Blick von oben in den Plenarssaal des Bundestags. | Foto: Tim Tregenza, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Politik: Ampel würdigt Zoos & Privathalter

Exklusiv für zoos.media – 05.12.2022. Autor: Philipp J. Kroiß

Dieser Artikel wirft einen genaueren Blick auf die Passage eines Antrags im Bundestag, in der die Ampel-Koalition Zoologische Gärten und Privathalter würdigt.

Ampel würdigt Zoos & Privathalter

In einem Antrag “für einen ambitionierten globalen Rahmen zum Schutz der Biodiversität” würdigen die Ampel-Parteien SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP den Beitrag von Ex-Situ-Arbeit in einem Absatz. Das ist deshalb begrüßenswert, weil Zoologische Gärten durch ihren Einsatz für Natur- und Artenschutz schon seit Jahrzehnten den effektivsten Klimaschutz betreiben – und zwar lange bevor es eine Mode war, in deren Tradition sich die Regierungsparteien nun stellen wollen.

VdZ zeigt sich zufrieden

Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) twitterte zur Erwähnung der Zoologischen Gärten im Antrag:

Dieser Vorgang ist durchaus begrüßenswert für den Zooverband, der sich mit bisher – zumindest öffentlich – überschaubarem Erfolg für eine Wahrnehmung der Zoologischen Gärten in der Politik der Ampel einsetzt. Hier der Absatz aus dem Antrag im Voll-Zitat:

“Der Ex-situ-Artenschutz kann neben dem In-situ-Artenschutz einen wichtigen Teil zum Erhalt der Biodiversität beitragen. Dabei können moderne zoologische Gärten sowie verantwortungsbewusste und sachkundige private Züchter durch koordinierte Zuchtprogramme zum Erhalt bedrohter Arten beitragen. Durch Forschung und Beobachtungen können zoologische Gärten das Wissen zu Arten erweitern und nehmen auch einen Bildungsauftrag wahr. Denn das Wissen zur Biologie und Bedrohungssituation von Arten sowie das Verständnis darüber in der breiten Bevölkerung und bei der Bevölkerung in den Ursprungsländern sind eine wichtige Grundlage für Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt. Nur was wir kennen, können wir schützen.” – Zweiter Absatz auf Seite 3 der Drucksache 20/4680

Nur leere Worte?

Dromedar im Zoologischen Garten Berlin (2004) | Foto: Florian Lindner (SuperFLoh), Lizenz: CC BY-SA 3.0

Inhaltlich sagt der Absatz nicht viel mehr aus, als das, was wohl jeder über Zoos und Aquarien sowie die seriöse Privathaltung zu berichten weiß. Es ist hinreichend belegt und nichts Neues. Was dem ganzen Antrag anhaftet, trifft auch auf diesen Absatz zu: nette Worte, aber wenig konkrete Pläne. Im Rahmen der Forderungen, des von Rolf Mützenich (SPD), Katharina Dröge und Britta Hasselmann (Grüne) sowie Christian Dürr (FDP) unterzeichneten Papiers kommen dann die zoologischen Institutionen und Privathalter nämlich nicht so dezidiert vor.

Gleichzeitig ist es sehr unglücklich Zoos und Privatzüchter nur auf ihren Ex-Situ-Beitrag zu reduzieren. Vielmehr ist es ja so, dass besonders die Zoos und Aquarien ein Zentrum der Kombination aus Arbeit ex situ und in situ im Sinne des One Plan Approach darstellen. Hier fragt man sich schon, warum die Politiker nicht tiefer in die Thematik eintauchen. Sich vor Ort über die Arbeit von Zoos und Aquarien zu informieren und direkt mit den Artenschützern zu sprechen, wäre in Berlin selbst, aber auch in ganz Deutschland einfach möglich.

Gerade die Politik muss jetzt etwas tun, damit Zoos und Aquarien gut durch die Krisen kommen. Gerade von der Ampel wartete man bisher vergeblich etwa auf eine Kompensation der von der Bundesregierung ausgelösten Corona-Verluste. Hier darf nicht nur von einzelnen Länderparlamenten etwas kommen, sondern hier müsste auch der Bund unterstützen. Ebenso besteht noch kein Konzept wie die teils energieintensiven Artenschutzprojekte gut durch die anstehende Energiekrise kommen sollen. Auch hier ist die Ampel gefragt, gerade auch im Hinblick auf die Privathalter.

Verband: Zoos seit drei Jahren im Dauerkrisenmodus

Politik liefert bisher nicht

Nasenbären im Tiergarten Mönchengladbach – hat die Art eine Zukunft in Zoos? | Foto: zoos.media

Die Ampel-Bilanz ist bisher in Bezug auf zoologische Gärten und Privathalter ernüchternd. Sie bekommen als Bonbons immer wieder ein paar Plattitüden hingeworfen, die sie bauchpinseln sollen, aber die konkreten Folgen gibt es nicht. Mit warmen Worten kann man nur kein Terrarium heizen, das Amphibienarten beherbergt, die gerade ums Überleben kämpfen. Bisher wirkt die Politik der Ampel allerdings so, als würden die Verantwortlichen glauben, das funktioniere so. Das ist alles andere als gut.

Solchen Worten müssen eben auch Taten folgen, wenn man politisch glaubhaft bleiben will. Zoos und Aquarien sowie Privathalter sind seit rund drei Jahren im Krisenmodus und die direkte politische Reaktion darauf ist dürftig. Gleichzeitig macht man es den artenschutzrelevanten Haltern durch die Hintertür immer schwieriger, in dem man über Haltungsbeschränkungen diskutiert. Auf EU-Ebene macht man sich auch nicht wirksam stark für eine Exkludierung der artenschutzrelevanten Haltungen aus der Invasivarten-Richtlinie.

Schwebende Verfahren, offene Fragen und die Ampel liefert weder Lösungen noch Antworten, obwohl man immer mit Plattitüden vorgibt, viel von diesen wichtigen Stützen des internationalen Natur- und Artenschutzes zu halten. Man kann nicht immer nur sagen, wie schön man etwas findet, aber nichts dafür tun, dass es erhalten bleibt. Am Geld scheint es ja auch nicht zu mangeln, kann man hunderte Millionen Euro für einen Ausbau des Regierungsviertels bereitstellen. Vielleicht sollte die Ampel auch überprüfen, ob die geplanten Ausgaben zu den nach außen angeblich gesetzten Prioritäten passen. Wenn Worten keine Taten folgen, sind sie das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind.

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