Sumatra-Tiger (Panthera tigris sumatrae) mit Futter im Auckland Zoo | Foto: Pseudopanax, Lizenz: public humane

Warum WYLD wohl doch nicht so wild ist

Exklusiv für zoos.media – 28.08.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Das Unternehmen WYLD tut so, als wolle es Wildtiere verkaufen. Tatsächlich scheint WYLD gar nicht die notwendige Kompetenz zu besitzen. Das macht hellhörig.

Warum WYLD wohl doch nicht so wild ist

Seit ein paar Wochen mach ein Unternehmen auf sich aufmerksam, das so tut, als würde es irgendwann man Wildtiere als Haustiere verkaufen wollen. Das sei 100% legal. Dabei wirbt man in an die Lächerlichkeit grenzender Weise für exotische Wildtiere.

Völlig unseriös

So kann man für angeblich 5.000€ einen Tiger kaufen. Das Tier wird mit einem Foto von Pexels beworben. Der Begleittext strotzt nur vor Dilettantismus. So verspricht man zwar Unterstützung dabei das neue Zuhause des Tigers vorzubereiten, lässt aber dabei das Wichtigste unerwähnt. Niemand kann ohne den Nachweis hinreichender Sachkunde in Deutschland Tiger halten. Die Idee, man könne einfach so legal einen Tiger kaufen und halten, ist in lächerlichster Weise falsch. Zudem würde kein seriöser Tiger-Züchter seine Tiere in unfachmännische Hände geben.

Auch beim Nasenbär macht WYLD peinliche Fehler. Die Invasivarten-Richtlinie der EU schreibt vor, dass die Haltung Südamerikanischer Nasenbären auslaufen muss. Wie will man hier also legal an Nachwuchs kommen und neue Haltungen kommerziell aufbauen? Das wirkt wie ein schlechter Scherz völlig Unkundiger. Das Foto stammt natürlich wieder von einer Seite, auf der man Fotos zur Nutzung erwerben kann.

Besonders lächerlich wird es dann, wenn ein Polarfuchs mit einem Foto beworben wird, der keinen zeigt. Abgebildet ist eine Farbvariante des Rotfuchses, die man als Platin-Fuchs kennt. Jeder seriöse Halter sieht den Unterschied sofort. Daher sorgte die Kampagne auch schon häufig für Kopfschütteln. Solche Fehler sind ungefähr auf dem Niveau, als würde ein Mathelehrer das kleine Einmaleins nicht können. Als Halter von solchen Tieren muss man aber sogar – um im Bild zu bleiben – sogar das große Einmaleins beherrschen.

 

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Ein “cleveren PR-Stunt von Tierschützern”?

Portrait eines jungen Löwens im Tierpark Hellabrunn | Foto: Martin Falbisoner, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das Lifestyle-Magazin “desired” war bisher das einzige Medium, das wirklich darüber berichtete. Es gehört der Ströer Media Brands GmbH – ein Kölner Werbeunternehmen. Die Autorin des Artikels, Cornelia Lange, behauptete, es läge die Vermutung nahe, “dass es sich bei dem Ganzen vielleicht um einen cleveren PR-Stunt von Tierschützern handelt”. Die Kampagne wäre sicher alles, aber nicht sonderlich clever.

Vielmehr hätten sich die Tierschützer damit als völlig inkompetent entlarvt. Das wäre auch einem Journalisten sehr schnell aufgefallen, wenn er wirklich recherchiert hätte. Vermutlich finden sich deshalb auch so wenige Artikel darüber. Wenn WYLD aber eine Aktion von Ströer selbst wäre, ließe sich so etwas natürlich schnell als “clever” bezeichnen, um sich selbst zu loben.

Jemand der aber so eine Webseite voll von Fehlern aufsetzt, hat sich offenbar mit der Haltung und Weitergabe von Wildtieren nicht ordentlich beschäftigt. Für Ströer und besonders diese Tierschützer, die für die Kampagne sicher ein hübsches Sümmchen haben aufwenden müssen, wäre es eine Blamage bis auf die Knochen. Nichts daran wäre clever und der Stunt würde richtig schief gehen. Spannend wäre dann nur, wer das hübsche Sümmchen letztendlich aufgebracht hat? Etwa Spender, die sich erhofft haben, dass das Geld wirklich in den Tierschutz ginge?

Offenbar auch Datenkrake

Es lohnt sich in diesem Zusammenhang einen Blick auf die Datenschutzerklärung von WYLD. Die wollen nämlich richtig was von einem wissen. Am Ende des Prozesses kennt WYLD zum Beispiel den Namen, die Adresse (+Mailadresse), die IP-Adresse des Netzwerkes und natürlich auch die Kontodaten. Somit versucht man hier aktiv an Daten von an Wildtierhaltung interessierten Personen zu kommen, die sogar – durch die Kontodaten – richtig gefährlich für den Inhaber dieser Daten werden können.

Sollte das tatsächlich also ein PR-Stunt sein, ist allein schon das Erlangen solcher Daten unter Umständen gemäß § 42 Abs. 2 BDSG strafbar. Man darf sich nämlich nicht einfach so Daten erschleichen in der Absicht, “sich oder einen anderen zu bereichern”. Ein PR-Stunt wäre wohl so eine Bereicherung. Das Vorgeben falscher Tatsachen wäre wohl ein Erschleichen. Da die Tat auf Antrag verfolgt wird, könnte dieser vielleicht versuchte Stunt richtig heftig teuer werden. Wer hier also einen so genannten “Honey Pod” gebaut hat, um nachher damit zu prahlen, könnte juristische Probleme bekommen.

WYLD nicht seriös

Der Kurzkopfgleitbeutler (Petaurus breviceps) wird auch Sugar Glider genannt. | Foto: patrickkavanagh, Lizenz: CC BY 2.0

Steckt hinter WYLD vielleicht nur ein etwas übermotivierter und unkundiger Geschäftsmann mit guten Absichten? Tut man einem etwaigen Team hinter WYLD vielleicht Unrecht? Das sind Fragen, die man stellen kann. Sie sind aber irrelevant. Haltung, Zucht und Verkauf von Wildtieren braucht Experten. Wer sich so disqualifiziert, ist wohl kaum vertrauenswürdig genug.

Zum Glück können Wildtiere in Deutschland gehandelt werden, was viele Menschen in die Gelegenheit versetzt, dem Natur- und Artenschutz zu helfen. So gibt es großartige Halter und Züchter bedrohter Tiere wie besonderer Fischen, Amphibien und Reptilien zum Beispiel. Auch bei den Vögeln und Säugetieren gibt es Privathalter, die wichtige Beiträge zu Zuchtprogrammen leisten. All diese Menschen eint, dass sie etwas von dem verstehen, was sie tun beziehungsweise tun wollen. WYLD tut das sehr offensichtlich nicht.

Daher ist in jeder Form davor zu warnen mit WYLD auch nur in Kontakt zu treten. Viel wichtiger ist der Kontakt zu Projekten wie Citizen Conservation, der Goodeid Working Group oder anderen Projekten. Mit denen kann man zum Wildtierhalter werden und richtig was im Natur- und Artenschutz gemeinsam mit anderen Menschen bewegen. Sie zeigen, warum Wildtierhaltung in Deutschland nicht nur richtig, sondern auch wichtig ist.

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