Der Hafen von Heimaey | Foto: Hansueli Krapf, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Beluga Whale “Sanctuary”: Wale sind in Netzkäfige gebracht worden

Exklusiv für zoos.media – 09.08.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Laut einem Zeitungsbericht, sind die Belugas bereits vor einiger Zeit in die Netzkäfige gebracht worden. Was das für die Tiere bedeutet, erklärt dieser Artikel.

Beluga Whale “Sanctuary”: Wale sind in Netzkäfige gebracht worden

Laut einem Artikel auf mbl.is wurden die Belugas Little White und Little Grey in ihrer Netzkäfig-Installation in der Klettsvík-Bucht auf der Insel Heimaey gebracht. Dort verfälschen sie nicht nur die Fauna, weil Belugas in diesem Bereich der Welt gar nicht vorkommen, sondern befinden sich auch noch in unmittelbarer Nachbarschaft von einer stark befahrenen See-Route, die alle Schiffe nehmen müssen, um den Hafen der Hauptstadt zu erreichen. Das Projekt wurde deshalb häufig massiv kritisiert.

Der Sea Life Trust, der das Projekt betreut, hielt es auch zwei Tage danach nicht für nötig, auf seinen Kanälen über diese Aktion zu berichten. Auch zwei Tage nach dem Transport war auf den Social-Media-Kanälen am heutigen Mittag nichts zu vernehmen, obgleich man sonst recht mitteilungsbedürftig ist. Der Transport ereignete sich mit einiger Verspätung, über die zoos.media berichtete. Dass er bisher noch nicht kommuniziert wurde, zeigt erneut die Intransparenz der ganzen Unternehmung.

Beluga Whale Sanctuary: Gibt es etwas, das Sea Life Trust verbergen möchte?

Ein Tier war bereits im Projekt-Verlauf verstorben, ein anderes zeigte eine heftige Verletzung der Oberlippe, die auch vom Projekt bis heute nicht erklärt wurde. Die beiden verbliebenen Tiere litten zudem zuvor einige Wochen an einer Infektion. Das ganze Projekt blickt also auf eine Chronologie des Scheiterns zurück.

Wird jetzt alles besser?

Die beiden Beluga-Weibchen sind nun dem Schmutz und dem Lärm der vorbeifahrenden Boote und Schiffe ausgesetzt und leben ohnehin in Wasserverhältnissen, die signifikant schlechter sind als in einer akkreditierten und / oder zertifizierten Walhaltung. Dieses unsinnige Leid der Tiere wird in Kauf genommen für eine Greenwashing-Kampagne, die Merlin Entertainments‘ Tochter Sea Life zusammen mit der fragwürdigen Organisation WDC seit Jahren betreibt. Zuvor gefasste Pläne für Netzkäfig-Projekte, die man euphemistisch “Sanctuary” nennt, waren gescheitert und nun profitiert man in Island von den schlechten Walschutz-Bestimmungen der Walfang-Nation.

Eigentlich gibt man beim WDC gerne vor, gegen solchen mangelhaften Walschutz zu sein, aber profitiert nun gerne von genau diesem schwachen gesetzlichen Schutz von Walen in Island. Für die Tiere wird also gar nichts besser, denn sie ziehen nur von einer sehr kleinen Haltungseinrichtung in etwas größere, verschmutzte und laute Netzkäfige. Das Problem ist aber nicht nur, dass sie selbst nun dort leben, sondern, dass dies natürlich auch das Ökosystem beeinflusst. So kommt es zu einer Verfälschung der Fauna und zudem ist absolut unklar, inwiefern das Immunsystem der Tiere auf die Gefahren vor Ort vorbereitet ist, weil es ja keine Gewässer sind, in denen Belugas normalerweise vorkommen.

Will Sea Life noch mehr Wale halten?

Die Chefin des Projekts, Au­d­rey Padgett vom Sea Life Trust, stellte in dem Interview zum Transport mit mbl.is sogar in Aussicht, bis zu acht Wale halten zu können. Es ist fraglich wie das funktionieren soll. Auf der Presse-Seite des Projekts findet sich aktuell kein Foto der Netzkäfig-Anlage, nur eine Computersimulation, die drei überschaubare Becken zeigt. Wie dort die Haltung von acht Tieren funktionieren soll, ist fraglich, wenn man Standards anlegt, die für akkreditierte und zertifizierte Zoos und Aquarien gelten würden, aber bei dem quasi nicht vorhandenen Walschutz in Island könnte so eine beengte Haltung kein Problem sein, ähnlich wie sie das auch in der Holding Facility nicht war.

Wer Aquarien der Sea-Life-Gruppe etwa in Deutschland besuchte, wurde zudem immer mit einer falschen Darstellung von Walhaltung in Menschenobhut beschallt und der Beteuerung, dass man so etwas nicht machen würde, während eben sich sehr wohl Wale im Besitz von Merlin Entertainments befanden. Nun will man die Walhaltung sogar noch expandieren. Zwar gibt man sich Mühe, diese Haltung zu greenwashen, aber es bleibt eben nichts anderes als eine Haltung, allerdings unterhalb des Standards von modernen Zoos und Aquarien. Diese Tiere sind weder frei, noch leben an einem Ort, an dem Belugas üblicherweise vorkommen. Das ganze Projekt basiert auf einem Märchen, an das nur allzu viele Menschen anscheinend gerne glauben. Die Realität sieht anders aus.

Man hat ja bei Keiko gesehen wie ein vergleichbares Netzkäfig-Projekt ausgegangen ist.

Keiko wählte Menschen, Tierrechtler seinen Tod

Die Aussichten für die Belugas sind also nicht rosig.

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