Elefant im Zoo Hannover | Foto: Volkan Elis, Lizenz: CC BY 3.0

Wenn der “faktenfinder” der Tagesschau keine Fakten findet …

Exklusiv für zoos.media – 19.06.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Im “faktenfinder” der Tagesschau (ARD) schrieb Oda Lambrecht über die Glaubwürdigkeit von Material von Tierrechtsorganisationen und schadete damit der eigenen Glaubwürdigkeit.

Wenn der “faktenfinder” der Tagessschau keine Fakten findet …

“Manipulierte Aufnahmen verhökert?”, fragte Oda Lambrecht für das Format “faktenfinder” der Tagesschau (ARD). bei den Reden über die Gemeinnützigkeit im Bundestag kamen auch die vielfach manipulierten Aufnahmen zur Sprache, die Tierrechtler im Marketing nutzen und als Undercover-Material verkaufen. Ausgehend davon stellte sich die Journalistin die Frage.

Nachfrage bei Gero Hocker

“Auf Nachfrage des ARD-faktenfinder erklärte sein Büro zunächst, die Tierschutzorganisation Peta habe Manipulationen an Filmaufnahmen eingestehen müssen. Erst auf Nachfrage wird klar, dass Hocker damit meint, einzelne Ausschnitte von Filmmaterial aus einem Zoo seien zusammengeschnitten und mit Musik präsentiert worden. […] Konkrete Zahlen und Quellen lieferte das Büro allerdings nicht.” – Oda Lambrecht im Artikel

Das ist schlicht nicht wahr wie Dr. Gero C. Hocker auf Facebook erklärte:

“Der “Faktenfinder” der Tagesschau kämpft “gegen Fake News aus dem Netz”. Es ist richtig, dass ein Teil der GEZ-Gebühren genau hierfür verwendet wird! Allerdings sollten mit diesem Anspruch auch besondere Anforderungen an die journalistische Arbeit verbunden sein: Am vergangenen Freitag hat eine Journalistin auf Nachfrage von meinem Büro Hinweise auf die von PETA manipulierten Videos betreffend des Zoo Hannover inklusive verschiedener links zu diesem Thema erhalten. Zu behaupten, die Manipulation bestehe alleine in “dramatischer Musik” zeigt, dass die Journalistin offenkundig keine weitergehenden Recherchen angestellt hat.” – Gero Hocker

Es ist sehr einfach zu recherchieren, dass das Material manipuliert wurde. Die untersuchende Expertin hatte das bereits mehrfach Medien weitergegeben. Ob es Zufall ist, dass die Manipulation in einem ARD-Format wie Faktenfinder nicht zugegeben wird, weil das manipulierte Material auf von der ARD ausgestrahlt wurde, mag jeder selbst bewerten.

Wir haben uns mit dem Fall ausführlich beschäftigt:

Elefanten in Hannover: So soll PETA manipuliert haben

Oda Lambrecht und die Bauern

Die freie Journalistin ist in Bezug auf den Agrar-Sektor kein unbeschriebenes Blatt. In Bezug auf Agrar-Blogger, die sie in einem Beitrag so darstellte, als würden sie nur die positiven und guten Seiten der Landwirtschaft beschreiben, was völlig realitätsfern ist, schloss sie ihren Bericht mit den Worten „Je mehr schöne und problemfreie Bilder [Bauer Holti] und seine Berufskollegen verbreiten, desto mehr müssen Journalisten auf Probleme schauen.“

Für den NDR entwickelte sie zudem ein Spiel, in dem man Bauer spielen könne, worauf der Bauernverband Schleswig-Holstein sehr empört reagierte: “Mit billigster Stimmungsmache schiebt der NDR den Bauern im Norden Geldgier, Tierquälerei und Panscherei unter”. In dem so unschuldig daher kommenden Spiel, versteckte sich nämlich eine Botschaft: “Der gute Bauer geht, wer übrig bleibt, ist folgerichtig ein geldgieriger Tierquäler und Verbrauchertäuscher. Oda anders: Die wahren Schweine sind die Bauern.” Der Bauernverband beschreibt in dem Post seinen Eindruck so: “Was Lambrecht macht, gleicht einem Feldzug gegen eine Berufsgruppe, die sich selber einen Kodex gegeben hat.” Er erklärt weiter: “Was der NDR macht, ist kein Spiel sondern eine schlimme Verleumdung. Wenn die redlichen Bauern aufhören, dann wegen solcher Diffamierung!”

Im September 2016 berichtete Lambrecht mit anderen Journalisten über “Massive Tierschutz-Probleme bei Bauern-Chefs” und dabei griff sie selbst auf Ausnahmen der radikalen Tierrechtsorganisation zurück. Einer dieser “Bauern-Chefs”, Thomas Storck, Vorsitzender Verband Deutscher Putenerzeuger e.V. (VDP), erklärt dazu, er habe dem Rechercheteam nicht nur eine ausführliche Stellungnahme zukommen lassen, sondern auch eine Einladung auf seinen Hof ausgesprochen, die nicht angenommen wurde.

Oda Lambrecht kooperierte übrigens bereits für Report Mainz mit Edgar Verheyen, der just über diesen Fall der Elefantenhaltung des Zoo Hannover nachweislich das manipulierte Bildmaterial von PETA nutzte.

Was läuft da zwischen PETA und REPORT MAINZ?

Vor dem Hintergrund dieser “Vorgeschichte” der Journalistin, muss man dann auch den Bericht beurteilen; ob jemand mit diesen offensichtlichen Motiven die Fakten wirklich finden oder nur die eigene Berichterstattung reinwaschen wollte, ist letztendlich fraglich. Wenn nämlich jetzt plötzlich jemand berechtigte Zweifel an solchem Material hegen würde, das sie verteidigt, wäre ja auch darüber zu berichten nicht mehr so lukrativ und ob eine freie Journalistin sich das mit diesem Themengebiet im wahrsten Sinne des Wortes “leisten” kann, ist auch so eine Frage, die jeder für sich selbst abwägen muss.

Was bleibt von diesem “faktenfinder”-Beitrag?

“Wenn öffentlich-rechtliche Medien allerdings den berechtigten Anspruch stellen, “Fake news” zu entlarven, ist es erschütternd, wenn genau sie solche produzieren – aus welchem Grund auch immer… Die Folge ist lediglich eine weitere Erosion der Glaubwürdigkeit von Politik und Medien – und das kann und darf doch nicht wirklich Anspruch von professionellem Journalismus sein!” – Dr. Gero C. Hocker

Der Kampf gegen Fake News ist enorm wichtig und ist auch ein Anliegen von zoos.media und ähnlichen Projekten wie etwa ProZoo oder dolphinaria.truth. Letztendlich ist die Sache nur so: Man darf nicht lügen. Oda Lambrecht hat nicht nur die Kommunikation mit Herr Hocker, sondern auch die Faktenlage bezüglich des Videos über die Elefantenhaltung im Zoo Hannover nachweislich falsch dargestellt, sondern offenbar auch noch so verfälscht, dass es ihrer Interessenlage, die sie durch ihre Art der Berichterstattung erahnen lässt, zu Gute kommt. Solche Artikel schaden dem “faktenfinder” als Format, der ARD als öffentlich-rechtlicher Rundfunk und leider auch der Glaubwürdigkeit der Medien.

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