschutz

Im Jahr 1973 wurde die Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (kurz: CITES) besiegelt. In der deutschen Sprache bezeichnet man die Konvention meist als Washingtoner Artenschutzübereinkommen. Seit dessen Fassung ist ein halbes Jahrhundert vergangen. Was ist in diesem Zeitraum passiert? Für etwa 60 bedrohte Arten hat das deutsch-vietnamesische Team um Prof. Thomas Ziegler, der seit 20 Jahren das Aquarium im Kölner Zoo leitet, die Aufnahme in die CITES-Anhänge erreicht. Dadurch soll erzielt werden, dass der Schutz für diese Arten verbessert wird.

Kölner Zoo für alle jüngsten deutschen Anträge mitverantwortlich

Vietnamesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus vietnamensis) | Foto: Thomas Ziegler

Dr. Mona van Schingen-Khan vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) erklärte der Kölner Rundschau: “Alle Anträge, für Tierarten, die Deutschland bei den letzten drei CITES-Konferenzen federführend verantwortet hat, basierten auf Forschungsarbeit des Kölner Zoos.” Das waren mehr Anträge als das Abkommen in Jahren besteht. Wenn man den Aufwand für Forschung bedenkt, ist das eine riesige Leistung, die somit erfolgreich bewältigt wurde. Das hat van Schingen-Khan selbst erlebt. In der Rundschau würdigte Prof. Thomas Ziegler ihre Arbeit zur Aufnahme der Krokodilschwanzechse in einen CITES-Anhang.

Dabei fand sie auch Besonderheiten der Vietnamesischen Krokodilschwanzechsen heraus. Dabei handelt es sich um eine Unterart der Chinesischen Krokodilschwanzechsen. Shinisaurus crocodilurus vietnamensis wurde erst 2003 entdeckt und danach dauerte es 13 Jahre bis sie wissenschaftlich beschrieben werden konnte. Daran war der Kölner Zoo genauso beteiligt wie am Schutz der Tiere. Die CITES-Listung ist dabei wichtig, denn die Sammlung von wilden Exemplaren für kommerziellen Verkauf ist ein zentraler Grund für die Bedrohung. Dass sie nun im Anhang I von CITES gelistet ist, soll ihr helfen.

Legale Nachzuchten von illegalen Wildfängen unterscheiden

Psychedelischer Felsengecko (Cnemaspis psychedelica) | Foto: Prof. Thomas Ziegler

Wildfänge, die zum Ziel haben, eine kommerzielle Nachfrage zu stillen, können zur Belastung von Beständen werden, wenn die Entnahmen nicht nachhaltig erfolgen. Das Chippen von Tiere sorgt hier für eine schnelle Unterscheidbarkeit von Wildfängen und Nachzuchten. Bei kleineren Tieren ist das aber nicht tiergerecht möglich. Die für die Tiere ohnehin benötigten Dokumente sind aber fälschbar. Dadurch können illegale Wildfänge zu Nachzuchten umdeklariert werden. Das ließe sich zwar durch eine Isotopenanalyse aufdecken, aber diese Methode ist aufwendig und teuer.

Davon ist auch der Psychedelische Felsengecko bedroht. Wildfänge brachten bis zu 3.000€ pro Paar. Für Mikrochips sind die Tiere aber zu klein. Die Isotopenanalyse ist aber eben auch kostspielig. Gemeinsam fanden Mona van Schingen-Khan und Thomas Ziegler heraus, dass man die Tiere auch an den Farbmuster im Nacken individuell identifizieren kann. So lässt sich anhand der Nackenzeichnung und einer Software das Tier individuell zuordnen – wie bei einem Fingerabdruck von Menschen. Das konnte das deutsch-vietnamesische Team nachweisen und entwickeln.

Inzwischen ist auch die erste Nachzucht der besonderen Geckos in Menschenobhut gelungen. Das geschah 2015 in einer Erhaltungszuchtanlage auf der vietnamesischen Insel Hòn Mê ein Jahr nach Inbetriebnahme. Sie ist auch Teil des Artenschutz-Engagements des Kölner Zoos gemeinsam mit den vietnamesischen Partnern. Inzwischen wurde die Art auch schon andernorts gezüchtet. Diesen umfassenden Schutz der Art würde es ohne den Kölner Zoo nicht geben.

Kölner Zoo rettet Arten

Die Projekte folgen dem von der Weltnaturschutzunion (IUCN) formulierten One Plan Approach to Conservation (OPA). Dieser schreibt eine Vernetzung von Schutzmaßnahmen im Lebensraum der Tiere (in situ), aber auch außerhalb dieses Lebensraums (ex situ) vor. Die Arbeit mit CITES ist auch einer der vielen Bausteine solcher Projekte. “Dass es immer noch Nashörner gibt, ist CITES zu verdanken”, erklärte Prof. Theo Pagel, Direktor vom Kölner Zoo, der Rundschau und erwähnte ebenso Armurtiger und die Krokodilschwanzechse.

Dank der Mitarbeit des Kölner Zoos konnten schon zahlreiche Arten vor dem Aussterben bewahrt werden. Der Balistar ist für diese Arbeit ein genauso gutes Beispiel wie das Przewalski-Pferd:

Bei den Reptilien und Amphibien liegt ein großes Augenmerk auf Vietnam. Viele Arten sind dank dieser Kooperation von Köln und Hanoi überhaupt erst entdeckt worden. Eine Art von der Entdeckung bis zum Schutzstatus zu begleiten, ist eine Mammutaufgabe. Es ist viel Forschung nötig. Diese Forschung und die Koordination von Schutzmaßnahmen wird durch Zoologische Gärten erst möglich. Auch das zeigt sich an diesem Jubiläum von CITES mehr als deutlich anhand des Kölner Zoos und seinem beispiel- sowie vorbildhaften Engagement.

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