Beluga inm Ozeanarium von Vladivostok | Foto: Jason Rogers, Lizenz: CC BY 2.0

Beluga Whale Sanctuary scheitert erneut

Exklusiv für zoos.media – 02.06.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Für die beiden Belugas ging es wieder zurück: erneut glückt eine langfristige Haltung von Little Grey und Little White dem Beluga Whale Sanctuary nicht.

Beluga Whale Sanctuary scheitert erneut

Vor kurzer Zeit feierte man noch groß, dass Litte White und Little Grey von den kleinen Indoor-Becken in einen Netzkäfig umgezogen sind. Es habe ja alles ach so gut funktioniert.

Ob das je der Realität entsprach, bleibt fraglich. Es war auch verdächtig ruhig geworden um das selbsternannte Sanctuary. Dann kam sehr zögerlich heraus, dass Little Greys Appetit abnimmt. Man beruhigte die durch Gerüchte bereits nervös gewordenen Fans damit, dass auch der Tierarzt sich besonders um den kranken Beluga kümmere. Ende Mai 2023 berichteten isländische Medien, dass die beiden Wale wieder in ihren kleinen Indoor-Becken seien.

Little Grey bekommt Antibiotika

Weder Veterinärmediziner noch Pfleger scheinen eine echte Idee zu haben, was dem Beluga fehlt. Isländischen Medien berichtete man, es würden alle Arten von Bluttests und Grippetests gemacht. Man hat sogar den Regen im Verdacht, dass er die Reaktion auslöst, weil die Tiere den ja nicht kennen würden. Mit Vitaminen und Antibiotika sei man nun aber frohen Mutes, dass es Little Grey schon besser ginge. Eine Diagnose hat man aber nicht.

Antibiotika sind gegen Bakterien wirksam. Wenn die Darstellung stimmt, dass es ihr damit besser geht, scheint es wohl ein bakterielles Problem zu sein. Das ist auch logisch: das Immunsystem der Belugas ist gar nicht auf die Wildbahn ausgelegt. Zudem kommen Belugas um Island herum natürlicherweise gar nicht vor. Dazu kommt, dass sie quasi im Rinnstein der meistbefahrenen Wasserstraße des Gebietes leben. Ob es überhaupt theoretisch ein Beluga-Immunsystem wird geben können, dass diese Belastungen aushält, ist hochgradig fraglich.

Ewiges Hin und Her?

Sea Pen in der Bucht von Klettsvík (Heimaey, Island) | Foto: Hansueli Krapf, Lizenz: CC BY-SA 2.5

Zum Greenwashing hat Merlin Entertainments – ein Unternehmen, das noch nie ein fachliches oder wenigstens glückliches Händchen bei Walhaltung hatte – die Tiere unter großem Presse-Brimborium nach Island transportiert. Ursprünglich waren es drei gewesen, ein Tier hatte die Vorbereitungen für den Transport allerdings nicht mal überlebt. Dann hat man ebenfalls mit viel Presse-Palaver diese “Rettung” medial verwurstet. Dass Merlin die Tiere in China schlicht gekauft hatte, blieb in den Medienberichten immer unerwähnt.

Schon das erste Aussetzen im Netzkäfig ging schief und was folgte war eine lange Zeit in den kleinen Indoor-Becken, während der die Fans immer wieder vertröstet wurden. Dann war es vor wenigen Wochen so weit und die Wale gingen wieder in die Netzkäfige. So richtig lange hielten die Tiere es nicht aus und es ging wieder zurück in die kleinen Pools backstage an Land. Es bahnt sich also ein ewiges Hin und Her an. Für Branchen-Kenner ist das keine Überraschung: Merlin Entertainments auch besonders mit seiner Aquarien-Marke Sea Life steht nicht für gute Tierhaltung.

Sanctuary funktioniert nicht

Ebenfalls keine Überraschung ist das Nicht-Funktionieren der als Sanctuary bezeichneten Ansammlung von Netzkäfigen, die man auch Sea Pens nennt. Auch letzteres ist eine euphemistische Bezeichnung. Genau vor einem solchen Ausgang ist Sea Life, über dessen Trust Merlin Entertainments das ganze Projekt abwickelt, auch gewarnt worden. Die radikale Anti-Delfinarien-Organisation WDC aber fand das Projekt aber ja so toll und war sich sicher, dass es funktionieren würde. Dort hat man aber zuletzt vor etwa einem Jahr überhaupt vom Projekt berichtet.

Merken die Zoogegner also schon, dass ihre angeblich bessere Alternative in Wahrheit viel schlechter ist? Dazu schweigt man sich aus und beschönigt. Die Wissenschaft wusste es schon früher.

Für Cetaceen, also Wale generell inklusive Delfine und Delfinartige, ist ein oft euphemistisch als Sanctuary bezeichneter Netzkäfig eben nicht die bessere Alternative zur akkreditierten und/oder zertifizierten Haltung im Zoo, Aquarium oder Delfinarium.

Wie lange soll das so weitergehen?

Beluga (Weißwal) in L’Oceanogràfic | Foto: Carquinyol, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Die Verantwortlichen des Beluga Whale Sanctuary machen keine Anstalten von ihrem offensichtlichen Scheitern abzulassen. Andauernd sind die Belugas für lange Zeit in den viel zu kleinen Holding Pools an Land. Es ist dem schwachen Walschutz in der Walfangnation Island zu verdanken, dass dies überhaupt legal ist. Davon hatten die Tierrechtsindustrie und ihre Kollaborateure schon im Fall Keiko profitiert. Im Sinne der Tiere kann das nicht sein.

Es gibt hervorragende Beluga-Haltungen in Europa und den USA, in denen die Tiere ein glückliches Leben haben könnten. Die beiden Weibchen könnten eine neue Familie bekommen, vielleicht auch mit Jungtieren um sich und so die schrecklichen Jahre erst in China und dann in Island hinter sich lassen. Dort würden sich auch echte Experten um die Tiere kümmern. Statt das Wohl der Tiere ist Merlin Entertainments und Sea Life aber wohl das eigene Greenwashing wichtiger. Aktuell spielen viele Medien ja auch noch mit und schauen beim Scheitern weg.

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