Zu nah: Whale Watching in der Bay of Islands | Foto: W. Bulach, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Bay of Islands: Große Tümmler vor dem Aussterben

Exklusiv für zoos.media – 21.03.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Erschreckende Zahlen aus der Bay of Islands: die dortige Population Großer Tümmler ist drastisch eingebrochen. Schuld daran ist eine distanzlose Whale-Watching-Industrie.

Bay of Islands: Große Tümmler vor dem Aussterben

Die “Bucht der Inseln”, wie die Region übersetzt heißt, ist eine große Bucht im Norden der Nordinsel von Neuseeland. Bei Urlaubern ist sie enorm beliebt. Einer der gefragtesten Aktivitäten dort ist Whale Watching, das in den letzten Jahren massiv zugenommen hat. Die Population Großer Tümmler, die dort resident in Küstennähe leben, ist um über 90% eingebrochen: 1999 waren es 278 und aktuell verbleiben nur noch etwa 26 Große Tümmler. Das ist ein desaströser Rückgang. Das örtliche Artenschutz-Department ist alarmiert:

Schutzgebiet soll helfen

Wilder Delfin mit tiefen Narben und Hautläsionen in Cromarty Firth (Scotland) | Foto: Rene, Lizenz: public domain

Das “sanctuary”, das auch im Video oben vorgeschlagen wird, ist aber kein Ensemble von Netzkäfigen und hat nichts mit den tierschutzwidrigen Haltungen der Tierrechtsindustrie zu tun, obgleich sie ihre Delfin-Endlager genauso nennen, damit es sich schöner anhört. Arten- und Populationsschützer möchte vielmehr ein Schutzgebiet einrichten, das die Delfine vor der Whale-Watching-Industrie besser schützt. Diese bringt sich nun auch schon in Stellung gegen dieses Schutzgebiet, weil sie Umsatzeinbußen fürchtet, nachdem sie die Population jahrelang ausgebeutet hat. Ihr Bootverkehr hat nämlich dafür gesorgt, dass es mit dem Nachwuchs vor Ort nicht mehr funktioniert – die Zahlen sind erschreckend.

In der letzten Saison wurden gar keine Kälber geboren, die Jungtiersterblichkeit der vergangenen Jahre wird auf 75% geschätzt, wozu noch eine bei Wildbeobachtungen übliche Dunkelziffer hinzugezählt werden muss. Damit ist sie weit über der Jungtiersterblichkeit in Neuseeland generell und weit über der in seriösen Delfinarien. Normalerweise ist zu erwarten, dass in Menschenobhut und der Natur etwa um die 40% der Jungtiere überleben und nicht nur 25%. Damit haben die Kälber, die vom Whale Watching betroffen sind, eine viel höhere Sterbewahrscheinlichkeit als sie sonst hätten. Der Grund dafür ist, dass die Tiere “dank” der Whale-Watching-Industrie vor Ort, die sowohl Bootstouren als auch Tauch- und Schwimm-Exkursionen anbietet, dafür sorgt, dass die Delfine 86% ihres Tages von sie störenden Menschen und Booten umgeben sind.

Das Artenschutz-Department will nun ein komplettes Verbot des Schwimmens mit den wilden Delfinen und einen Abstand von 400 Metern zwischen Meeressäuger und Boot. Zudem sollten die Boote stoppen, sobald Delfine in ihre Nähe kämen. Das würde noch einen guten Blick auf die Tiere ermöglichen, so William Goodfellow von Explore Bay of Islands, die solche Touren anbieten, und der von stuff im oben verlinken Artikel dazu befragt wurde. Zudem sollen die Touren auch edukativer gestaltet werden, erklärte er und unterstützt den Vorstoß der Naturschützer. Viele andere Mitglieder der Industrie fürchten nun nach dem für den Tourismus sehr harten Covid-Jahr, das sie keine Zukunft mehr haben. Die meisten Anbieter nutzen nämlich gerade die Nähe als Verkaufsargument. Das vorgeschlagene Schutzgebiet soll solche Touren aber nicht unmöglich machen, sondern sie nur tiergerechter, mit mehr Abstand, gestalten.

Jahrelanges Greenwashing der Tierrechtsindustrie

Gegen die Delfinarien gab und gibt es ein Bündnis aus Teilen der Whale-Watching-Industrie und der Tierrechtsindustrie, wobei letztere das Geschäftsmodell als Alternative zu Delfinarien greenwashte, während die meist ohnehin nicht seriösen Whale-Watching-Unternehmer wiederum die Tierrechtler gegen die Zoos und Aquarien unterstützte, die zweifelsohne Whale-Watching-Angeboten Konkurrenz machen, weil sie eine bessere Alternative offerieren. Wir haben darüber schon oft berichtet, allerdings auch erwähnt, dass es wenige seriöse Anbieter gibt, die das falsche Spiel nicht mitgespielt haben und nach wie vor auch nicht mitspielen.

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Dieses konkrete Beispiel aus Neuseeland unterstützt nun wieder mal den seit Jahren bekannten Forschungsstand.

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Das zeigt erneut, dass die Tierrechtsindustrie gar keine besseren Alternativen parat hat, wie sie immer behauptet. Tatsächlich ist Whale Watching, so wie es aktuell von zahlreichen Tierrechtsorganisationen beworben wird, sehr schädlich. Es zeigt auch, dass es der Tierrechtsindustrie dabei gar nicht um das Tierwohl ging, was für Kenner der Szene keine Überraschung ist, gehört es doch zur Ideologie von Tierrechtlern, jede Form der Tierhaltung zu beenden – unabhängig ihrer Bedeutung für den Natur- und Artenschutz. Erneut fällt hier auf mit welchen ruchlosen Tricks gearbeitet wird. Während also die Tierrechtsindustrie mit ihrer Anti-Zoo-Propaganda Wildpopulationen an den Abgrund treiben, schützen moderne Zoos und Aquarien diese aktiv.

Hier ein Beispiel wie solche Kooperationen ausschauen:

Das zeigt: moderne, akkreditierte und zertifizierte Zoos, Aquarien und Delfinarien sind Teil der Lösung, nicht des Problems. Das Problem ist vielmehr die Tierrechtsindustrie, die diese wichtige Arbeit völlig unmöglich machen will.

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