Indischer Tiger bzw. Bengal- oder Königstiger im Parken Zoo, Eskilstuna, Sweden | Foto: Magnus Johansson, Lizenz: CC BY-SA 2.0

AAP blamiert sich mit WYLD

Exklusiv für zoos.media – 13.09.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Sie wollten eine Kampagne und bekamen einen Rohrkrepierer. Die fragwürdige Organisation AAP hat sich zur WYLD-Kampagne bekannt.

Peinlich: AAP blamiert sich mit WYLD

Die niederländische Organisation AAP wollten richtig groß auftrumpfen. Mit einem angeblich täuschend echten Online-Shop, der großes Interesse hervorrufen sollte, passierte aber das Gegenteil. Die Täuschung hat keine wirklich großen Medien interessiert, Follower auf Social Media konnten sie auch kaum sammeln und es war von Anfang an durchschaubar, weil es schlicht handwerklich schlecht gemacht war. Jetzt muss AAP sich richtig anstrengen sich dieses Verschleudern von Spenden, die wohlmeinende Tierfreunde ja eigentlich für das Tierwohl gaben, schön zu lügen.

Gesetzeslage in Deutschland falsch dargestellt

Die Kornnatter ist vermutlich die am häufigsten in Terrarien gehaltene Schlange. | Foto: Vassil, Lizenz: public domain

AAP will mit der Aktion eine Positivliste voranbringen und die deutsche Gesetzeslage ändern. Offenbar kennt aber AAP schlicht diese Gesetzeslage gar nicht hinreichend. Niemand kann sich in Deutschland so einfach einen Löwen oder Tiger nach Hause holen wie es bei WYLD dargestellt wurde. Ein Nasenbär, der auch angeboten wurde, wäre völlig unmöglich mal eben easy online zu kaufen. Es war komplett lächerlich und eine Scheinwelt, die WYLD aufbaute.

Um einen Tiger halten oder sogar züchten und somit verkaufen zu können, braucht es Sachkundenachweise und man muss extrem hohe Auflagen erfüllen. Das sind in Deutschland echte Liebhaber-Tiere für ausgewiesene Experten. Sie werden auch gar nicht zu so hohen Preisen gehandelt, wie von WYLD dargestellt. Da macht auch keiner ein großes Geschäft mit, wenn er sie legal hält – und die legalen Halter wären von einer Positivliste ja betroffen, nicht die illegalen Halter, weil die sowieso weiter machen werden, denn für sie ändert sich ja nichts.

Hetze gegen Exotische Haustiere

Nachzucht des Kölner Zoos vom seltensten Fisch der Welt: dem Mangarahara-Buntbarsch | Foto: zoos.media

“Eine artgerechte Haltung dieser und anderer Exoten ist aufgrund der hohen Ansprüche der Tiere kaum möglich”, behauptet AAP. Das zeigt die Inkompetenz sehr deutlich. In der seriösen Diskussion geht es um tiergerechte Haltung, nicht um artgerechte. Der Begriff ist schlicht ungeeignet, um die bestmögliche Haltung zu beschreiben. Bedürfnisse können innerhalb einer Art stark variieren und hängen nicht nur vom individuellen Tier, sondern auch dessen Alter ab. Man muss in der Haltung dem Tier gerecht werden, dann geht es ihm gut.

Hinzukommend ist schon ein Neonsalmler und so gut wie jeder andere Aquarienfisch ein Exot – Millionen Menschen wissen, dass man die prima halten kann. Viele Exoten haben auch schlicht gar nicht hohe Ansprüche. Diese lassen sich prima im Aquarium, Terrarium, Paludarium, in der Voliere oder auch Gehegen erfüllen. Man muss eben nur Platz haben und das entsprechende Geld investieren. Wenn man die richtige Art und Weise auswählt, kann aber jeder Exoten tiergerecht im Wohnzimmer halten. Viele Menschen tun das bereits auch jetzt schon.

AAP ist unseriös

Schimpansen-Haltung der Stiftung AAP (2004) | Foto: GerardM at Dutch Wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Organisation AAP ist in Deutschland bisher vor allem durch unseriöse Aktionen aufgefallen. So wollten sie zum Beispiel, wohl auch für einen Marketing-Gag, den Circus-Schimpansen Robby seiner Familie entreißen, um ihn in die eigene, mehr als fragwürdige Haltung zu bringen. Diesem Hirngespinst setzte ein Gericht, dem das Wohl des inzwischen in hohem Alter verstorbenen Tieres offenbar wichtig genug war, ein für den Affen glückliches Ende. So sollte die Organisation erstmal vor der eigenen Haustüre kehren, bevor sie versucht, Exotenhaltung in Deutschland in Misskredit zu bringen.

Es wird zahlreiche Exotenhalter in Deutschland geben, die ihre Tiere deutlich besser unterbringen als AAP Tiere in seinem Sanctuary. Das ist auch nicht wirklich schwer, muss man allerdings auch zugeben. Vielmehr will man wohl mit der Positivliste in Deutschland die eigene Haltung wieder befüllen. Das würde auf Kosten des Artenschutzes geschehen, denn viele Exotenhalter in Deutschland nehmen aktiv an der Erhaltungszucht teil.

Somit schädigt AAP mit seiner Kampagne für eine Positivliste, die sowieso rechtswidrig wäre, den Natur- und Artenschutz. Privathalter sind wichtige Säulen zur Erhaltung verschiedener Hochlandkärpflinge, Barsche und anderer Fische, sowie Amphibien, Reptilien und natürlich auch Säugetiere und Vögel. Das Engagement wollen Organisationen wie AAP zerstören. Mit dem Schutz von Tieren oder gar deren Arten hat so eine Aktion also nichts zu tun.

Wertlose Aktion

Was bleibt ist eine völlig sinnbefreite Verschleuderung von Spendengelder. Aber all das hatte auch etwas Positives: AAP hat sich einmal mehr die Maske herunter gerissen und sich als völlig inkompetent in der Exotenfrage gezeigt. Die Organisation hat bewiesen, dass ihr Tier-, Natur- und Artenschutz nicht wirklich am Herzen liegt. Somit hatte die für die Tierhaltungsgegner unter dem Strich wertlose Aktion, vielleicht am Ende doch was Gutes.

Besser hätte sich AAP wohl wirklich nicht disqualifizieren können. Wer soll eine Organisation ernst nehmen, die die Gesetze, die sie vorgeblich ändern will, nicht mal richtig kennt? Somit ist AAP wohl nur noch ein Kooperationspartner für die, die mehr oder weniger offensichtlich, umfassenden Natur- und Artenschutz ohnehin ablehnen. Damit hat sich durch diese Aktion auch AAP selbst noch wertloser gemacht.

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