Schneebedecktes Thermometer | Foto: mattbuck, Lizenz: CC BY-SA 2.0 DEED

Copernicus, das Zwei-Grad-Ziel und 125.000 Jahre

Exklusiv für zoos.media – 22.11.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Dass es nichts bringt, den Klimawandel zu leugnen, ist klar. Sehr deutlich wird aber auch, dass Desinformation mit Weltuntergangsszenarien genauso haltlos sind.

Copernicus, das Zwei-Grad-Ziel und 125.000 Jahre

Das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus rühmt sich damit Europas Auge auf dem Planeten zu sein. Dass es sich lohnt, doch mit beiden Augen hinzusehen, zeigen zwei jüngste Veröffentlichungen des dadurch doch sehr fragwürdig erscheinenden Programms. Allerdings muss man fairerweise dazu auch erklären, dass es bei Copernicus im Wesentlichen darum geht, die Klimapolitik der EU zu unterstützen und nicht unbedingt darum, seriöse Informationen heraus zu geben.

Zwei-Grad-Ziel überschritten?

Erde vom Mond aus gesehen | Foto: NASA/Bill Anders, Lizenz: public domain

Copernicus meldete, dass erstmals ein Tag im weltweiten Durchschnitt die Zwei-Grad-Grenze durchbrochen hätte. Am 17. November 2023 sei, nach vorläufigen Daten, der Durchschnitt des Zeitraums von 1850-1900 für diesen Tag um 2,06°C übertroffen worden. Dabei wird aber eine falsche Genauigkeit vorgegaukelt, weil sich die aktuelle globale Durchschnittstemperatur sowieso schon nicht auf Hundertstel Grad feststellen lässt. Im 19. Jahrhundert ging das sowieso nicht. Solche Meldungen, die von zahlreichen Medien aufgenommen wurden, sind ein Bärendienst für seriösen Klimaschutz.

Folgt man der Definition des Weltklimarats bedeutet ein Tag gar nichts. Es würden nicht mal ein paar Tage, Monate oder gar Jahre über zwei Grad für das tatsächliche Überschreiten der Grenze reichen. Warum? Es geht beim Zwei-Grad-Ziel um einen Durchschnittswert. Um also von einem Überschreiten zu sprechen, müsste die globale Durchschnittstemperatur über 30 Jahre um 2°C höher liegen als in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das ist auch durchaus mathematisch klar, weil man sonst Äpfel mit Birnen vergleicht.

Die wärmste Zeit seit 125.000 Jahren?

Eisbären auf der Guillemot Insel (Ukkusiksalik National Park, Nunavut, Canada) | Foto: Ansgar Walk, Lizenz: CC BY-SA 2.5

Copernicus aber scheint sich von Fakten wenig beirren zu lassen, wenn man sich doch klangvolle Superlative ausdenken kann. So sprach man zum Beispiel vom wärmsten Oktober seit 125.000 Jahren. In Deutschland wird allerdings erst seit 1881 das Wetter aufgezeichnet und Zeitreisen sind bis heute nicht möglich. Man kann solche Daten nur schätzen. Vor 125.000 war die letzte Warmzeit vor der aktuellen Warmzeit – also wirkt das ohnehin schon weniger überraschend, wenn sowieso eine Eiszeit dazwischen lag.

Wie warm es in dieser Eem-Warmzeit genau war, ist nicht genau bekannt. Es gibt Forschung, die erklärt, dass es noch mal 2°C wärmer war als aktuell. Das ist auch eigentlich die allgemeine Lehrmeinung. Der Meeresspiegel war deutlich höher – etwa 6 bis 9 Meter über dem gegenwärtigen Niveau. Das Problem bei den Temperaturen der damaligen Warmzeit sind auch ihre recht großen Schwankungen, die man feststellen konnte. Kein seriöser Forscher würde also sich da auch nur auf ein paar Grad festnageln lassen. Dafür sind die Messunsicherheiten zu groß, die seriöse Forschung immer mit kommuniziert.

Kommt jetzt die Katastrophe?

In der seriösen Klimawandel-Forschung, die leider weitab von der medialen Vermarktung angeblich gesicherter Erkenntnisse stattfindet, steht der Klima-Terminismus, wie etwa das Zwei-Grad-Ziel, massiv in der Kritik. Man muss sich vergegenwärtigen, dass, als es gefasst wurde, der Wissenschaftliche Umweltbeirat der Bundesregierung (WBGU) behauptete, 25 Jahre später sein ein Gegensteuern schon nicht mehr möglich. Diese Frist lief vor rund drei Jahren aus und hat nicht mal die interessiert, die nach wie vor fleißig für dieses Ziel eine Kampagne nach der anderen machen.

Weil immer wieder solche Deadlines ohne jede Nachwirkung auslaufen, hat sich die seriöse Klimawandel-Forschung von dieser Praktik abgewandt und kritisiert sie. In der Fachliteratur sieht man diesen “climate deadline-ism” als massiv “gefährlich” an. Dass mit Copernicus dies nun von der EU selbst ignoriert wird, ist mehr als fragwürdig. Das Schlimme daran ist, dass dies quasi eine Einladung für jede ist, die sogar den Klimawandel leugnen und deshalb zum Beispiel den Natur- und Artenschutz als sinnlos ansehen.

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