Gruppenbild der Teilnehmenden des Gründungstreffens im Tierpark + Fossilium Bochum | Foto: Tierpark + Fossilium Bochum

Bochum: Landeszooverband NRW gegründet

Exklusiv für zoos.media – 26.04.2022 Autor: Philipp J. Kroiß

Nach anderen Bundesländern bekommt nun auch Nordrhein-Westfalen eines Landeszooverband. Warum das eine wichtige Ergänzung für die Zoowelt ist, erläutert dieser Artikel.

Bochum: Landezooverband NRW gegründet

Am 22. April 2022 war es so weit: Vertreter aus 15 zoologischen Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen (NRW) kamen im Tierpark + Fossilium Bochum zusammen, um den Landeszooverband NRW (LZV NRW e.V.) zu gründen. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss aus Verbandsmitgliedern der Deutschen Tierpark-Gesellschaft (DTG) e.V., des Deutschen Wildgehege-Verbandes (DWV) e.V., des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ) e.V. und verbandslosen zoologischen Institutionen mit Sitz in NRW. Diese soll den Mitgliedseinrichtungen eine starke Stimme verleihen – auch politisch.

“Die zurückliegenden, durch die Corona-Pandemie geprägten Jahre haben einmal mehr gezeigt, wie wichtig eine Vertretung auf Landesebene ist. Die Krisenzeit hat die Zoolandschaft vor große – vor allem wirtschaftliche – Herausforderungen gestellt. Gleichzeitig haben Zoos, Wild- und Tierparks auch während der Pandemie mit ihren Freiluft-Flächen eine wertvolle Ausgleichsfunktion, besonders für Familien, im immens eingeschränkten Alltag geboten. Ein starker Fürsprecher ist hier essenziell, um den Wert seiner Mitglieder gegenüber der Politik zu betonen und sich gezielt für die gemeinsamen Belange einzusetzen.” – Ralf Slabik, Bochums Zoodirektor und gewählter 1. Vorsitzender des LZV NRW e.V.

Vernetzung verstärken

Binturong in den Asienwelten vom Tierpark + Fossilium Bochum | Foto: zoos.media

Der Ort der Gründung ist sicher nicht zufällig gewählt: Seit der Aufnahme in den Deutschen Wildgehege-Verband im Dezember 2021 ist der Tierpark + Fossilium Bochum als einziger Zoo in allen drei großen deutschen, bereits oben genannten, Zooverbänden vertreten. Dieser Verein “soll in der Öffentlichkeit sowie in der Politik für ihre Interessen eintreten und gleichermaßen ihre besondere wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Bedeutung herausstellen – als Orte der Forschung, der Aus- und Umweltbildung, des Tier- und Artenschutzes sowie als Naherholungsstätten”, heißt es in der Pressemitteilung des Bochumer Tierparks. Allerdings ist das nicht die einzige Aufgabe: “Gleichzeitig macht es sich der Verband mit seiner koordinierten Arbeit zur Aufgabe, die Vernetzung und den Fachaustausch auf allen Ebenen zwischen seinen Mitgliedern zu fördern, um zukunftsweisende Visionen umzusetzen.”

“Wir leben in einem föderalen System und so ist es folgerichtig für die vielfältigen Unternehmensstrukturen der Zoos, Tier- und Wildparks in NRW unverzichtbar eine Landesvertretung als Fürsprecher zu haben, die sich im Sinne einer partnerschaftlichen Zoogemeinschaft für die Interessen einer jeden tiergärtnerischen Einrichtung einsetzt und seinen Mitgliedern auf Augenhöhe begegnet. Die Zoolandschaft in NRW lebt von ihrer Vielfalt!” – Volker Walter, Vorsitzender des LZV NRW e.V. und DWV-Vorstandsmitglied

Es ist nicht der erste Landeszooverband in Deutschland, ähnliches gibt es bereits in anderen Bundesländern. NRW hat allerdings bundesweit die höchste Zoodichte mit mehr als 1.000 Tierarten aus allen Kontinenten. So will man Fachpartner von Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen im Land und in den Kommunen NRWs sein und möchte mit gemeinsamen Schutzprojekten und Aufklärungsarbeit auch zum Erhalt der heimischen Tier- und Pflanzenwelt beitragen. Noch vor den Sommerferien ist geplant in einer ersten ordentlichen Mitgliederversammlung die zukünftige Ausrichtung der Zoogemeinschaft in NRW zu bestimmen.

Corona-Pandemie legte Probleme offen

Totenkopfäffchen im Tierpark + Fossilium Bochum | Foto: zoos.media

Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich weitere Landesverbände gründen. In der Corona-Zeit hat man sehen können, dass die klassischen großen Verbände wie VdZ und EAZA es nicht geschafft hatten etwa in Aussicht gestellte und geforderte Hilfspakete und Rettungsschirme zu realisieren. Wenn es diese gab, dann meist auf Ebene der Bundesländer. Hinzu kommt, dass viele kleinere Zoologische Institutionen, aufgrund von Verbandspolitik, keine reelle Chance haben in die großen nationalen und internationalen Zooverbände zu kommen, weil der finanzielle Aufwand nicht gerade klein ist und das Kosten-Nutzen-Verhältnis somit nicht gegeben. Landeszooverbände dürften hier deutlich leichter zugänglich sein und helfen, die Reihen zu schließen. Das wird notwendig sein, um die Herausforderungen der Zeit zu bewältigen.

Ebenso wird spannend sein, ob es der Landeszooverband NRW als erster Verband schaffen wird, eine schlagkräftige Antwort auf die Bedrohungen durch die Tierrechtsindustrie zu finden. Auf dieser Ebene schwächeln sehr viele Zooverbände national und international ähnlich wie auch auf der Ebene der Nutzung von Social Media, um ihre Präsenz dort zu stärken. In der klassischen Öffentlichkeitsarbeit hat ein Landeszooverband zudem sehr gute Optionen, weil der die Lokalpresse anders adressieren kann, und hier wird man sehen, wie sich der Verband diesbezüglich schlägt. So steht er vor einigen Herausforderungen, aber auch mit dem Potential es deutlich besser zu machen und einen deutlichen Mehrwert zu liefern.

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