Elefant im Zoo Hannover | Foto: Volkan Elis, Lizenz: CC BY 3.0

Wer ist eigentlich die “Elefantenexpertin” Carol Buckley?

Exklusiv für zoos.media – 16.12.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

Die von PETA vorgestellte “Elefantenexpertin” Carol Buckley hat eine Vergangenheit gesäumt mit fragwürdigen Haltungen und Connections zur Tierrechtsindustrie.

Wer ist eigentlich die “Elefantenexpertin” Carol Buckley?

In Deutschland ist Buckley durch die PETA-Kampagne gegen den Erlebnis-Zoo Hannover bekannt – nicht ihre erste Kooperation mit PETA.

Elefant mit Roller Skates und Sanctuaries

Um das Jahr 1980 hatte Buckley Elefantin Tarra in ihrer Obhut und ihr Rollerskaten “beigebracht”. Das klingt so unglaublich, dass man dazu schreiben muss, dass das kein Scherz ist; Carol Buckley hat ihrem Elefanten tatsächlich Rollerskates angezogen. Dann soll auch noch gesehen worden sein, als sie Tarra hinter den Kulissen schlug. Völlig diskreditiert, musste sie sich nun nach anderen beruflichen Perspektiven umsehen.

Die Tiertrainerin Felicia Frisco vermutet, dass sie mangels beruflicher Perspektiven sich in Richtung der Tierrechtler bewegte.

1995 gründete Buckley ihr “Sanctuary” und partizipiert aktuell daran, vergleichbares in Europa unter dem Namen “Elephant Haven” aufbauen. Die “Sanctuarys” sind aber letztendlich nur Endlager, in denen die Tiere ohne die Möglichkeit der Reproduktion, bis zu ihrem Tod gepflegt werden sollen – mit dem Leben in einer natürlich wachsenden Elefantenherde, wie in der Wildbahn oder modernen Zoos, hat so eine Haltung unter generellem Zuchtstopp überhaupt nichts zu tun. Aber konzentrieren wir uns nicht auf das Luftschloss in Europa, sondern erstmal auf die Realität in Tennessee.

Da rühmte man sich jüngst damit, dass Rehe manchmal in die Haltung kommen und zwischen den Elefanten nach Futter suchen. Das sieht zwar vielleicht nett aus, bekommt aber einen unangenehmen Beigeschmack, wenn man bedenkt, dass im Sanctuary, auch TES abegkürzt, Elefanten leben, die Tuberkulose haben, was ansteckend ist.

Seit Jahren steht das Sanctuary wegen fragwürdiger Haltung in der Kritik.

Ein Transport in dieses “Sanctuary” geht auch für die wenigsten Tiere gut aus. Hier die Geschichten von Tieren, die gesund in das Sanctuary kamen, aber es nie wieder verlassen konnten.

Buckley hat aktuell über das Sanctuary keine Kontrolle, war dort allerdings fünfzehn Jahre. Aktuell will sie ein neues Sanctuary in Nordamerika bauen: ERNA. Ein weiteres Luftschloss, wofür natürlich fleißig Spenden gesammelt werden. Bei ihrem alten Sanctuary flog sie, weil sie, laut Angaben von CEO Janice Zeitlin, es versäumte, Mitarbeiter zu schulen, die Mitarbeiter nicht über das Tuberkulose-Risiko zu informierte und zudem gegenüber den Elefanten aggressiv geworden wäre.

Seitdem kämpft Buckley gegen das Sanctuary, um Tarra, die dort noch immer lebt, wieder zu bekommen. Es ist das typische Geschäftsmodell von Sanctuaries : man versucht an die Tiere anderer zu kommen, um sich damit ein Business aufzubauen. Dass der Besitzerwechsel auch Vorteile für die Tiere hat, ist nicht garantiert und es ist fraglich, ob es überhaupt intendiert wird.

Man sieht das auch leicht im Fall des Sanctuaries von PAWS. Deren Haltung ist hochgradig umstritten, da nicht mal husbandry behaviours mit den Tieren trainiet werden – eine Haltung, die mit moderner Elefantenhaltung nichts zu tun hat. Als es 2015 ein großes Feuer gab, das die Einrichtung bedrohte, gab es deshalb keine Möglichkeit, die Tiere zu evakuieren. Man sperrte die Tiere um und das Feuer verfehlte sie glücklicherweise, aber sorgte für Aufregung, Stress und Rauchinhalation bei den Tieren. Ebenfalls gab es Bericht darüber, dass sie gesunde Tiere aufnehmen, die dann nach ein paar Jahren eingeschläfert werden – wegen angeblicher chronischer Beschwerden. Zudem gibt es wohl auch ein Tuberkulose-Problem in der Haltung. Dieses Sanctuary wurde von der GFAS akkreditiert, deren ausführende Direktorin, eine Ex-PETA Mitarbeiterin, den unsterblichen Satz prägte, dass „die meisten von uns“ im „Tierschutz-Geschäft“ (tatsächlich meint sie aber die Tierrechtsindustrie) wären, „weil wir Geld lieben“. Sowohl das TES, als auch Buckley selbst, lehnen diese Haltung nicht ab – in ihrer Zeit beim TES gab es sogar eine Zusammenarbeit bezüglich der Unterbringung eines Bullen.

Ähnlichkeiten in der Biografie zu anderen Pseudo-Experten

Ihre Biografie erinnert sicherlich einige an die Ric O’Barrys: ein, wohl aufgrund seiner Methoden, diskreditierter Trainer, der einen angeblichen Wandel hinlegt, sich in der Tierrechtsszene “engagiert” und schließlich kommt raus, dass die Tiere im jeweiligen Sanctuary immer noch alles andere als professionell behandelt werden. Nun versuchen beide, Buckley und O’Barry, neue Sanctuaries aufzubauen – auch hier in Europa. Die Liste von Beispielen, in denen Menschen, die nun Teil der Tierrechtsindustrie sind, eine eigene Tierhaltung aufbauen wollen und zuvor im professionellen Bereich gescheitert sind, lässt sich ergänzen – um die radikale Aktivistin Ingrid Visser oder etw verschiedene Blackfish-Trainer. So rühmt sich Buckley auf damit von Care2, die beschuldigt werden Kontaktdaten von Nutzern an PETA zu verscherbeln, in einem Atemzug mit der Regisseurin des populistischen Films genannt zu werden.

Das Geschäft mit dieser Art Sanctuaries funktioniert so, dass sich Tierrechtler gegen Zirkus und Zoo profilieren, teils üble und realitätsferne Schmierkampagnen vom Zaun brechen, um an Tiere zu kommen, die sie dann auch halten – meist unter einem Zuchtstopp, was unnatürliche Herdenstrukturen und/oder dauerhafte Medikation mit Verhütungspräparaten evoziert. Diese Sanctuaries sind Teil der Tierrechtsindustrie oder eng mit ihr verwoben. So entsteht ein Greenwashing der Tierhaltung und dies meist ohne die Situation der Tiere zu verbessern. Die Personalstruktur besteht bei den Sanctuaries meist aus Laien, die einfach in der Tierrechtsindustrie Karriere machen (wollen) und durchaus fragwürdigen Trainern.

Freilich gibt es Haltungen in Einrichtungen, die sich Zoo oder Zirkus nennen (aber diese Bezeichnung nicht verdienen, weil sie Standards modernder Haltung nicht erfüllen), die dringend verbessert werden müssen. Gerade die Vergangenheit bezüglich von Elefanten hat uns aber gezeigt, dass Santuaries mit Verbindungen zur Tierrechtsindustrie, nicht der richtige Ort sind, damit es diese Tiere wirklich deutlich und nachhaltig besser haben. Moderne Zoos haben oft bewiesen ein wunderbarer Ort für solche Tiere zu sein – allerdings sind es dann meist eben die Tierrechtler, die den Zoos, die den Tieren ein besseres Leben ermöglichen, Verhaltensstörungen der Tiere zum Vorwurf machen, die diese in der Haltung entwickelt haben, aus der sie mit Hilfe der Zoos gerettet  werden konnten.

 

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