Elefant in Uganda | Foto: Rod Waddington, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Bundesregierung teilt falsche Infografik zum Thema Artenschutz

Exklusiv für zoos.media – 30.09.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Eigentlich sollte man den Kommunikationskanälen der Bundesregierung Vertrauen schenken können. Im Bezug auf die CITES-Konferenz war dem leider nicht so.

Bundesregierung teilt falsche Infografik zum Thema Artenschutz

Es stimmt so einiges nicht mit dieser anlässlich der jüngsten Artenschutz-Konferenz in Genf veröffentlichten Infografik auf der Facebook-Seite der Bundesregierung, die aktuell von einer Koalition aus CDU/CSU und SPD gestellt wird:

Für die seriösen Zoos in der EU ändert sich gar nichts

Ein Teil der Außenanlagen für Elefanten im Zoo Wuppertal | Foto: zoos.media

Wie wir bereits erklärt haben, ändert sich durch die Beschlüsse zum Schutz des Afrikanischen Elefanten für die seriösen zoologischen Einrichtungen innerhalb der Europäischen Union überhaupt nichts. Die Surrogaten-Organisation einer Anti-Zoo-Organisation hatte nämlich versucht, den Export auch von lebenden Elefanten aus bestimmten Afrikanischen Ländern – angeblich zugunsten des Elefantenschutzes – zu verbieten und ist damit glücklicherweise an der EU gescheitert. Das war ein wichtiger Schritt für die Erhaltung der Elefanten in Afrika, die bekanntlich nicht durch die ohnehin nur vereinzelt noch stattfindenden  Exporte für moderne zoologische Gärten gefährdet sind, sondern durch die Übernutzung ihrer natürlichen Lebensräume durch den Menschen und nicht zuletzt den illegalen Handel mit Elfenbein, dem täglich fast 100 Elefanten durch Wilderei zum Opfer fallen.

Hinzu kommt, dass die Nationalparks nur eine begrenzte Anzahl von Elefanten beherbergen können, weil ein Ökosystem nicht eine unbegrenzte Zahl von Elefanten aushält. Um diese einhalten zu können, braucht es ein Bestandsmanagement und hierbei können moderne zoologische Einrichtungen helfen, indem sie überzählige Tiere übernehmen. Die Alternative wäre, die Tiere abzuschießen. Hier in Europa aber können sie als Botschafter für ihre in der Natur gefährdeten Artgenossen und ihrer natürlichen Lebensräume noch einen sinnvollen Beitrag zum Artenschutz leisten – tot hingegen geht das nicht.

Es ging nie um Asiatische Elefanten

Elefant vor Zebraherde im Ngorongoro-Krater: In Tansania verschwindet das Wildleben immer mehr. | Foto: Schuyler S., bearbeitet von Daniel Schwen, Lizenz: CC BY-SA 2.5

Das Foto der Bundesregierung zeigt Asiatische Elefanten. Es ging aber immer nur um die Afrikanischen Elefanten in dieser Frage, da der Vorschlag von einer Surrogaten-Organisation kam, die Interessen afrikanischer Länder zu vertreten vorgibt. Irreführenderweise spricht man im Text auch von Elefanten generell. Auch das ist fragwürdig.

Dies aber zeigt, dass es sich hierbei nicht um einen Fehler aus Versehen handeln kann, weil man sowohl in Bild und Wort desinformiert. Das ist ein mehr als fragwürdiger Vorgang – besonders, da es sich um die Facebook-Seite der Bundesregierung handelt.

Es liegt nahe, dass die Informationen, die zum Erstellen der Grafik führten, vom SPD-geführten Umweltministerium kamen, da die zuständige Ministerin Svenja Schulze und ihr Team intensiv bereits zuvor darüber berichteten. Schon eine Formulierung in der entsprechenden Pressemitteilung hatte Stirnrunzeln ausgelöst:

Auch der Export von lebenden Elefanten aus der Wildnis in Zoos wird grundsätzlich verboten. Eine Verbringung in Zirkusse ist komplett ausgeschlossen. Enge Ausnahmen gibt es nur noch für einst wilde, bereits in Zoos lebende Elefanten und in besonderen Ausnahmesituationen, wenn die Verbringung nachweislich der Arterhaltung der Elefanten in Afrika zu Gute kommt.

Das stimmt einfach nicht. Es ging eben nur um Afrikanische Elefanten, hier kann man vielleicht zu Gute halten, dass es im vorigen Absatz auch nur um Afrika ging, aber es ist eben auch generell schief formuliert. Denn es war bekanntlich in den letzten Jahrzehnten immer eine Ausnahme, dass Elefanten aus Afrika nach Europa importiert wurden und das nur unter Bewältigung eines sehr großen bürokratischen Aufwands. Allerdings hatte man an dieser Stelle zunächst noch gedacht, es wäre ein kleiner Flüchtigkeitsfehler.

Die SPD und die Tierrechtler

Elefanten im Vordergrund, Giraffe im Hintergrund – fotografiert im Pittsburgh Zoo | Foto: Daderot, Lizenz: CC0 1.0

Die Veröffentlichung der Bundesregierung – anscheinend unter Federführung des Bundesumweltministeriums – nun aber lässt es eher so aussehen, als wolle man hier bestimmten Zoogegnern die Option einräumen mit diesem angeblichen Beschluss hausieren zu gehen und sich damit zu schmücken. Dass nun sogar die Bundesregierung schon Fake News zu Gunsten der Tierrechtsindustrie verbreitet, gibt sehr zu denken, und zeigt wie weit der Lobby-Arm der Zoogegner schon reicht. Und das kann nicht im Interesse des Tierwohls sein.

Dass sich besonders die SPD für den populistischen Irrweg radikaler Tierrechtsorganisationen aufgeschlossen zeigt, ist ja leider schon an vielen Stellen zu Tage getreten: etwa bei den Wahlprüfsteinen des VdZ oder im Rahmen von Gesprächen mit der unseriösen Anti-Delfinarien-Organisation WDC. Gleichzeitig aber gibt es glücklicherweise aber auch viele lobenswert engagierte SPD-Politiker auf Landes- und Kommunalebene, die sich für moderne Zoos und Aquarien aussprechen, wie etwa Till Backhaus, Frank Börner oder Christian Vogel.

Vor wenigen Jahren stand die Volkspartei SPD noch klar zu modernen Zoos, doch je unstabiler sie insgesamt wurde, desto unstabiler wurde auch ihre Zustimmung zu zoologischen Einrichtungen. Es täte der Partei sicherlich gut, sich nicht nur eindeutig zu Zoos und Aquarien zu bekennen, wie es die Union und die FDP vormachen, sondern sich auch insgesamt zu stabilisieren. Gerade in Zeiten, in denen rechte und linke Populisten immer mehr nach der Deutungshoheit streben, braucht es eine starke politische Mitte, die seriöse Politik macht – und dies eben auch, wenn es um den Natur- und Artenschutz sowie Elefanten in Zoos geht.

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